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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Innehalten. Und Erbauung. Sammlung, nicht Zerstreuung. Und so auch Unterhaltung … Kurzum: Ich möchte keinen Kriminalfall hören. Ich bin gegen den Lärm. Gegen die Atemlosigkeit.«
    Jaczek klappte das Buch wieder zu.
    P. A. war belustigt. Und irritiert. Er fragte nicht einmal nach, von wem das wohl war. Es hätte ihm sowieso nichts gesagt.
    »Ich les zwar viel, aber ich les lieber etwas, das mich zum Denken bringt«, sagte Jaczek bestimmt. »… oder etwas Erbauliches«, schob er noch nach, und das war kein bisschen despektierlich gemeint. Das war Jaczeks Ernst.
    »Hmm …«, machte P. A. Darauf wusste er nichts zu sagen. Jaczek las sicher andere Sachen als er selbst, denn irgendwoher musste ja dessen ganzes Wissen stammen. Bei P. A.konnte es vorkommen, dass er sich zum Wochenende fünf Videos holte – das ist auch wieder komisch, dachte er, warum sage ich eigentlich noch »Videos«, wo es doch längst schon DVDs sind? –, sich auf das Sofa flackte und einen ganzen Tag nicht mehr aufstand. Schöne Wochenenden waren das! Ein Film nach dem anderen und sonst nichts. Der ganze Luxus der Fernbedienung. Was zum Knabbern, was zum Naschen, was zum Trinken und allenfalls mal aufs Klo. Traumhaft.
    »Ich mach mich mal wieder ans Packen.« P. A. nahm sein Bier und ging zurück ins Wohnzimmer, ließ Jaczek allein. Er konnte damit einfach nichts anfangen.
    »Und warum biste dann bei der Polizei? Auch noch bei den Kriminalern?«
    Jaczek hatte anscheinend bloß auf diese Frage gewartet. »Mir geht es um Recht und um Unrecht. Um die Regeln des Zusammenlebens und …«
    »Ach so.« P. A. packte weiter. »Ich könnte dir ein paar gute geben. Echt gute. Krimis, meine ich.«
    »Nee, lass mal, zum Lesen hab ich wirklich genug.«
    »Na ja, ist ja nicht jedermanns Sache. Ich jedenfalls les Krimis gern!« Er konnte sich gar nicht vorstellen, warum er etwas lesen sollte, das nicht spannend war. Oder das er nicht spannend fand. Aber vielleicht findet der Jaczek so etwas ja spannend?, dachte sich P. A. noch. Dann könnte er es ja fast verstehen. Aber eben nur fast, denn war so etwas vielleicht spannend? Philosophie? Schwere Gedanken? Er hielt gerade ein Buch in der Hand, das interessierte ihn keinen Furz. Paul Feyerabend, Naturphilosophie . So was!
    »Interessiert es dich, woher der Text war, die Stelle, die ich dir vorhin vorgelesen habe?«, fragte Jaczek.
    Vorgelesen? P. A. musste erst kurz überlegen. Vorgelesen? Was war das noch gewesen? Ach ja, das, dieser komische Text! Und was hatte darin gestanden, was hatte das bedeutet? Er hatte keine Ahnung mehr, es war ihm zu verschwurbelt gewesen, hatte ihn nicht interessiert. Schon allein die Sprache! Soredet doch kein Mensch. Er hatte es längst schon wieder vergessen. Oder verdrängt? Wahrscheinlich Letzteres. Nein, nein, das interessierte ihn nicht, kein kleinstes bisschen.
    »Nö, lass mal«, versuchte er möglichst neutral zu antworten, so, dass nichts mehr nachkam.
    Jaczek verstand diesen speziellen Ton sehr wohl. Er hatte es auch kaum anders erwartet. Trotzdem war er ein wenig enttäuscht. Denn er hatte gerade in den letzten Tagen einen Schriftsteller gefunden, der ihn sehr ansprach und den er für ziemlich lesenswert hielt. Doch mit den Kollegen kann ich darüber eigentlich nicht reden, dachte er. Ich hätte es ja wissen müssen. Nach hinten hieß das Buch, von C. Mushari, wohl ein Perser, die enden meistens auf »i«. Das bedeutet so viel wie »aus«, also Mushari, »der aus Mushar kommt«. Wo immer das auch war.
    In diesem Moment klingelte sein Telefon.

Ich betrinke mich jeden Tag. So gehe ich um mit dem Leben.
    Ich betrinke mich jeden Tag.
    Ludwig Fels, Der Himmel war eine große Gegenwart
    2. Kapitel
    Das war eine gute Entscheidung gewesen, mal wieder ins Streitberger Bad zu gehen. Das Beste für so einen schwülheißen Sommertag. Das Bad war auch nicht sehr voll gewesen, denn die Ferien hatten noch nicht begonnen. Es war ja erst Anfang Juli.
    Inzwischen saß Kommissar Friedemann Behütuns im Kellerwald auf dem Pretzfelder Kirschenkeller , hatte das zweite Bier vor sich, schön kellerkühl – eigentlich Quatsch, denn es kam ja aus dem Kühlschrank hier oben, die Keller waren nur während des Kirschenfestes geöffnet; trotzdem konnte man sich vorstellen, es sei schön kellergekühlt –, ein fettes Stück weißen Presssack auf dem Teller vor sich, umrahmt von der hier obligaten »Musik« – Zwiebeln, Essig, Öl, Pfeffer, Zucker und Salz –, krustiges Bauernbrot, lecker sauere

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