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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Tankstelle, um zumindest einen Blumenstrauß für Marlene zu kaufen. Um ein Geschenk für den Kleinen hatte er sich noch nicht gekümmert. Ihm schwebte ein Buch mit Geschichten über den Klabautermann vor. Anne hatte diesen Kobold geliebt, als sie noch kleiner gewesen war. Bisher hatte er allerdings noch keine Ahnung, wo so etwas erhältlich war. Bücher mit altem Kulturgut waren selten, vor allem für Kinder. Dazu müsste er wohl seine Mutter fragen, die hatte damals auch für Anne solch ein Buch gekauft und wusste sicherlich, wo er das bekommen konnte.
    Er wählte einen bunten Strauß mit Rosen und zahlte an der Kasse. Dann verließ er die Tankstelle über den angrenzenden Parkplatz und bog nach links auf die Dorfstraße ab.
    Als er an der Gastwirtschaft in der Abzweigung nach Maasbüll vorbeikam, sah er Haies Fahrrad am Zaun stehen. Aufgrund seiner grellen Farbe fiel es ihm sofort ins Auge und war daher auch unverwechselbar.
    Hier steckst du also, Freundchen, dachte er und fuhr kurz entschlossen die kleine Anhöhe zur Wirtschaft hinauf.
    Als er den Gastraum betrat, sah er den Freund am Tresen sitzen. Viel Betrieb war um diese Uhrzeit nicht und so war Haie beinahe der einzige Gast. Wild gestikulierend erzählte er dem Wirt, der ihm gerade ein frisch gezapftes Bier hinstellte, eine Geschichte.
    »Moin, Max, machst du mir auch eins?«, sagte Thamsen, während er sich neben Haie setzte. Der Freund schien mehr als überrascht, ihn hier zu sehen, und schaute ihn stumm an.
    »Was ist los? Hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Haie schluckte. »Was machst du denn hier?«, fragte er mit großen Augen.
    »Na«, lachte Dirk auf, »das Gleiche könnte ich dich fragen. Marlene hat bei mir angerufen. Die erwarten dich seit Stunden.«
    Der Wirt stellte ein weiteres Glas Bier auf den Tresen. Thamsen prostete Haie kurz zu, dann nahm er einen kräftigen Schluck. »Also?«, fragte er, nachdem er das Glas abgesetzt hatte und der Freund ihn immer noch anstarrte.
    Haie blickte sich kurz im Gastraum um, ehe er sich ein Stück weit zu Thamsen hinüberbeugte.
    »Ich bin heute bedroht worden.«
    »Von wem?«
    Haie zuckte mit den Schultern. »Irgend so ein Glatzkopf.«
    Thamsen wurde hellhörig. Schon wieder ein Übergriff von Neonazis? Aber auf Haie?
    »Wieso?«
    »Weil ich mit dir geredet habe.« Wieder blickte Haie sich um.
    »Über Lars?«, erriet Dirk sofort. Nicht ungewöhnlich, wenn die Gruppenmitglieder sich rächten, weil jemand einen von ihnen bei der Polizei angeschwärzt hatte. Aber bedeutete das nicht gleichzeitig, der Sohn seines Mitarbeiters hatte doch etwas mit der Sache zu tun?
    »Du musst Anzeige erstatten«, forderte er den Freund auf. Denn dann hatten sie endlich etwas gegen diese Typen in der Hand und konnten sie vorladen.
    »Auf keinen Fall!«, wies Haie ihn zurück. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Der hat mich mit einem Messer bedroht.«
    »Gerade deswegen musst du ihn anzeigen. Hast du nicht immer gesagt, man muss diesen Typen Einhalt gebieten?« Thamsen schaute Haie tadelnd an.
    »Ich hänge aber an meinem Leben!« Der Freund war ebenso wie der Tavernenbesitzer und dessen Kellner verängstigt.
    »Den Arzt haben sie schon umgebracht und Vasili halb totgeprügelt, wie mir Max gerade erzählt hat.«
    »Aber Vasili will auch keine Anzeige erstatten.«
    Haie nickte verständnisvoll.
    »Und wie sollen wir den Typen dann beikommen?«, fragte Thamsen ein wenig ärgerlich. Er konnte Haie ja verstehen. Die Kerle waren echt gefährlich. Das hatte der Überfall auf die Taverne deutlich gezeigt. Vasili konnte wahrscheinlich froh sein, dass sie ihn nicht erschlagen hatten. Beim Arzt waren sie ja anscheinend nicht ganz so zurückhaltend gewesen. Ob Dr. Merizadi wohl schon vorher mal bedroht worden ist, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Er sollte noch einmal mit der Witwe und den Arzthelferinnen in der Praxis reden. Er hatte sowieso den Eindruck gehabt, die Frauen verbargen etwas, und Angst war da auch im Spiel gewesen. Vielleicht stimmte es, und die Neonazis hatten den iranischen Frauenarzt bereits vorher im Visier gehabt. Er beschloss, gleich morgen noch einmal zur Witwe und in die Praxis zu fahren.
    Jetzt aber würde er erst einmal den Freund dazu bewegen, nach Hause zu gehen. Und Tom und Marlene warteten auch auf ihn.
    »Also los«, er stieß Haie in die Seite. »Du bekommst heute sogar Polizeischutz auf dem Heimweg.«
    Ein leichtes Grinsen huschte über Haies Gesicht. Seinen Humor hatten sie ihm wenigstens nicht

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