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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Deutschland abgespielt hatte. Wie hatte ein einziger Mann nur ein ganzes Volk derart beeinflussen können? Und er tat es noch. Die Neonazis grölten weiterhin dieselben Parolen und grüßten sich mit erhobenem Arm.
    Und was taten sie dagegen? Hatte man denn gar nichts dazugelernt? Noch fester war in Marlene der Entschluss gereift, einen Jugendtreff in Risum zu organisieren, um den Kindern eine Alternative, eine Perspektive zu bieten. Wenn sie schon nicht direkt etwas gegen die Typen unternehmen konnte, wollte sie wenigstens verhindern helfen, dass sich ihnen noch mehr Jugendliche anschlossen.
    »Und was genau hat nun dieser Heinz gesehen?« Sie war neugierig, was bei der Befragung des Alten herausgekommen war.
    »Nicht viel«, seufzte Thamsen. Er konnte sich nicht helfen, aber wirklich weiter brachten ihn die Beobachtungen des Anwohners nicht. Es war ja klar, irgendjemand hatte in der vergangenen Nacht den Säugling hier abgelegt. Und ob es nun einer oder mehrere gewesen waren, machte kaum einen Unterschied. Es war lediglich ein weiterer Hinweis, dass es auch ein anderer Täter gewesen sein konnte, denn diese Neonazis kreuzten ja wohl selten irgendwo allein auf. Wer aber hatte den Säugling entführt und hierhergebracht?
    »Ich muss dann auch mal wieder«, verkündete er und blickte auf die Uhr. Eigentlich hatte er nach dieser enttäuschenden Zeugenaussage keine Lust, noch weiterzuarbeiten, aber da er in der Gegend war, konnte er noch eine der Frauen von seiner Liste besuchen. Sie wohnte ganz in der Nähe in Ladelundfeld und hatte laut Krankenakte erst vorletzte Woche entbunden.
    Er verabschiedete sich von den Freunden und blickte sich suchend nach Dörte um.
    »Die ist im Büro«, gab Marlene Auskunft. Die Frau war zwar nicht unfreundlich zu ihr gewesen, aber trotzdem hatte sie sich in ihrer Gegenwart nicht wohlgefühlt.
    Dirk klopfte leicht an die nur angelehnte Tür. Dörte Paulsen stand an dem Fenster gegenüber und blickte hinaus. Als er eintrat, drehte sie sich um. Sie hatte Tränen in den Augen und er dachte, der Leichenfund sei der Grund dafür.
    Er trat auf sie zu und streckte den Arm tröstend nach ihr aus. Doch sie wich zurück.
    »Du hättest es mir ruhig sagen können.«
    »Was?«
    »Na, dass du eine Freundin hast«, zischte sie, »und ein Kind.«
    »Aber ich habe dir doch von Anne und Timo erzählt.« Er verstand nicht, was sie plötzlich meinte. Er war ihr gegenüber zwar nicht immer ganz ehrlich gewesen, aber die Kinder hatte er ihr nicht verschwiegen. Und was für eine Freundin meinte sie überhaupt?
    »Und Niklas?«
    Langsam dämmerte es ihm.
    »Du glaubst, Marlene und ich …?« Er musste unweigerlich lächeln.
    »Etwa nicht?« Dörte blickte ihn verwirrt aus ihren tränenfeuchten Augen an.
    »Marlene ist zwar durchaus attraktiv, aber sie ist schon an meinen Freund Tom vergeben. Ich war sogar ihr Trauzeuge.« Er trat einen weiteren Schritt auf sie zu und als er diesmal seinen Arm ausstreckte, wich sie nicht zurück. Im Gegenteil, sie warf sich geradezu an seine Brust und Thamsen konnte nicht umhin, sie zu umarmen. Er spürte, wie sie ihren warmen, weichen Körper gegen seinen presste, und als sie den Kopf hob und ihn anschaute, beugte er sich hinab und küsste sie.
    »Oh, ich wollt’ nicht stören!« Haie stand in der Tür und starrte die beiden verdutzt an.
    »Tust du aber«, murmelte Dirk und löste sich von Dörte. Er blickte fragend auf den Freund, der plötzlich seine Stimme verloren zu haben schien.
    »Was ist denn?«, hakte er daher nach.
    Haie räusperte sich. »Ja, also, ähm. Du hast doch von Julia erzählt und dass du jetzt noch eine Frau besuchen willst.«
    »Ja, Lena Schmidt.«
    »Lena Schmidt?« Dörte Paulsen blickte fragend zu Thamsen. »Die hat doch vor Kurzem ein Kind bekommen.«
    »Du kennst sie?«
    »Ja«, nickte Dörte und ihre dunklen Haare wippten dabei im Takt. »Ich war gerade vorgestern bei ihr.«
    »Und?« Thamsen war neugierig, was sie zu erzählen hatte. Und auch Haie lauschte interessiert.
    »Na ja, sie war irgendwie komisch.«
    »Komisch?«
    »Ja, ich meine, sie hat nun endlich ihr Baby bekommen. Anscheinend doch ein Wunschkind, denn soweit ich weiß, hat sie sich künstlich befruchten lassen.«
    Aber Genaueres wusste Dörte nicht. Sie kannten sich lediglich noch von der Schule und hatten sich vor Lenas Schwangerschaft in einem Yogakurs wiedergetroffen.
    Dörte hatte eine Kleinigkeit für das Baby vorbeibringen wollen, aber die Freundin hatte sich überhaupt nicht

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