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Friesengold (German Edition)

Friesengold (German Edition)

Titel: Friesengold (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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ich störe Sie nicht, Herr Greven.«
    »Nein, Frau Dr. Wilms, ich war gerade fertig«, antwortete er und legte auf.
    »Das trifft sich sehr gut, denn mir käme es sehr gelegen, wenn wir unser Gespräch schon jetzt führen könnten. Eine wichtige Sitzung meines Komitees.«
    Greven stand auf und reichte ihr die Hand. »Gerne. Setzen Sie sich doch.«
    Die Staatsanwältin nahm das Angebot an und arbeitete kurz an einer bequemen Sitzposition. Häring und Ackermann drückten ihm im Hintergrund die Daumen und verhielten sich unbeteiligt, obwohl ihre sporadischen Blicke das Gegenteil verrieten.
    »Nun, Herr Greven, ich habe mir schon gedacht, dass Sie nicht locker lassen werden, und bin gespannt auf Ihre neue Geschichte.«
    Greven nahm wieder Platz, lehnte sich zurück und versuchte, Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen. Dr. Wilms war nicht verkehrt, sie war auch nicht resistent gegenüber Argumenten, eigentlich war sie nur ausgesprochen zurückhaltend, was bestimmte Entscheidungen betraf. Auch standen ihr gelegentlich kleinere Defizite im Weg, etwa jenes, Mitgliedern der sogenannten besseren Gesellschaft nur ein sehr niedriges Maß an krimineller Energie zuzutrauen. Die Gefahr lauerte für sie zunächst einmal unten, während für oben die Unschuldsvermutung von ganz besonderer Bedeutung war.
    »Die Geschichte ist eigentlich eine ganz einfache«, begann Greven. »Eigentlich handelt sie von einem Zufall.«
    »Das aus Ihrem Munde.«
    »Meine Lebensgefährtin hatte nämlich gestern Besuch. Von einem Goldschmied. Natürlich hat sie für ihren Gast ein attraktives Ausflugsziel gesucht.«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Besagter Goldschmied ist kein Geringerer als Dieter Polder aus Bremen, der sich im Schlossmuseum Aldenhausen die Nase an einer Glasscheibe plattgedrückt hat.«
    »Mit welchem Ergebnis?« Dr. Wilms ließ jegliche Begeisterung vermissen und trommelte lautlos mit den Fingern ihrer rechten Hand auf ihrem Knie.
    »Er hält es für ratsam, das Friesengold einer genauen Untersuchung zu unterziehen.«
    »So ein Zufall. Wie heißt dieser Mann?«
    »Polder. Dieter Polder«, wiederholte Greven und winkte Häring samt Laptop zu sich her. Der eben noch nahezu Unbeteiligte legte der Staatsanwältin den Rechner auf die Knie und drückte den Monitor ein Stück nach hinten, um ihr eine gute Sicht auf die Homepage des Goldschmieds zu bieten.
    »Interessanter Mann«, sagte sie nach eingehender Prüfung.
    »Mein Tipp ist die Seite mit den Referenzen«, sagte Greven.
    Mit schnellen Fingerbewegungen rief Dr. Wilms die Seite auf und las konzentriert.
    »Landesmuseum Oldenburg, Focke-Museum in Bremen, Ostfriesisches Landesmuseum, Ostfriesische Landschaft. Alle Achtung. Ihr Polder hat wirklich für jedes Museum gearbeitet.«
    »Sie werden nur mit Mühe einen besseren Restaurator finden. Da kennt sich einer aus.«
    Die Staatanwältin beendete die Session und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Unauffällig und unaufdringlich entzog ihr Häring den Laptop und verschwand wieder. Dr. Wilms sah Greven lange an, der gespannt den Kampf in ihrem Gesicht verfolgte.
    »Sie meinen also, es könnte ein Fehler sein?«
    »Es wäre ein Fehler. Stellen Sie sich einmal vor …«
    »Das habe ich bereits, vielen Dank. Aber stellen Sie sich bitte meine Situation vor, falls sich dieser Herr Polder irrt.«
    »Es ist Ihre Entscheidung«, sagte Greven und verfolgte die nächste Runde.
    »Also gut. Sie haben gewonnen. Ich werde die nötigen Papiere besorgen«, entschied schließlich die Staatsanwältin und verließ den Sessel. Häring und Ackermann jubelten geräuschlos auf den hinteren Rängen. »Wenn er sich irrt, wird das auch Konsequenzen für Sie haben. Ist das klar?«
    »Ja, Frau Dr. Wilms.« Die Akzeptanz möglicher Folgen war für Greven eine unverhandelbare Klausel dieses Deals.

 
     
     
    28
     
    Das Telefon riss ihn aus einem traumlosen, tiefen Schlaf, holte ihn fast aus dem Reich der Toten, für die nichts mehr existiert, nicht einmal mehr das Nichts. Wie lange sich der schlanke, schwarze Apparat schon bemüht hatte, der wie ein Phallus in seiner Ladestation stand, wusste er nicht. Der Wecker war kurz davor, halb vier anzuzeigen. Neben ihm protestierte Mona mit einem unverständlichen Gemurmel, das sie ihrem Kopfkissen anvertraute.
    »Greven«, stöhnte er, ohne vollends zu seiner Wirklichkeit vorgedrungen zu sein.
    »Tjarden«, meldete sich eine Flüsterstimme. »Bei mir ist jemand im Haus.«
    Greven schlug die dicke Daunendecke zur Seite,

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