Friesenkinder
in Urlaub fahren. Er hatte ein wenig Geld gespart und hoffte, die Reparatur seines Wagens würde nicht allzu teuer werden, denn dann könnte es schlecht aussehen mit einem Familienurlaub. Aber wenn alles gut lief, wäre Spanien eventuell ein tolles Ziel, überlegte er, während er den Gang hinunterlief.
Aus einem der Büros hörte er eine Stimme und wunderte sich. Für gewöhnlich war er um diese Uhrzeit am Freitag der Letzte im Gebäude. Ausgenommen natürlich der Bereitschaftsdienst, aber die Kollegen saßen im vorderen Teil des Gebäudes. Er stoppte und lauschte jetzt bewusst.
»Ich kann das aber nicht schon wieder unter den Tisch … «, tatsächlich, aus dem Büro von Gunter Sönksen drangen Wortfetzen, die Tür war nur angelehnt, daher konnte er relativ gut verstehen, was gesprochen wurde. Allerdings schien es sich um ein Telefonat zu handeln, denn es war lediglich die Stimme seines Kollegen zu hören.
»Ihr müsst aufhören damit. Ich kann das nicht …« Thamsen überlegte kurz, ob er anklopfen, das Telefonat unterbrechen und seinen Mitarbeiter zur Rede stellen sollte.
Selbst den wenigen Bruchstücken konnte er entnehmen, dass es wahrscheinlich um die Aktionen der Neonazis ging. Aber was hatte Gunter Sönksen damit zu tun? Gut, sein Sohn gehörte der Gruppe an, aber angeblich war er eines der harmloseren Mitglieder. Und wenn Gunter auch bedroht wurde?
Dirk riss die Tür auf ohne anzuklopfen und platzte in das Büro.
Gunter Sönksen ließ vor Schreck den Hörer fallen. Panisch blickte er ihn an. Und bevor er überhaupt etwas sagen konnte, stotterte der Mitarbeiter bereits los.
»Ich kann dir das erklären, Dirk.«
Tom drehte sich im Bett herum und blickte auf die Leuchtziffern seines Weckers. 5:30 Uhr, und der Kleine schien mehr als wach zu sein. Draußen war es noch dunkel und vor der Ankunft seines Stammhalters hätte Tom nicht im Traum daran gedacht, um diese nachtschlafende Uhrzeit überhaupt seinen Zeh unter der Bettdecke hervorzustrecken.
Marlene schlief seltsamerweise tief und fest neben ihm. Sie hatte bis spät in die Nacht geputzt und noch einen Kuchen gebacken, da Gesine Liebig für heute ihren Besuch angekündigt hatte. »Deine Mutter kann sich doch denken, dass es hier nicht picobello aussehen kann. Schließlich bist du erst gestern nach Hause gekommen und eigentlich noch krank«, hatte Tom geschimpft, als sie mit dem Staubwedel durch die Wohnung gehuscht war. Doch Marlene ließ sich nicht stoppen. Alles sollte perfekt sein, wenn ihre Mutter kam. Ihr Verhältnis war eigentlich nur als schwierig zu bezeichnen. Obwohl es sich in den letzten Jahren, besonders seit ihrer Hochzeit, ein wenig gebessert hatte. Trotzdem war es sehr distanziert und Marlene hätte alles dafür getan, dass ihre Mutter keinen Anlass fand, ihr Nachlässigkeit oder Schlampigkeit im Haushalt nachzusagen.
Tom hatte lediglich den Kopf über Marlenes Putzfimmel geschüttelt und war schließlich ohne sie ins Bett gegangen. Er stand auf und ging hinüber ins Kinderzimmer. Niklas lag in seiner Wiege und knötterte vor sich hin. Wahrscheinlich hat er die Hosen voll, dachte Tom und stöhnte innerlich auf. Er wollte ja ein Vollblutvater sein, aber mit diesen Plastikwindeln stand er nun einmal auf Kriegsfuß. Er nahm den Kleinen aus dem Bett und legte ihn sich über die Schulter. Für einen kurzen Augenblick war das Kind still und Tom summte ein wenig vor sich hin, in der Hoffnung, Niklas würde vielleicht auf seinem Arm einschlafen. Aber bereits wenige Minuten später fing er richtig an zu schreien und Tom ahnte den Grund dafür.
»Ist ja gut. Der Papa macht das mal klar«, versuchte er, seinen Sohn zu beruhigen, und legte ihn auf die Wickelkommode.
»Puh!«, stöhnte er, als er ihm den Strampler abgestreift und die Pampers aufgerissen hatte. Eilig suchte er nach Feuchttüchern, fand aber nur einen Waschlappen, den Marlene wahrscheinlich am Abend zum Gesichtwaschen benutzt hatte.
»Geht auch«, befand Tom und wischte damit den Po des Kleinen sauber, was sich als nicht so einfach erwies, da der Lappen beinahe schon trocken war.
»Ich weiß, ist nicht so angenehm«, kommentierte er seine vermeintliche Waschaktion, als Niklas wieder zu weinen begann, »aber früher haben die Menschen sogar Zeitungspapier zum Hinternabputzen benutzt. Da kannst du dich über einen Frotteelappen echt freuen.«
Anschließend stellte Tom sich dem Kampf mit der Pampers, den er diesmal eindeutig gewann. Dann zog er dem Winzling einen frischen
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