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Friedhof New York

Friedhof New York

Titel: Friedhof New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daß auch John die Spur fand, denn zu dritt oder zu viert stiegen ihre Chancen. Gegen Jericho konnte man nicht mit genug Leuten antreten.
    Der Schlafende bewegte seine Arme. Erst rutschte er mit ihnen über die dünne Bettdecke, dann hob er sie an, krümmte die Finger, wobei es aussah, als wollte er sie in sein Gesicht schlagen und sich mit den spitzen Nägeln die Haut aufkratzen.
    Chato war schneller. Bevor rote Striemen und Blut auf der Haut zurückbleiben konnten, hatte er die beiden Hände an den Gelenken umklammert und hielt sie fest.
    Der Mann lag ruhig.
    Sekunden vergingen.
    Er war zwar nicht in seinen Träumen gehemmt, dafür in den Bewegungen. Suko und sein Begleiter hofften, daß ihn diese Klammer aus seinen Träumen in die Wirklichkeit zurückriß.
    Sie konzentrierten sich auf das Gesicht des Apachen. Es zuckte noch immer, auch der Mund bewegte sich. Feine Speichelbläschen standen vor seinen Lippen. Das Stöhnen war für beide Männer zu hören.
    Übergangslos schlug er die Augen auf.
    Zum erstenmal schauten die Männer in die Pupillen des Mannes. Sie lasen darin den Schrecken, aber auch ein großes Gefühl der Angst und des Grauens, eine Erinnerung an den fürchterlichen Traum, der ihn gepeinigt hatte.
    Bevor er den Mund weit öffnen und schreien konnte, legte ihm Chato die Hand auf die Lippen. Der Schrei erstickte bereits im Ansatz.
    »Ganz ruhig!« flüsterte er in Apache, einem indianischen Dialekt. »Bitte keinen Laut. Du bist wach, mein Freund. Du bist auch bei Freunden.« Er übersetzte Suko die Worte und zog dabei seine Hand zurück, damit der Erwachte durchatmen konnte, was er auch tat.
    »Wie heißt du?« fragte Chato.
    »Man nennt mich Kray.«
    »Gut, Kray. Du weißt also, wer du bist, und du weißt auch, wo du bist. Hast du verstanden?«
    Der Arbeiter deutete ein zögerndes Nicken an. So ganz traute er dem Frieden noch nicht. Er machte den Eindruck eines Menschen, der sich am liebsten verkrochen hätte. »Ich bin im Saal, wo wir alle sind.«
    »Du hast auch geschlafen?«
    »Sicher.«
    »Bist du sofort nach der Arbeit zu Bett gegangen?«
    »Ich war todmüde.«
    »Die anderen Kollegen auch?«
    »Sie fielen bald um. Wir schleppten uns hierher. Jeder spürte, daß er sich hinlegen mußte. In seinem Kopf breitete sich ein wahnsinniger Druck aus, auch in meinem. Ich… ich kam nicht mehr zurecht. Das mußt du mir glauben.«
    »Natürlich glaube ich dir das. Und dann hast du geschlafen – oder?«
    »Sofort.«
    »Auch geträumt?«
    Bisher hatte der Mann die Antworten sofort nach den Fragen gegeben, das hörte nun auf. Der Schrecken malte sich wieder in seinen Augen ab.
    Wahrscheinlich überfiel ihn die Erinnerung mit einer vehementen Wucht.
    »Hast du geträumt?«
    Kray schnappte nach Luft. »Ich… ich… war plötzlich weg. Ich lag, schlief, und da hat man mich dann geholt. Sie zerrten mich fort. Ich weiß nicht, wohin sie mich brachten, aber es war furchtbar. Ich erlebte eine andere Welt.«
    Chato lächelte. »Sicherlich die Traumwelt, wie ich mir denken kann.«
    »Schon…«
    »Wie schlimm war sie?«
    Der Indianer schloß Mund und Augen. Er blieb starr liegen, als hätte er Furcht vor einer Bewegung. Steif wie ein Brett war er geworden, und Chato mußte ihn mehrmals anstoßen, damit er wieder zu sich kam und die Realität wahrnahm.
    »Hat man dich gequält?«
    »Gefoltert. Ich… ich… lag in einer Burg. Im Keller. Ich war gefesselt. An eine Deichsel gespannt. Ich war ganz gerade, und vor mir gingen zwei Ochsen. Ich war an den beiden festgebunden, aber auch an der Deichsel. Dann gingen die Ochsen, und hinter der Deichsel war der Wagen. Ich hörte meine Knochen knacken, die Sehnen reißen. Es war so grauenhaft. Ich stand dicht vor dem Tod und…«
    »Weiter…«
    »Wurde wach.«
    Chato atmete tief aus. Er blickte Suko an, der die Schultern hob. Die Geste sagte eigentlich alles. Was sie erfahren hatten, war nicht viel gewesen.
    »Frag ihn doch mal nach dem gesamten Traumbild. Vielleicht hat er auch andere Dinge gesehen, aus denen wir uns dann ein bestimmtes Bild formen können.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.« Chato drückte Kray, der sich aufsetzen wollte, wieder zurück und bat ihn, noch für einige Minuten still liegen zu bleiben.
    »Warum denn?«
    »Du hast sicherlich noch mehr gesehen, von dem du vergessen hast, mir zu erzählen.«
    »Warum sollte ich?«
    Chato lächelte. »Ich weiß es.« Er zeichnete mit den Händen nach, was er meinte. »Du mußt einen gewaltigen Traum gehabt haben,

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