Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
über uns«, hauchte sie mit zitternden Lippen. Dann wischte sie mit beiden Händen den Schweiß aus der Stirn, schaute gegen ihre Handflächen und weinte leise.
    Suko und Chato schauten sich an. In dem kleinen Raum war die Luft noch drückender und stickiger geworden. Sie stand zwischen den Wänden, war kaum zu atmen.
    Unter der Decke hing ein alter Ventilator. Seine Flügel bewegten sich nicht. Dafür waren sie mit Fliegendreck verklebt. Hinter dem Fenster zeichnete sich ein heller Ausschnitt ab, wo das Licht der Sonne hintraf und ein Zeichen setzte.
    Nach einiger Zeit holte Mrs. Markham ein Taschentuch hervor und trocknete die Tränen. »Entschuldigt«, sagte sie, »aber ich habe Tom Sengara von Beginn an gemocht.«
    »Wir auch«, erklärte Chato mit leiser, dennoch kalter Stimme, die eine Gänsehaut erzeugen konnte. »Willst du ihn rächen, Chato?« Er nickte.
    »Dazu brauchst du den Mörder. Kennst du ihn?«
    »Nur den indirekten.«
    »Einer, der den Auftrag gab?«
    »So ist es.«
    »Und weiter?«
    Chato schüttelte den Kopf. »Ich möchte dich nicht einweihen, Elisa. Glaub mir, es ist besser so. Du sollst nicht zu viel wissen, denn das Wissen kann für Menschen, die nicht Bescheid wissen und auch nicht Bescheid wissen werden, leicht zum Bumerang werden und tödlich sein. Es ist zu deinem Schutz, daß ich mich so zurückhalte. Aber trotzdem könntest du uns helfen.«
    »Wie?«
    »Du bist die letzte Person gewesen, die mit dem lebenden Tom Sengara zusammen war. Es könnte sein, daß er etwas über sein weiteres Schicksal geahnt hat. Tom gehörte nicht zu den Menschen, die gewisse Dinge für sich behielten, deshalb möchte ich dich fragen, ob er mit dir gesprochen hat. Bitte, ich…«
    »Nein, Chato.«
    Der Indianer holte tief Luft. »Du mußt genau überlegen«, sagte er leise.
    »Bitte, denke nach. Ich bin in der Lage, etwas zu unternehmen, aber ich brauche eine Spur, denn es steht eine Frage offen. Warum hat Tom deine Wohnung verlassen?«
    Elisa legte ihre Hände auf die Karten. »Er wollte nicht mehr bleiben, Chato.«
    »Warum nicht? Gab es einen Grund?«
    »Für ihn schon.«
    »Welchen?«
    »Er fühlte sich nicht gut. Er hat plötzlich Angst bekommen. Auf mich machte er den Eindruck eines Verfolgten.« Die alte Frau stand auf und trat ans Fenster, ohne jedoch durch die Scheibe nach draußen zu schauen. »Diese Wohnung muß ihm vorgekommen sein wie ein Gefängnis. Plötzlich wollte er nicht mehr. Er hat alles verloren. Er sah keine Hilfe mehr, auch nicht in mir. Ich kann dir den Grund nicht sagen, aber seine Angst nahm ständig zu.«
    »Hat er sich konkreter ausgedrückt? War er in der Lage, einen Namen zu nennen?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Wahrscheinlich wußte er schon Bescheid, doch er weihte mich nicht ein. Tom hatte seine Probleme, nur mußte er damit allein fertig werden.«
    Chato nickte. »Er ist also gegangen und hat dir sein Ziel nicht genannt.«
    »So ist es.«
    »Er hat demnach auch keine Nachricht für uns hinterlassen – oder?«
    »Auch das nicht. Er hat allerdings dir und deinem Freund vertraut und sprach gleichzeitig von einem Feind, der nach seinen Vorstellungen grenzenlos war.«
    »Fiel der Name Jericho?« fragte Suko.
    Mrs. Markham überlegte. »Nein«, sagte sie dann, »ich kann mich nicht erinnern.« Sie drehte sich und blieb vor dem Fenster stehen. Jetzt konnte sie hinausblicken.
    Auf der Straße herrschte der übliche Betrieb. Die Frau hatte auch nicht unbedingt hinschauen wollen, doch plötzlich versteifte sich ihr Rücken.
    Da spürte sie das Fremde, das andere und gleichzeitig auch Unheimliche, das einfach nicht in die Gegend hineinpaßte. Es hatte sich regelrecht hineingeschlichen, und sie preßte ihre Fäuste hart auf das innere Fensterbrett.
    Es mußte einen Grund haben, einen verdammten Grund, der dieses schleichende Grauen brachte. Sie sah ihn.
    Er stand gegenüber neben der schmalen Tür eines Hauses, dessen zwei obere Stockwerke vor einigen Wochen abgebrannt waren und eine Mondlandschaft aus schwarzen Trümmern und Balken bildeten.
    Der Mann tat nichts. Er bewegte sich nicht einmal. Er schaute nur über die Straße hinweg auf das Haus, in dem Elisa Markham wohnte, und sie meinte, daß gerade ihr Fenster unter der Kontrolle dieser auf sie unheimlich wirkenden Person stand.
    Er war zudem außergewöhnlich gekleidet. Zu diesem Wetter paßte der schwarze Mantel ebensowenig wie der schwarze Hut, dessen Krempe tief in die Stirn gezogen war.
    Elisa kannte ihn nicht. Sie wußte

Weitere Kostenlose Bücher