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Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Friedo Behuetun 02 - Dunkles

Titel: Friedo Behuetun 02 - Dunkles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommie Goerz
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Tag. Bis zum Ergebnis, also zum Einbruch, hat alles im Hintergrund stattgefunden, wie unsichtbar, überlegte Behütuns. Das konnte man klassisch planen, weil niemand anderes involviert war. Da macht man ja etwas, was der andere nicht weiß. In diesem Fall wir von der Polizei. Aber ab dem Ergebnis – also ab jetzt! – ist es anders: Da denken die anderen mit, also wir! Dann musst du wissen, wie der andere denkt – und anders denken und planen! Aber wie?
    Kommissar Behütuns kramte seinen Tabak hervor. Jetzt war Zeit für eine Zigarette. Irgendetwas keimte in ihm – aber was?
    Er würde Ruhe brauchen, um der Klugheit der Täter auf die Spur zu kommen – wenn es da etwas gab …

»Würdet ihr mich bitte von diesem Arschloch befreien?«
    Liaty Pisani, Der Spion und der Schauspieler
    22. Kapitel
    Langsam verließ Kommissar Friedo Behütuns den Ort. Was er jetzt brauchte, war Ruhe. Einfach irgendwo sitzen, vielleicht nachdenken, vielleicht dösen, er wusste es selbst nicht genau. Sinnieren, sich selbst vergessen, sich hingeben, wie auch immer. Einfach da sein und weg sein in einem, irgendwie. Der Fall war zwar jetzt Sache der Erlanger, aber seiner war es auch.
    Er fuhr die Straße, die sie vorher gekommen waren, wieder zurück und rollte den leichten Hang hinunter. Unten bog er ab und erreichte die breite, vierspurige Ausfallstraße. Hier kam man nach rechts sofort auf die Autobahn und hinein in die Stadt, nach links führte sie als lange Talbrücke unbeleuchtet über den Regnitzgrund und im Dunkeln nach irgendwo. Wie eine aufgehende Sonne stand drüben dreist ein orangefarben leuchtendes Obi-Schild. Weit hinten verlor sich ein einziges Auto in der Nacht. Behütuns querte die Ausfallstraße, da wollte er jetzt nicht fahren, und nahm die Straße geradeaus. Sie schien ihm ruhig genug. »Bayernstraße«, las er auf dem Schild. Wozu braucht man in Franken eine Bayernstraße, wo sie uns in Nürnberg so arrogant die Burg mit ihrer blau-weißen Flagge versauen? Als höchste Fahne der Burg, mitten in Frankens schönster Metropole, die Bayernflagge. Und unser Innenminister, selbst Erlanger, also eigentlich auch ein Franke, wischt das mit einem Handstrich weg! Man solle sich doch nicht so haben! Die Arroganz der Macht. Taktlos bis zum Erbrechen. Was rege ich mich auf, dachte Behütuns, er kann es nicht besser, stellt sich nur selber bloß. Genau, so herum war es richtig gedacht!
    Rechts ein Motorradgeschäft, dann eine Selfmade-Werkstatt, links so etwas wie ein Gartenhäuschen oder zwei,verborgen hinter einem hohen Zaun. Er beobachtete nichts bewusst, nahm aber alles wahr, war tief in seinen Gedanken, nein, besser: in sich. Fuhr einfach langsam dahin. Links, im Anschluss an den Zaun, parkten am Straßenrand LKWs, eine lange Reihe, bestimmt fünf oder sechs, dahinter ging es hinunter in die Auwiesen des Flusses. Auf der Straßenseite gegenüber, auch hinter einem Zaun, eine Reihe Container, Seite an Seite aufgestellt, und dahinter ein geschotterter Platz, parkende Autos darauf, etliche mit Planen abgedeckt. Wohncontainer, ganz offensichtlich. Wahrscheinlich für Arbeiter auf Montage: Ein Schild wies das Areal als zu einer Baufirma gehörend aus. Auf dem Gelände war es ruhig, kein Mensch zu sehen. Kein Wunder um diese Zeit. Die mussten wahrscheinlich um sechs Uhr raus und dann zehn oder zwölf Stunden arbeiten. Sicher ausländische Arbeiter. Was Menschen so alles auf sich nehmen, dachte Behütuns. Aber im Osten, und er ging davon aus, dass diese Arbeiter von dort kamen, ist der Euro noch viel mehr wert als hier, und es gibt wenig Arbeit. Ein geschotterter Weg trennte das Container-Areal von einer Gärtnerei, dann schließlich kamen Wohnhäuser. Riesige Strommasten standen auf dem Grund der Gärtnerei, die schweren Stromkabel hingen tief herunter. Wahrscheinlich war in der Nähe ein Umspannwerk. Behütuns war noch nie hier gewesen. Er fuhr ohne Ziel durch die Nacht, ohne Gedanken, das Außen kam auf ihn zu, zog an ihm vorbei. Nicht er bewegte sich, so kam es ihm vor, sondern die Welt. So muss es sein. Ich muss nur noch meinen Kamm auswerfen, mein Netz, und die Gedanken, die Welt, die Ereignisse hindurchströmen lassen, fließen lassen, dann wird sich schon etwas verfangen. Sitzen, abwarten, ertragen. Die Zeit einfach lassen. Zur Ruhe kommen. Stehen bleiben. Mich in den Fluss der Dinge stellen, sie spüren.
    Trotzdem arbeitete sein Hirn. Wie dachten die Täter? Was hatten sie geplant, wie war ihre Logik, ihre Logistik?
    Nach

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