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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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die Hand auf die Schulter. Durch den Stoff ihres Nachthemdes hindurch spürte er ihr Zittern.
    »So, und das ist der Stammhalter?« Thamsen versuchte, die angespannte Situation zu entzerren, wenngleich ihm klar war, dass er den Freunden nicht wirklich helfen konnte. Er hatte mit dem Polizeichef in Husum gesprochen, der ihm erklärte, sie würden ein paar vage Spuren verfolgen, aber bisher sei noch nichts Brauchbares dabei gewesen. Eine Bewachung für die Kinder hielt er nicht für angebracht. Der Täter oder die Täterin würden sicherlich nicht gleich noch einmal zuschlagen. »Außerdem ist das Sache der Klinik«, machte er seinen Standpunkt klar.
    Thamsen beugte sich über den Kleinen und betrachtete das Baby. Wie klein es war und doch so perfekt. Er erinnerte sich an die Geburt von Anne und Timo und ihm wurde bewusst, wie schnell die Kinder groß geworden waren. Zumindest Timo erschien ihm schon beinahe erwachsen.
    »Möchtest du ihn mal halten?«
    Noch ehe Thamsen etwas erwidern konnte, hatte Marlene ihm Niklas in den Arm gedrückt. Der Kleine knäckelte anfänglich, doch als Dirk ihn ein wenig hin und her wiegte, schlief er wieder ein. Er schien sich sicher bei ihm zu fühlen und Marlene blickte zufrieden auf die beiden.
    »Wie kann nur jemand solch einen winzigen Wurm einfach entführen?«, flüsterte die Freundin, doch Thamsen konnte sich sehr gut vorstellen, wie Menschen, vornehmlich Frauen, versuchten, sich auf diesem Weg ihren unerfüllten Kinderwunsch zu befriedigen. Wahrscheinlich waren sie derart verzweifelt, dass sie einfach keinen anderen Ausweg mehr sahen. Wie oft hatte man schon gehört, wie zum Beispiel Babys aus Kinderwagen geklaut wurden. Erst letztes Jahr hatte es in Niebüll einen Fall gegeben, wo eine Mutter nur kurz zum Bäcker reingegangen war und als sie wieder herauskam, war der Kinderwagen weg gewesen. Zum Glück hatte es einen Zeugen gegeben und so hatte man das Kind wieder schnell seiner Mutter zuführen können.
    Aus Krankenhäusern hingegen war ihm kein Fall aus der letzten Zeit bekannt, in dem ein Baby entführt worden war. Normalerweise herrschte gerade auf der Säuglingsstation rund um die Uhr Betrieb, die Babys mussten ja Tag und Nacht versorgt werden. Wie hatte es da jemand nur geschafft, den Kleinen von Marlenes Bettnachbarin aus seinem Bettchen zu nehmen und ungesehen die Klinik zu verlassen?
    »Hat denn wirklich niemand etwas mitgekriegt?«, fragte er.
    Marlene schüttelte den Kopf. »Niemand hat etwas bemerkt, bis Frau Kuipers den Kleinen besuchen wollte.«
    »Aber er muss doch am Morgen bereits von den Schwestern versorgt worden sein, oder?«
    »Mit Sicherheit, denn als Miriam das Fehlen des Kleinen entdeckte, war es bereits gegen 7:30 Uhr. Ich denke, er hatte schon sein Fläschchen bekommen.«
    Thamsen legte Marlene vorsichtig das Baby in den Arm. »Ich höre mich mal ein wenig um.«
     
    Ihr Herz sprudelte vor Glück geradezu über, als sie den Kleinen in ihren Armen hielt. Er war schön, einfach schön. Sie hatte noch niemals so etwas Vollkommenes wie ihren Sohn gesehen. Die kleinen Finger mit den Nägeln, die Augen, die Nase, selbst die Augenbrauen schienen perfekt geschwungen.
    Sie beugte sich über das kleine Gesicht und küsste sanft die Stirn des Kindes. Dann stand sie auf und legte den Kleinen in seine Wiege.
    In der Küche bereitete sie nach Anleitung auf der Packung das Fläschchen. Sie las den Text noch ein zweites Mal, obwohl sie ihn schon fast auswendig kannte. Aber sie wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Nach fünf Minuten hob sie die Flasche aus dem Wasserbad, testete die Temperatur mit einem Tropfen auf der Hand und ging wieder hinüber ins Kinderzimmer.
    Der Kleine schlief immer noch. Langsam muss er doch Hunger haben, wunderte sie sich und blickte dabei auf ihre Uhr. Entschlossen nahm sie ihn aus der Wiege, weckte ihn sanft mit ein paar Küssen, legte ihn dann in den Arm und versuchte, den Nuckel in den winzigen Mund zu schieben. Es gelang ihr nach einigen Versuchen, aber der Kleine wollte nicht anfangen zu saugen.
    Immer wieder rieb sie den Nuckel hin und her, stellte schließlich die Flasche weg, hob das Kind auf die Schulter, wanderte mit ihm durch den Raum, setzte sich wieder und schob den Nuckel erneut in den Mund. Doch noch immer reagierte das Baby nicht.
    »Na gut«, flüsterte sie schließlich. »Du hattest auch einen anstrengenden Tag bisher. Schlaf dich erst einmal aus und dann trinkst du eben später.«
     
    »Ich wollte dich fragen, ob

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