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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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zerknittertes Hemd, seine Haare standen wirr vom Kopf ab. Anscheinend hatte er sich nach dem Dienst hingelegt.
    »Moin, Haie«, grüßte er erstaunt und kniff dabei die Augen leicht zusammen. Haie deutete dieses grundsätzliche Misstrauen als Berufsgewohnheit und nicht als gegen sich gerichtet.
    »Moin, Gunter, du hast bestimmt von den Schmierereien an unserer Schule gehört. Mir ist da noch was eingefallen. Kann ich mal mit dir reden?«
    Haie hatte zwischenzeitlich überlegt, ob es nicht das Beste wäre, den Polizisten direkt mit seinem Verdacht zu konfrontieren. Mit Sicherheit fragten sich mehrere Leute aus dem Dorf, ob der Sohn von Gunter Sönksen sich den Rechtsradikalen angeschlossen hatte. So, wie der rumlief.
    Und wahrscheinlich war er nicht der Erste, dem ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Hakenkreuz und dem Sohn des Polizisten in den Sinn gekommen war. Vermutlich hatte Helene vom SPAR-Markt ganz ähnliche Verbindungen gesehen und bereits massig Gerüchte im Dorf verbreitet.
    Und auch Gunter schien zu ahnen, warum der Hausmeister ihn aufsuchte.
    »Komm rein!«
    Er führte Haie in die Küche und bat ihn, am Küchentisch Platz zu nehmen. »Magst du ein Bier?«
    Haie schüttelte den Kopf.
    Gunter Sönksen nahm sich jedoch aus dem Kühlschrank eine bauchige Flasche, setzte sich zu ihm an den Tisch und öffnete das Bier mit einem Plopp. Gitta blieb an der Spüle stehen.
    »Ja, also«, Haie räusperte sich, »ihr habt sicher mitbekommen, dass da jemand ein Hakenkreuz an die Tür der Schule geschmiert hat.«
    Die beiden schwiegen und Haie hatte das Gefühl, als wüssten sie, was er gleich sagen würde.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das was mit dem Mord in Ladelund zu tun hat, aber merkwürdig ist das schon, denn bisher hatten wir hier in Risum ja eigentlich weniger Probleme mit so was.«
    Eigentlich hatte er ›Neonazis‹ sagen wollen, dann war ihm das Wort aber bei dem Gedanken an den Sohn nicht über die Lippen gekommen. Trotzdem wussten die Eltern natürlich sofort, was Haie ausdrücken wollte und wen er zumindest in Bezug auf die Schmierereien verdächtigte.
    »Und du meinst, Lars hat etwas damit zu tun, oder was?« Gitta Sönksen war die Erste, die es aussprach.
    »Na ja, nicht direkt. Aber er hängt doch mit solchen Typen zusammen.«
    »Aber trotzdem macht er so etwas nicht!« Es war mehr als verständlich, wenn sie als Mutter Partei ergriff. Es wäre schlimm gewesen, falls nicht. Bei Gunter sah das allerdings ein wenig anders aus. Er wippte auf seinem Stuhl vor und zurück und schwieg weiterhin.
    »Ihr sollt nur wissen, was ich Thamsen erzählt habe. Nämlich, dass Lars in solch einer Gruppe ist«, rückte Haie nun heraus.
    Gunters Blick traf ihn, und man sah ihm deutlich an, wie sehr er es bereute, nicht bereits selbst etwas zu seinem Vorgesetzten gesagt zu haben.
    »Dirk hat sich heute die Schmiererei angeschaut und nach Verdächtigen im Dorf gefragt«, erklärte Haie den Umstand, warum er mit Gunters Vorgesetzten über den Sohn der Sönksens gesprochen hatte.
    »Und da hattest du nichts Besseres zu tun, als Lars anzuschwärzen?« Gittas Stimme überschlug sich beinahe. Ihr war bewusst, was das Gespräch zwischen Haie und Thamsen für Gunter bedeutete. Und zwar nicht nur für Gunter, sondern auch für Lars.
    »Is ja wieder typisch für euch Dörfler!«, kreischte sie. »Kaum ist einer anders als ihr, ist er bei jedem kleinen Delikt im Dorf verdächtig. Guckt euch doch selbst an. Ihr seid ja auch so aufgeschlossen. Wohnen ja auch so viele Ausländer hier. Ihr seht ja selbst mich nach einem Vierteljahrhundert noch als Ausländerin an!«
    Ihr Gesicht war puterrot, und wenn sie sprach, spritzten kleine Tropfen aus ihrem Mund. Haie hatte sich instinktiv etwas geduckt unter ihrem Redeschwall, wurde sich aber mit jedem Wort sicherer, dass Lars’ Mutter etwas wusste. So emotional, wie sie reagierte. Das konnte sich doch nicht einfach all die Jahre in ihr aufgestaut haben, oder?

9.
     
    »Ich möchte nach Hause«, flüsterte Marlene unter Tränen. Tom nickte. Er wünschte sich auch nichts sehnlicher, als seine Frau und sein Kind sicher bei sich daheim zu wissen. Er hatte ebenso wie Marlene Angst. Angst um ihren Sohn, den sie seit gestern nicht eine Minute aus den Augen gelassen hatten. Selbst beim Schlafen hatten sie sich abgewechselt, Tom war über Nacht in der Klinik geblieben.
    »Ich kann Sie zwar verstehen, Frau Meissner. Aber ich kann das nicht verantworten«, hatte der Arzt auf ihre Bitte, sie

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