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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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endlich den Blick auf sich fühlend und sogleich das Schlimmste befürchtend, zu den beiden Königen treten, als er von einer kleinen, vertrockneten und doch seltsam festen Hand zurückgehalten wurde. »Herr Minister, ich muß Sie sprechen!« sagte Fräulein von Kling leise, aber bestimmt.
    »Meine Gnädige, Seine Majestät ...«
    »Spricht mit seinem hohen Besuch. Sie werden mir ein paar Sekunden Zeit schenken; denn was ich Ihnen zu sagen habe, wird Ihnen wichtiger sein als alle Allianzen. Wenn Sie mit mir gesprochen haben, dürfte es Ihnen leichter werden, den König von Preußen abzuweisen.«
    Es lag etwas im Ton der Dame, das Brühl wie Eis berührte. Die Gewißheit, die aus diesen grauen, stechenden Augen sprach, zwang ihn zur Furcht. Widerstandslos folgte er ihr.
    Sie führte ihn weit weg, durch entfernte Säle, nach einem stillen, matt erhellten Foyer. Verloren drang der Schall der Musik zu ihnen.
    »Herr Minister von Brühl, ich komme direkt von Wien und grüße Sie vom Fürsten Lichtenstein. Wenn Sie nicht binnen vier Wochen den Allianztraktat lösen«, und sie zog ein Papier aus der Tasche, »so läßt die Kaiserin-Königin dieses Dokument drucken!«
    Er öffnete mechanisch das Papier: es war eine Abschrift des Teilungsplanes, den er seinerzeit dem Archiv entwendet hatte.
    Brühl brach innerlich zusammen. Fräulein von Kling nahm das Pergament wieder an sich und ging in den Ballsaal zurück.
    Erst geraume Zeit später erschien auch Brühl wieder unter den Tanzenden. August stand noch immer in der Fensternische, vor ihm Friedrich II., der ihm seine Absichten auseinandersetzte. Brühl schritt auf beide zu und blieb kurz vor ihnen stehen, den Wink seines Monarchen erwartend.
    »Ah, gut, daß Sie kommen, Graf«, rief August; »ich habe mich bisher dringend bemüht, unserem hohen Gast das Schwierige unserer Lage auseinanderzusetzen. Unmöglich, daß wir uns sofort entscheiden können!«
    »Ich meine, es ginge doch«, sagte Friedrich lächelnd zu Brühl, »denn über das, was man in der Politik will, kann man kaum uneins mit sich selber sein; es kommt nur auf das Wie an.«
    »Sicher, Majestät!« antwortete Brühl rasch. »Sachsen kann ein Bündnis mit Preußen nur erwünscht sein, doch wie sich das realisieren mag, ist eben das Schwierige. Preußen steht Österreich gegenüber auf anderem Boden als Sachsen. Preußen erkennt Maria Theresia als Kaiserin-Königin an und verlangt nur das von ihr, was es sein altes Anrecht nennt. Wir bestreiten der jetzigen Herrscherin von Österreich aber überhaupt das Recht, Seiner apostolischen Majestät, dem verstorbenen Kaiser, zu sukzedieren. Unsere Ansprüche sind älterer Natur, und es handelt sich für uns um den Besitz Österreichs. Euer Majestät müssen zugeben, daß wir in dieser Frage auseinandergehen; und wenn es Wien beliebt hätte, der Krone Preußen in ihren schlesischen Ansprüchen gerecht zu werden, hätten wir vielleicht schon einen vollständigen Bruch mit Preußen zu beklagen gehabt.«
    »Ah, nicht übel, Herr Graf, -- dagegen ist eben ein Bündnis das beste Schutzmittel!« lachte Friedrich. Dann, seine Augen fest auf Brühl richtend, sagte er schneidend: »Ich bin kein Mann von Wenn und Aber, Herr Minister, und meine einfach, daß die pragmatische Sanktion, die Maria Theresia den Thron sichert, von allen Potentaten, außer Bayern, verbrieft und garantiert ist. Verstehen Sie, Herr Graf? Feierlich garantiert! Nur Bayern hat ein moralisches und juristisches Motiv zum Kriege; ich selbst habe nur gefordert, was mein ist. Es stimmt, Herr Minister, wir stehen nicht auf demselben Boden der Anschauung und der -- Begriffe! Morgen werde ich mir erlauben, von meinem königlichen Bruder von Sachsen definitive Entschließung zu erbitten.«
    Friedrich überließ den König mit seinem Minister sich selbst. Und während er im Weggehen zu Prinz Heinrich äußerte: »Wo Brühl aufhört, ein Narr zu sein, ist er ein Spitzbube!« -- wurde der Graf von seinem Souverän mit einer Flut von Vorwürfen bedacht.
    »Mein Gott, Brühl, wo waren Sie denn die ganze Zeit? Dieser preußische Furioso hat mir auf eine ganz unangenehme Weise zugesetzt.«
    »Ich habe eine wichtige Nachricht erhalten, Majestät. Während der Köng von Preußen hier scheinbar für eine Allianz mit uns wirkt, ist er mit Bayern, Frankreich und Rußland in geheime Übereinkunft getreten, und wenn Theresia überwunden ist, wird man sich auf uns werfen.«
    »Was? ... Mein Gott, wäre das denkbar?! ... Und woher haben

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