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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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zitternd vor Wut, standen sich beide Männer gegenüber in nun offenem Kampf. Brühl fühlte, daß sein Verderben vor ihm stand, und Siepmann, daß sein ganzes Sein an einem Faden hing. Sie starrten einander an, überlegten, suchten sich gegenseitig die Gedanken aus dem Hirn zu saugen.
    Endlich ging Brühl langsam an seinen Schreibtisch. Ein Druck auf einen verborgenen Knopf genügte, und die beiden Türen des Zimmers schnappten in den Riegel, ein Griff, und eine Pistole glänzte in seiner Hand. Siepmann erbleichte und taumelte zurück.
    Der Minister trat an eine verborgene Tapetentür: »Da wir uns so ehrlich ausgesprochen haben, Siepmann, können wir ebenso handeln. -- Wenn Sie sich rühren, schieße ich Sie zusammen! -- In einer Stunde werden Sie unterwegs nach dem Lilienstein sein, Bester!«
    »Und was werden Sie davon haben, Herr Minister? Alle Dokumente sind selbstverständlich in der Hand eines Dritten, der das Paket sofort an den König sendet, wenn ich verschwinden sollte.«
    »Es müßte erst in die Hände des Königs kommen, Herr Siepmann! Glauben Sie nur, meine Waffen sind den Ihrigen mindestens gleich!«
    Siepmann, der seine Übereilung bereute, aber an der ganzen Art und Weise Brühls merkte, daß es nicht zum Äußersten kommen würde, sagte kleinlaut: »Ja, ich seh's ein, ich bin Ihnen nicht gewachsen, Exzellenz!«
    »Das ist vernünftig, Siepmann! Ich könnte mich jetzt leicht von Ihnen befreien, aber ich wünsche es gar nicht, weil ich Ihr Talent ungern entbehre. Wir wollen offen miteinander reden. Nach dem, was vorgegangen ist, können Sie unmöglich glauben, daß ich zu Ihnen wieder Vertrauen fassen kann, -- es sei denn, daß Sie ausliefern, was Sie als Waffe gegen mich gesammelt haben.«
    »Es käme ganz darauf an, was Sie mir dafür gewähren wollen.«
    »Nennen Sie den Preis!«
    »Den Adelstitel und das Schloß Ubigau, das dem Fürsten Sulkowsky gehörte.«
    Brühl fuhr zurück. Endlich sagte er: »Gut, Siepmann, Sie sollen den Adel und Ubigau haben.«
    »Wann, Exzellenz?«
    »Sie werden mit Karbe zu der Person gehen, die das Material hat, und es abholen, Karbe wieder hierher begleiten und mit ihm speisen. Inzwischen komme ich vom königlichen Diner zurück. Sie geben mir das Paket, ich Ihnen den Adelsbrief und die Schenkungsurkunde. Ja?«
    »Mit Vergnügen! Ich bin wie immer Ihr treuer Siepmann, Exzellenz, und wenn ich den Adelstitel und Ubigau habe, will ich Ihnen etwas erzählen, was für Ihr ganzes künftiges Leben wichtig werden kann.«
    Brühl sah den Sprecher forschend an, konnte aber in dem glatten, ruhigen Gesicht nichts lesen. Er klingelte, und als Siepmann mit Karbe das Hotel verlassen hatte, befahl er, Saul zu rufen.
    »Saul, Sie sind doch Siepmanns Feind? -- Keine Geschichten, bitte! Sie sind's, Sie beneiden ihn! -- Wollen Sie seine Stellung haben?«
    »Exzellenz!«
    »Ja oder nein?«
    »Nun, bei meiner armen Seele, -- ja!«
    »Folgen Sie mir ins Nebenzimmer, dort will ich Ihnen zeigen, wie Sie die Stelle in ... sagen wir, in einem Vierteljahr haben können.«
    Als Brühl vom Diner des Königs zurückkam, warteten Siepmann und sein Begleiter bereits auf ihn; sie betraten zu dritt das Zimmer, das schon so viele Intrigen sah, und der Minister bat um Aushändigung des Paketes. Siepmann überreichte es ihm lächelnd.
    »Herr von Siepmann, hier ist das Adelsdiplom, hier die Ubigauer Schenkungsurkunde. Ich werde Sie am nächsten Courtage Seiner Majestät vorstellen. Ich hoffe, da nun Ihre Wünsche erfüllt sind, daß Sie bis dahin über ihren neuen Rang schweigen werden. Sie könnten durch Voreiligkeit den König sehr erzürnen, namentlich inbetreff Ubigaus, das er dem Grafen Rutowsky schenken wollte.«
    »Ganz gewiß werde ich die Audienz abwarten, Exzellenz!« Zitternd griffen seine Hände nach den ersehnten Urkunden und rollten sie auseinander. Vor seinen Augen schwamm's: da stand, daß er adelig war, da stand, daß das königliche Ubigau ihm gehörte.
    »Nun, Herr von Siepmann, sind wir wieder Freunde?« fragte Brühl, der inzwischen das Paket geöffnet und alle gefährlichen Dokumente in die flackernde Flamme des Kamins geworfen hatte.
    »Ja, Exzellenz! Und was immer zu tun sein mag: Sie sollen mich stets bereit finden! Und damit Sie sehen, wie ich Ihre Interessen behüte, will ich Ihnen sofort etwas mitteilen, was seltsam klingen mag, aber doch wahr ist.«
    Sich Brühl nähernd, flüsterte er ihm leise eine Nachricht zu. Dieser stand starr, atemlos; alles Blut strömte in siedenden

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