Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frieden auf Erden

Frieden auf Erden

Titel: Frieden auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
passiert?«
    »Woran erinnerst du dich denn?«
    Diese jähe Umkehrung der Situation verblüffte mich.
    »Weißt du das nicht?«
    »Ich weiß, daß du etwas geschrieben und in einem Konservenglas vergraben hast. Stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Hast du die Wahrheit geschrieben?«
    »Ja. Das, was ich noch wußte.«
    »Und es wurde sofort ausgegraben. Bestimmt von dem ersten.«
    »Von Shapiro?«
    »Namen kann ich mir nicht merken. Der nach dem Mond geguckt hat.«
    »Verstehst du, wenn ganz normal gesprochen wird?«
    »Schwach, am ehesten noch französisch.«
    Nach diesem Französisch wollte ich mich lieber nicht näher erkundigen.
    »Nur Morsezeichen?«
    »Am besten.«
    »Dann sprich!«
    »Du wirst es aufschreiben, und dann wird es wieder geklaut!«
    »Ich schreibe nichts auf, Ehrenwort!«
    »Meinetwegen. Du weißt etwas , und ich weiß etwas . Rede du zuerst!«
    »Hast du es nicht gelesen?«
    »Ich kann nicht lesen.«
    »Gut … Das letzte, woran ich mich erinnere … Ich suchte Kontakt mit Vivitch zu bekommen, nachdem ich mich aus diesen unterirdischen Trümmern im japanischen Sektor herausgewunden hatte, aber es gelang nicht. Jedenfalls erinnere ich mich dessen nicht. Ich weiß nur, daß ich nachher selber gelandet bin, manchmal glaube ich, ich wollte dem Sendling etwas wegnehmen, denn dieser war irgendwo hineingeraten oder hatte etwas gefunden … Ich weiß nicht einmal, welcher Sendling es gewesen ist. Der molekulare wohl nicht? Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.«
    »Der aus Pulver?«
    »Ja«, bestätigte ich und setzte vorsichtig hinzu: »Aber sicher weißt du …«
    »Sag erst alles, was du weißt«, gab sie zurück. »Du sagtest, es scheine dir manchmal so. Wie scheint es dir sonst ?«
    »Daß dort überhaupt kein Sendling war oder daß er zwar da war, ich ihn aber nicht suchte, weil …«
    »Weil was?«
    Ich zögerte. Sollte ich bekennen, daß das, woran ich mich zuweilen erinnerte, wie ein unwahrscheinlicher Traum war, den Worte nicht zu fassen vermochten und der nur einen ungewöhnlichen Sinneseindruck hinterließ?
    »Ich weiß nicht, was du denkst«, fühlte ich die Tastzeichen, »aber ich weiß, daß du etwas im Schilde führst. Ich spüre es!«
    »Warum sollte ich?«
    »Darum. Die Intuition bin ich. Rede! Was erscheint dir sonst ?«
    »Ich habe dann den Eindruck, als sei ich auf eine Aufforderung hin gelandet. Ich weiß aber nicht, wer sie an mich gerichtet hat.«
    »Was hast du ins Protokoll geschrieben?«
    »Darüber nichts.«
    »Sie hatten aber die Kontrolle, sie haben die Aufzeichnungen. Sie wissen, ob du vom Mond eine Aufforderung erhalten hast oder nicht. Sie konnten alles mithören. Die Agentur weiß es.«
    »Ich weiß nicht, was die Agentur weiß. Mit eigenen Augen habe ich Mitschnitte der Zentrale nicht gesehen, weder in Ton noch in Bild. Nichts. Das weißt du doch.«
    »Ja. Und noch etwas weiß ich.«
    »Was?«
    »Du hast diesen Pulverförmigen verloren.«
    »Den Dispersanten? Natürlich habe ich ihn verloren, sonst wäre ich nachher nicht in den Raumanzug gestiegen und …«
    »Dummkopf. Du hast ihn anders verloren.«
    »Wie denn? Hat er sich aufgelöst?«
    »Nein. Er ist gekapert worden.«
    »Von wem?«
    »Ich weiß nicht, vom Mond, von etwas oder jemandem. Er hat sich dort verwandelt, von selbst. Von Bord aus war es zu sehen.«
    »Ich habe es gesehen?«
    »Ja, aber du hattest keine Kontrolle mehr über ihn.«
    »Wer hat ihn dann gesteuert?«
    »Ich weiß nicht, vom Raumschiff war er abgekoppelt, hat sich aber weiterhin verwandelt – in diese verschiedenen Programme.«
    »Das kann nicht sein.«
    »Doch. Mehr weiß ich nicht. Dann erst wieder unten auf dem Mond. Ich bin dort gewesen, das heißt du und ich, gemeinsam. Dann ist Tichy umgefallen.«
    »Was sagst du da?«
    »Er ist umgefallen. Das muß die Kallotomie gewesen sein, bei mir ist an dieser Stelle ein Loch. Dann war ich wieder an Bord, du packtest den Raumanzug in den Container, und der Sand rieselte.«
    »Sollte ich gelandet sein, um zu sehen, was mit diesem molekularen Sendling passierte?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Bei mir ist da ein Loch. Dazu diente die Kallotomie.«
    »Sie war vorsätzlich?«
    »Ja, ganz bestimmt. Damit du wiederkommst und nicht wiederkommst.«
    »Das haben mir Shapiro und wohl auch Gramer ebenfalls gesagt, nur nicht so direkt.«
    »Das ist ein Spiel. Sie wissen einiges, anderes fehlt ihnen. Auch sie haben sicherlich irgendwo Löcher.«
    »Warte mal, warum bin ich umgefallen?«
    »Wegen der

Weitere Kostenlose Bücher