Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
Vom Netzwerk:
feingewebten Maschen zu verstricken.
    Friedrich II. wußte mehr, als seine Feinde dachten; er beobachtete und war bereit ... und ließ sich im übrigen in seinen Friedensaufgaben vorläufig nicht stören.
    Sein Werk der Trockenlegung des Oderbruches, um Bauerndörfer zu gewinnen, machte gute Fortschritte; der beengende Gürtel aller Festungswerke um Berlin sank und machte neuem Wohnraum Platz, Kanäle zur Verbesserung des Verkehrs waren im Entstehen, Fabriken wurden begründet, Verwaltung und Rechtsprechung sahen einschneidenden Reformen entgegen. Kunst und Wissenschaft blühten.
    Und nach des Tages wohlabgewogener Müh und Last suchte der König Erholung im Kreise auserlesener Männer, er las, studierte seine geliebten Philosophen, schrieb und dichtete selbst. Und wenn er die zierlichen Rokokolinien seines »Sanssouci« betrachtete, das sich in tändelnder Anmut dem Sandboden Potsdams entrankte, so dachte er vielleicht an das ebenso graziöse Gliederspiel der Barbarina und des bißchen Sonnenscheins, das sie seinem einsamen Herzen gab, und er lächelte weise und wissend. Und dann griff er wohl zur Flöte ...
    Es war Emanuel Bach nicht leicht geworden, sich in die freien und toleranten, so ungewohnt andersgearteten Verhältnisse seines hiesigen Wirkungskreises hineinzufinden. Aber er besaß geistige Frische und Anpassungsfähigkeit, und er war entschieden ein Talent. Friedrich selbst mochte ihn gut leiden, Graun umschloß ihn mit väterlicher Freundschaft, und mit keinem anderen konzertierten Quanz und Salimbeni so gern als mit dem kleinen sächsischen Kammerzimbalisten. So wurde es ihm nicht einmal sonderlich schwer, die Aufführung der »Hohen Messe« seines Vaters zu erreichen.
    Der König hatte die Musik gehört, war ganz begeistert und ließ Emanuel zu sich bescheiden. »Hör Er, Bach, Sein Vater hat da eine kostbare Musik gemacht« -- er griff zur Flöte und wiederholte einige Motive aus der Komposition -- »ist's so richtig, Bach?«
    »Gewiß, Majestät haben sehr genau gehört.«
    »Er kann Seinem Vater schreiben, daß ich ein Verehrer von ihm bin, hört Er. Wenn er aber nach Potsdam kommen wollte, würd' ich ihn viel lieber haben. Sag Er mir, zum Teufel, warum kommt denn Sein Vater nicht? Ich hab' Ihm das nun schon zweimal gesagt, hat Er nicht geschrieben?«
    »Wohl habe ich das, Majestät, aber der Vater hat mancherlei Unglück in der Familie gehabt, so daß er nicht weg konnte, und außerdem bekommt er keinen Urlaub, Majestät.«
    »Ja, von der bösen Geschichte mit Seinem Bruder Friedemann hat Er mir erzählt. Das ist schlimm. Er soll ein guter Orgelspieler sein. Sein Vater sollte ihn mitbringen!«
    »Majestät, es ist nur wegen des Urlaubs.«
    »Ach was! Ich will haben, daß er kommt! Wenn Sein Vater mich böse macht, laß ich ihn von einem Pikett Husaren holen, schreib Er ihm das; und wenn ihm der Rat zu Leipzig auf den Brief nicht Urlaub gibt, werde ich's den Herren Senatores gedenken, wenn ich wieder einmal nach Sachsen komme!« Lächelnd klopfte Friedrich ihm auf die Schulter und entließ ihn.
    Emanuel schrieb sofort, unterstrich die Unabwendbarkeit eines baldigen Besuchs und verfehlte auch nicht, auf die angedrohten Husaren entsprechend hinzuweisen. Und diesmal tat der Brief seine Wirkung. Von der eingeschüchterten Magdalena angespornt, legte er ihn dem Rat vor, und dieser säumte nicht, dem Kantor Bach »auf dringende Einladung hin« den erbetenen Urlaub zu erteilen und in die Begleitung seines Sohnes Friedemann einzuwilligen. Eine Woche später reisten beide ab.
     

Kapitel XVII
     
    Friedrich II. klappte das Buch zu, in dem er gelesen hatte. Er war heute nicht in besonderer Stimmung, und weder Voltaires zynische Gedankenblitze noch La Mettries scharf deduktives Wesen, weder Diderots liebenswürdige Klarheit noch d'Alemberts rhetorische Grazie oder Rousseaus schwermütiger Idealismus wollten ihn befriedigen. Er war froh, daß die Stunde des allabendlichen Kammerkonzertes gekommen war. Quanz oder der König spielten dabei gewöhnlich die Flöte, Emanuel Bach das Klavier oder Cello, Graun hatte die
Violine prime
, Kirnberger und Benda führten die zweite Violine und Agricola die Bratsche. Salimbeni und die Astrua bestritten, im Bedarfsfall von anderen Mitgliedern der Oper unterstützt, die Gesangspartien. Jede Etikette war verbannt.
    Als Friedrich den Konzertsaal betrat, in dem außer den mitwirkenden Künstlern die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses seiner bereits harrten, schlug

Weitere Kostenlose Bücher