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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Einerseits war er enttäuscht, einen potenziellen Verdächtigen verpasst zu haben, andererseits war er beruhigt, was die Haushälterin betraf. Denn falls es ein Einbrecher auf etwas abgesehen hatte, was in Zusammenhang mit seinem Fall stand, hätte sie sich natürlich in großer Gefahr befunden.
    Er wollte gerade zur Vordertür gehen, dort klingeln und gleichzeitig Frau Tjarden anrufen, als er Schritte hörte. Sofort ging er in die Knie und wurde zum Mohikaner. Allerdings nicht ganz, denn der hätte ihm mühelos sagen können, mit wie vielen Personen er es zu tun hatte. Immerhin gelang es ihm, den ungefähren Standort der Person oder Personen auszumachen. Es musste die Hintertür sein. Der Einbrecher musste einen Dietrich oder einen Nachschlüssel besitzen. Oder sogar den echten Schlüssel. Grönmann! Dass er daran nicht schon früher gedacht hatte. Es könnte schlicht Grönmann sein, der etwas vergessen hatte, der noch etwas aus seinem Haus brauchte.
    Greven erhob sich langsam wieder und pirschte sich in halb gebückter Haltung zurück zur Hintertür. Wie schon bei seinem ersten Versuch traf er niemanden an. Die Schritte, die er zu hören geglaubt hatte, waren der Stille zum Opfer gefallen. Er drehte sich nach jeder in Frage kommenden Richtung um. Nichts. Finsternis.
    Die Westseite! Dieser dumpfe Ton konnte nur von einem Menschen stammen, von einem Schuh, der ein paar der schwarzbraunen Blätter von einem der großen Bäume erwischt hatte. In nach wie vor gebückter Haltung folgte er den Geräuschen, die plötzlich wieder verstummten. Entweder war der Unsichtbare stehen geblieben, oder er hatte den Weg vor dem Haus erreicht und somit wieder festen Boden unter den Füßen.
    Um dem Unsichtbaren nicht direkt in die Arme zu laufen, schlug Greven einen großen Bogen und näherte sich nun auf dem gepflasterten Weg von Westen her der Vordertür. Trotz der alles verschlingenden Dunkelheit glaubte er, eine Silhouette wahrzunehmen, die sich bewegte. Aber er war noch zu weit weg, musste sich noch ein paar Schritte gedulden, um die Bühne zu betreten.
    Fast hatte er die Tür erreicht, da flammte ein Lichtkegel auf und traf ihn ins Gesicht. Noch im selben Augenblick warf er sich auf den Boden und rollte sich zur Seite, die Waffe in der Hand.
    »Lass doch diesen Quatsch«, zerschnitt Pütthus’ Stimme die Stille. »Ich hab mir schon gedacht, dass du hier herumschleichst und Cowboy und Indianer spielst. Du solltest doch auf uns warten.«
    Von links trat ein Schatten in den Lichtkegel, Karl Grassinger, ein Kollege aus dem Raubdezernat. Mit Schmerzen im Knie und einer noch unbekannten Dreckmischung auf dem frisch gereinigten Mantel ging Greven auf das Licht zu.
    »Mensch, Herbert, das hätte auch schiefgehen können«, sagte er und steckte seine Waffe ins Halfter.
    »Genau das wollte ich ja verhindern. Und jetzt komm endlich.«
    Greven versuchte, wenigstens einen Teil des Drecks vom Mantel zu entfernen, aber schon rein zahlenmäßig war er den Flecken unterlegen. Nur einige schwarzbraune Ahornblätter konnte er mühelos zu Boden schicken.
    »Entweder hat sich Frau Tjarden geirrt«, übernahm er wieder die Initiative, »oder es war Grönmann, der einfach aufgeschlossen hat.«
    »Vorder- und Hintertür sind jedenfalls intakt«, bestätigte Pütthus seine Inspektion und drückte auf den Klingelknopf. »Suchen wir daher das Gespräch mit der Haushälterin.«
    Greven wählte gleichzeitig Grönmanns Nummer.
    »Polizei, Frau Tjarden! Machen Sie bitte auf!«, rief Grassinger
    Die konzertierte Aktion hatte Erfolg. Die Haushälterin ließ zwar etliche Minuten verstreichen, wagte sich dann aber doch aus ihrem Versteck. Fenster auf Fenster flammte auf und vertrieb die Dunkelheit rund ums Haus. Das Schlusslicht bildete das Außenlicht. Pütthus konnte auf seine Taschenlampe verzichten. Zögernd öffnete Frau Tjarden die Tür, plierte durch den Spalt und löste erst die Kette, als sie Greven erkannte.
    »Endlich, Herr Kommissar«, sagte die Frau jenseits der sechzig, die ihnen komplett angezogen die Tür öffnete. Das dünne graue Haar ließ jede Frisur vermissen, nicht alle Tränen waren schon getrocknet. Erleichterung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Beruhigen Sie sich, Frau Tjarden«, spendete Greven Trost, während sich Pütthus die Kette ansah und Grassinger im Haus verschwand.
    »War die Kette die ganze Nacht eingehakt?«
    »Ja. Herr Grönmann hat sie anbringen lassen, weil die Tür schon älter ist.«
    »Sehr vernünftig«, lobte

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