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Friedemann Bach

Friedemann Bach

Titel: Friedemann Bach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Emil Brachvogel
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Astrua!« Sie schmeckte bitter. »Er wird in einem Lied um sie geworben haben, er ... hat ja die Schablone!«
    Ein Woche später hörte Friedrich von Eichstädt das »Ja!« von den Lippen Antonies. Und Brühl schrieb:
»Mein Kind! -- Mein alter Freund fragte bei mir an, ob ich in die Werbung seines Sohnes Friedrich um Deine Hand einwillige. Darauf antworte ich: daß ich meinerseits von Herzen damit einverstanden bin, die Entscheidung jedoch vollständig Dir überlasse. Ich bin überzeugt, daß Dein gesundes Urteil über gewisse Dinge und Personen, die ich nun gern vergesse, gerichtet hat und Du einsiehst, daß meine scheinbare Härte meinem Pflichtgefühl entsprang. Entscheide darum in eigener Wahl über Deine Zukunft. Zu Deiner Verlobung werde ich nicht kommen, Geschäfte verhindern mich; am Hochzeitstage jedoch will ich nicht fehlen. Durch Allerhöchste Munifizenz und das, was Dir aus dem Privatvermögen Deiner Mutter gewährt ist, wirst Du ein Deinem Stande gemäßes Haus in Berlin käuflich erwerben können, und ich werde dafür sorgen, daß Du es Deinem Zukünftigen als Mitgift zubringst. Was die sonstige Aussteuer betrifft, so magst Du hierzu jede erforderliche Summe bei mir in Anspruch nehmen. --
    Dein aufrichtiger Vater.«
     

Kapitel XIX
     
    Hell strahlte wieder Friedemanns guter Stern, der Doppelstern der Kunst und Liebe, als er an der Marienkirche zu Halle sein Amt als Musikdirektor und Oberorganist antrat. Von Wolff, der ihm als einem Lieblingsschüler der Merseburger Exilzeit ein gutes Andenken bewahrt hatte, mit offenen Armen empfangen, durch sein Wissen, sein einnehmendes, wieder elastisch gewordenes Wesen, besonders aber durch seine Kunst alle bezaubernd, wurde er bald ein Abgott der Musensöhne.
    Sein Bestreben war, den musikalischen Teil der Studentenschaft in Instrumental- und Vokalmusik weiter auszubilden, einen großen Sängerchor mit Solis und endlich ein bedeutendes Orchester aus ihm zu schaffen. Für diesen wollte er komponieren und so alle Träume, die er von der Macht und Vielseitigkeit der Musik hatte, verwirklichen, durch ihn den Gipfel des Ruhms erklimmen.
    Störend wirkte lediglich, daß ihm seine geistlichen Vorgesetzten, vor allem der Superintendent Spex, mit einer gewissen Reserviertheit begegneten. Mit Recht führte er ihr höflich-kühles Benehmen darauf zurück, daß sie sich noch beleidigt fühlten, weil ihre Wünsche und Meinungen bei Besetzung der Organistenstelle einfach übergangen worden waren und der König dekretiert hatte: »Der Bach bekommt das Amt!« -- Friedemann, der gelernt zu haben glaubte, welch schwere Kunst das Leben ist, zog die Folgerungen und ging, soweit es seine Dienstgeschäfte zuließen, peinlich allem aus dem Wege, was ein geistliches Gewand trug. Desto mehr hielt er sich zu seinem früheren Lehrer der Philosophie, zu dessen geistiger Richtung er sich zudem besonders hingezogen fühlte.
    Nach einem Diskussionsabend bei Wolff wollte Friedemann eben nach Hut und Stock greifen, um sich den aufbrechenden Professoren und Studenten anzuschließen, als der Hausherr ihn zurückhielt: »Auf ein Wort noch, lieber Bach! -- Sie sind erst kurze Zeit hier, Sie kennen Halle und seine Verhältnisse noch wenig. Hören Sie auf den Rat eines alten Freundes! Sie wissen, wie lieb ich Sie habe und wie gern ich's sehe, wenn Sie mich recht oft besuchen und der Weltweisheit Ihre Vorliebe schenken. Aber eben weil ich Sie so lieb habe, bitte ich Sie: besuchen Sie mich nicht mehr so oft, es möchte Ihnen schaden! Halten Sie sich lieber, aus Klugheit wenigstens, etwas mehr zur Theologie, zu Ihren Vorgesetzten an der Marienkirche. Gottesgelahrtheit und Weltweisheit liegen einander in Halle ewig in den Haaren, und Sie werden -- zumal jetzt, da die Theologie im Schatten steht -- sich alle die auf den Hals hetzen, die sich ohnehin schon gekränkt fühlen, aber nun einmal Ihre Behörden sind, die Ihnen das Leben verbittern können.«
    »Illustrissimus, Sie haben wohl recht, aber was soll ich denn machen? Ich kann doch den Leuten nicht das Haus einlaufen, wenn sie mich kalt und scheel ansehen und bei sich aufnehmen, als käme irgendein Hans Narr.«
    »Ei, ja, das ist ganz gut! Sie sollen ja auch nicht den Speichellecker machen, das verlange ich am wenigsten von Ihnen, aber Sie sollen klug sein und sich die Leute nicht verfeinden. Man muß es dummen und brutalen Menschen, wenn man nun einmal mit ihnen leben muß, gar nicht zeigen, daß man ihre Narrheiten und Bosheiten merkt. Ist Spex

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