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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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las Greven laut.
    »Der Mann unserer schönen schwarzen Witwe«, erklärte Häring nicht ohne Stolz. »Auch er hat im World Wide Web seine Spuren hinterlassen. Und was für welche.«
    Nachdem er den ersten Absatz der Seite gelesen hatte, die einem geologischen Institut gehörte, fiel Greven nur ein Kommentar ein: »Das ist ja ein Ding!«
    »Hast du das gewusst?«, fragte Häring. »Ich meine, das mit dem Meerwasser?«
    »Ehrlich gesagt, höre ich das zum ersten Mal«, staunte Greven und griff zum Scrollrädchen, um weiterlesen zu können. »Vielleicht ist ihr Mann deshalb so viel auf Reisen gewesen?«
    »Und darum war er auch in Thailand«, fügte Häring hinzu. »Was meinst du, könnte er einen Weg gefunden haben?«
    »Das ist eine gute Frage, die uns natürlich zu vielen weiteren Fragen führt«, sagte Greven, während er erneut am Rädchen drehte. »Zum Beispiel: Wenn er einen Weg gefunden hat, wer hat noch davon gewusst?«
    »Onken«, schlug Häring vor.
    »Das könnte zumindest unser Schneegespenst vermutet haben. Denn ein derartiges Verfahren wäre natürlich ein idealer McGuffin und würde auch erklären, warum er sich für andere Werte nicht interessiert. Warum sollte er auch. Wer das da kann, braucht keine Broschen mehr zu klauen.«
    »Er sucht also gar keine Namen oder Adressen«, setzte Häring den Gedankengang fort. »Er sucht eine Formel, eine Risszeichnung, einen Plan … der sich nicht auf einer Diskette befindet, sondern auf Papier. Korrekt?«
    »Und vielleicht ein Laborgerät, eine Art Modell für eine große Anlage. Sieh dir dies mal an.«
    Der Monitor zeigte neben dem Bild eines ihnen unbekannten Chemikers das Foto einer kleinen Versuchsapparatur, aufgebaut aus Röhren und Glasbehältern, deren Funktion sie nicht einmal erahnten. Es reichte ihnen, dass das Gerät mit etwas Fantasie in einer Schublade Platz finden würde. Weiter unten tauchten in der umfangreichen historischen Abhandlung Bilder von Schiffen und weiteren Forschern auf, die gierig die Weltmeere abgeklappert hatten. Diese Episode hatten ihm seine Geschichtslehrer am Ulrichsgymnasium in Norden vorenthalten.
    »Was meinst du, ob er wirklich tot ist?«, fragte Häring, nachdem Greven seine Lektüre beendet hatte.
    »Wieder eine gute Frage. Du meinst, er hat tatsächlich eine Methode gefunden und den Tsunami genutzt, um irgendwo ein neues Leben zu beginnen?«
    »So ungefähr stelle ich mir das vor. Möglich wär’s.«
    »Ich glaube, es wird mal wieder Zeit für einen Besuch. Kommst du mit?«
    »Jederzeit«, antwortete Häring. »Soll ich uns anmelden?«
    »Nein«, entschied Greven. »Wir lassen es darauf ankommen. Ich hätte gerne das Moment der Überraschung auf meiner Seite.«
    Keine Viertelstunde später parkten sie ihren Dienstwagen neben dem roten Jaguar, dem Greven diesmal nur einen kurzen Blick zuwarf. Häring, sonst jedem Trend verfallen, ignorierte den Oldtimer. Wie bei seinem letzten Besuch musste Greven Geduld aufbringen, bevor sich die Tür öffnete. Diesmal hatte sich die Hausherrin immerhin höchstpersönlich zur Tür bemüht und bat sie umgehend hinein. Über den unangemeldeten Besuch schien sie sich in keiner Weise zu wundern.
    Statt des schwarzen Kleides, an das sich Greven schon fast gewöhnt hatte, trug sie an diesem Tag eine enge schwarze Lederhose, die nicht einmal Häring ignorieren konnte. Mit dem Ellenbogen stupste er Greven an und signalisierte mit einem maskulinen Kennerblick, welche Rundungen er gerade entdeckt hatte. Greven machte ein ernstes, unbeteiligtes Gesicht und schüttelte kurz den Kopf. Dann sah auch er kurz hin, denn die Lady in Black ging ihnen ins Wohnzimmer voraus. Er hatte keinen Zweifel, dass sie sich ihrer Wirkung bewusst war. So, wie sie sich bewegte. Wie sie mit der Hand durch ihr langes Haar fuhr, wie sie sich unnötig vorbeugte, um die Türklinke herunterzudrücken.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten? Einen Whisky vielleicht?«
    »Nein danke«, antwortete Greven und war jetzt derjenige, der etwas ignorierte, und zwar einen Blick, der anderenfalls das von ihm anberaumte Gespräch gefährdet hätte.
    »Wir haben nur einige Routinefragen«, begann Häring, wie auf der Fahrt vereinbart.
    »Aber bitte, gerne«, bemühte sich die Gräfin um eine entspannte Atmosphäre.
    »Es handelt sich um Ihren Mann, Frau von Reeten. So leid mir es auch tut, aber wir müssen uns kurz mit ihm befassen.«
    Schlagartig stellte sich das Moment der Überraschung ein. Ihr heiterer, fast lasziver Blick wich einem

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