Friedhof New York
Mietwagen gefahren, einem kleinen Fiat, hatten ihn jedoch stehenlassen müssen, weil sie nicht wollten, daß man ihr Eintreffen zu früh bemerkte.
Die Wohncontainer standen nicht sehr weit von den Brooklyn Piers entfernt. Nicht auf allen wurde mehr gearbeitet. In den letzten Jahren hatte die Wirtschaft in allen Bereichen Federn lassen müssen, und diese Tatsachen hatten die Produktionsstätten direkt zu spüren bekommen.
Aus diesem Grund waren auch einige Piers stillgelegt worden.
Man hatte sie für andere Dinge genutzt. Manche waren sogar bepflanzt worden, auf anderen wiederum standen eben die Wohncontainer, die dann an Firmen vermietet wurden. So machte die ebenfalls fast vor der Pleite stehende Stadt noch etwas Geld nebenbei. Auch Geschäftsleute hatten die Gunst der Stunde genutzt und die Zeichen der Zeit erkannt.
So war nicht weit von den Containern entfernt ein kleiner Supermarkt entstanden, dem sich verschiedene Geschäfte angegliedert hatten.
Hinzu kam, daß dort nicht nur die an den Bauten arbeitenden Indianer lebten, sondern auch Arbeiter anderer Firmen.
Allerdings blieben die Apachen unter sich.
Der Leihwagen stand gut auf dem Parkplatz des Supermarkts, und es gab nichts, was hätte Verdacht erregen können. Trotzdem trauten beide Männer dem Frieden nicht. Ihre Erfahrungen mit Jericho waren einfach zu prägnant gewesen.
Als sie sich dem unmittelbaren Bereich der Wohncontainer näherten, galt Sukos Blick immer mehr seinem Begleiter. Er wollte erkennen, ob der Apache etwas spürte. Chato gehörte zu den sensiblen und auch sensitiven Menschen, die Strömungen auffangen konnten und es schafften, daraus ihre Schlüsse zu ziehen.
Die Container standen auf einer Rasenfläche. Im Frühjahr mochte sie in einem satten Grün leuchten, um diese Zeit hatte sie die Sonne verbrannt und die zahlreichen Schuhe der Menschen hatten ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Die Unterkünfte waren gebaut wie Blockhäuser, bestanden aus Fertigteilen. Es gab auch Dächer mit Regenrinnen, wo das Wasser normal abfließen konnte.
Gerade die, in denen die Indianer schliefen, wirkten den anderen gegenüber wie ausgeklammert. Denn vor ihnen bewegte sich nichts.
Keiner der Insassen hatte den Container verlassen. Man blieb zusammen, man wollte eben unter sich sein. Es rührte sich nichts…
Chato blieb stehen. Er schaute nach rechts, wo eine Baum- und Buschgruppe wuchs, die zwei Containerbereiche voneinander trennte.
»Was sagst du?«
»Ich wundere mich. So sauber habe ich sie nicht erwartet, wenn ich ehrlich sein will.«
»Ja, die Firmen tun etwas. Und sonst?«
»Es muß heiß darin sein.« Suko sah, daß die Sonne auf die Dächer niederbrannte.
»Das läßt sich noch aushalten. Die Isolierung ist gut. Das wollte ich nicht wissen. Spürst du etwas?«
»Leider nicht.«
Chato atmete ein. Er blähte dabei seine Nasenflügel. »Aber ich spüre es, Suko. Es ist ja alles normal, und trotzdem so verflucht unnormal. Die Männer sind heimgekehrt. Sie haben sich hingelegt, ob sie müde waren oder nicht. Etwas hat sie gezwungen, sich in den Schlaf zu begeben. Und Jericho ist dabei, dies auszunützen. Er kennt keine Rücksicht, er greift durch, sie schlafen, und er ist dabei, ihnen die verfluchten Träume zu schicken oder hat sie ihnen schon gesandt.«
»Dann sind seine Welten bereits entstanden?«
Chato nickte. »Davon können wir beide ausgehen.«
Suko zeigte auf eine Tür. Sie war ziemlich breit, und durch sie mußten alle gehen. Die einzelnen Zimmer verteilten sich zu beiden Seiten davon.
»Wie willst du hineinkommen?«
Der Apache griff in die Tasche. Er holte einen flachen, silbrig glänzenden Schlüssel hervor. Die letzten Sonnenstrahlen verfingen sich auf dem Metall.
»Sehr gut.«
»Okay, dann schauen wir uns meine Brüder einmal an.« Wut klang aus der Stimme hervor. Chato stand unter einem ungemein starken Druck.
Suko erging es kaum anders.
Er drehte Chato den Rücken zu, als dieser den Schlüssel in die schmale Öffnung schob und ihn nur einmal nach links drehte. Fast wie von selbst schwang die Tür auf.
Durch die Öffnung strömte ein muffiger Schlafgeruch, vermischt mit dem Körperschweiß der in den Räumen liegenden Männer, von denen sich keiner zuvor geduscht hatte, obwohl Naßzellen für die Leute vorhanden waren.
Sie ließen das Licht aus. Der Boden war mit Kunststoffplatten ausgelegt worden. Sie kamen Suko weich und federnd vor. Zum Glück hinterließen ihre Schritte keine Geräusche, und so bewegten sie
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