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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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hatten Menschen Blumen niedergelegt. Zwar nicht so viele wie vor dem Dokumentenhaus, aber die Anteilnahme war offensichtlich groß bei der Bevölkerung.
    Die beiden Gesuchten standen etwas abseits und unterhielten sich.
    »Na, ihr beiden«, begrüßte er sie und stellte sich neben sie. »Dirk, endlich«, sagte Haie aufgeregt. Es kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor, seit er mit dem Freund am Telefon gesprochen hatte.
    »Komm, der Heinz hat gestern was gesehen. Vielleicht kriegen wir die Typen nun endlich.«
    Obwohl die Beobachtungen des Anwohners seit Langem die erste heiße Spur versprachen, versuchte Dirk, den Freund zu zügeln. »Nun mal langsam.« Er blickte sich um und betrachtete die anderen Leute am Gedenkstein. Haie verstand ihn nicht, was konnte es Wichtigeres geben als die Befragung eines Zeugen? Doch als er Thamsen von der Seite anschaute, fiel ihm auf, dass der anscheinend die Anwesenden unter die Lupe nahm. Dachte er, der Täter könne an den Tatort zurückgekommen sein?
    Haie tat es ihm gleich, doch unter den Besuchern kam ihm keiner verdächtig vor.
    »Hier lässt sich ohnehin keiner von diesen Kerlen blicken. Jedenfalls nicht am helllichten Tag«, stellte er schließlich fest.
    »Ich bin mir gar nicht so sicher, ob Ole Lenhardt oder ein anderer aus der Gruppe etwas mit dem Mord an Dr. Merizadi zu tun hat.« Es war das erste Mal, dass ihm dieser Gedanke kam, und Dirk war selbst erschrocken, als er ihn aussprach.
    »Nicht?« Haie konnte seine Überraschung nicht verstecken.
    Thamsen schüttelte seinen Kopf und wandte sich zum Gehen.
    »Irgendwie erscheint mir das alles mittlerweile zu …«, er stockte und suchte nach dem passenden Wort.
    »Inszeniert?«, kam ihm Tom, der bis dahin seltsam ruhig gewesen war, zu Hilfe.
    Dirk nickte. »Ja, es scheint, als wolle jemand absichtlich den Verdacht auf die Neonazis lenken.«
    Haie wiegte seinen Kopf hin und her. »Na ja, immerhin waren sie bei ihm in Behandlung. Und wenn nicht gerade etwas schiefgelaufen ist, dann hatten sie ja eigentlich gar keinen Grund, ihn umzulegen.«
    »Genau, aber da liegt auch schon der Haken.« Die beiden Freunde blickten Thamsen fragend an und er erzählte ihnen von den seltsamen Krankenakten und von Julia Völler, bei der ganz offensichtlich etwas missglückt war. »Und die anderen Frauen habe ich noch nicht einmal besucht.«
    »Meinst du, die haben auch etwas mit der Gruppe von Ole zu tun?« Haie wunderte sich, wie in der Regel anständige Mädchen sich mit diesen Typen einlassen konnten.
    »Vielleicht haben die den Frauen gedroht?« Thamsen wusste es nicht, aber vorstellen konnte er es sich.
    »Und um was zu erreichen?« Tom sah da keinen Zusammenhang. Und auch Thamsen zuckte mit den Schultern. Irgendwie passte das alles nicht so recht zusammen. Sie hatten das Haus des Anwohners erreicht und Haie klingelte Sturm. »So, Heinz, das ist der Kommissar. Kannst ihm nun mal erzählen, was du gestern genau gesehen hast«, übernahm er die Gesprächsführung, nachdem der Mann die Tür geöffnet hatte. Thamsen ließ ihn gewähren.
    »Na, viel kann ich nich vertelln«, druckste der Alte herum, dem es anscheinend doch etwas unangenehm war, sich nicht von sich aus gemeldet zu haben.
    »Also, gestern hab ich zu Abend gegessen und bin anschließend wie immer rüber in die Stube gegangen.«
    Auf dem Weg von der Küche ins Wohnzimmer habe er dann Motorengeräusche gehört.
    »Von da«, er deutete auf eines der Fenster im oberen Geschoss, »habe ich den Wagen gesehen.«
    Das sei um diese Zeit sehr ungewöhnlich, denn hier gehe es ja eigentlich nirgendwo hin, außer zu den Gedenkstätten.
    »Und haben Sie erkannt, was für ein Wagen das war? Vielleicht sogar das Kennzeichen?«
    »Nee«, der Alte schüttelte seinen Kopf. »War ja schon dunkel. Und Scheinwerfer waren auch aus.«
    Thamsen seufzte innerlich. Schon wieder ein Zeuge, der eigentlich keiner war. Trotzdem fragte er, was dann geschehen war.
    »Na, gar nicht lang und das Auto ist zurückgekommen.«
    »Haben Sie denn wenigstens gesehen, wie viele Personen dringesessen haben?«
    »Wie viele? Ich habe da nur einen drin gesehen.«
     
    »Da seid ihr ja endlich!«, rief Marlene, als die drei Männer das Dokumentenhaus betraten. Nach wie vor war es in dem Museum relativ leer. Auch der Zustrom der Schaulustigen hatte langsam nachgelassen.
    Niklas schlief in seinem Wagen und Marlene hatte sich in der Zwischenzeit die Ausstellung angeschaut. Es war immer wieder unfassbar, was sich in jener Zeit in

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