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Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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Reagenzglas gezüchtet?
    Vielleicht hatten die Tests dazu gedient, die gewünschten Erbeigenschaften zu bestimmen. Vielleicht sollten … Er erschrak über den Gedanken.

24.
     
    Am nächsten Morgen gab es eine Besprechung mit den Husumer Kollegen. Thamsen war wie gerädert und hielt sich an seiner Tasse Kaffee fest. Er war den ganzen Abend und die Nacht über diese ungeheuerliche Vermutung, dass Dr. Merizadi für die Neonazis reinrassige, arische Kinder gezüchtet hatte, derart aufgewühlt, dass er keinen Schlaf gefunden hatte. Kurz war er in Versuchung, doch noch zu Dörte zu fahren, verwarf aber den Gedanken wieder. Warum, konnte er nicht genau sagen, aber irgendwie erschien es ihm nicht richtig. »Jetzt müssen wir aber wirklich den Verfassungsschutz einschalten«, hatte er gleich zu Beginn der Besprechung gefordert, doch die Beamten aus Husum waren nach wie vor sehr zurückhaltend.
    »Besser, wir sprechen noch mal mit diesem Ole.«
    »Aus dem kriegt ihr doch eh nichts raus. Wir brauchen eine der betroffenen Frauen, die redet.«
    Dumm war nur, dass die meisten von ihnen untergetaucht waren. Und Julia Völler war keine besonders brauchbare Zeugin.
    »Was ist denn mit dieser Sonja Andersen? Hast du nicht gesagt, sie hätte sich gegen diese Kerle gewehrt?«
    Thamsen nickte. Wahrscheinlich war sie ihre einzige Chance, etwas herauszufinden. Ole Lenhardt hatte ihr immerhin das Kind wegnehmen wollen. Wenn eine redete, dann am ehesten sie.
    »Ich fahre gleich nachher noch einmal zu ihr. Mal sehen, was ich aus ihr rausbekommen kann«, stimmte er zu. »Und vielleicht gehörte auch Miriam Kuipers zu diesen Patientinnen. Sie hatte ebenfalls eine künstliche Befruchtung und eine Freundin von mir hat gesagt, die Mutter vermutete, die Neonazis hätten das Kind entführt.«
    »Würde ins Bild passen. Nur, warum haben sie dann dieses Kind an der KZ-Stätte abgelegt?«, gab Lorenz Meister zu bedenken. Das war in der Tat unerklärlich. Der ausländische Arzt war ein Zeichen. Gut. Aber wenn Dr. Merizadi tatsächlich Nachkommen für die Nazis gezüchtet und auch Miriam Kuipers solch ein Kind zur Welt gebracht hatte, dann war dieses Baby doch arisch in ihrem Sinne und hatte an der KZ-Gedenkstätte nichts zu suchen.
    Nur, wer wusste schon, was in diesen Köpfen vor sich ging?
     
    Gleich nach der Besprechung machte er sich auf den Weg zu Sonja Andersen. Vielleicht hatte er Glück und konnte etwas aus der verängstigten Frau herausbekommen. Er parkte am Straßenrand vor dem Haus und stieg aus. In diesem Moment klingelte sein Handy. Auf dem Display blinkte Dörtes Name. Er ließ es klingeln.
    Statt sich über ihr Interesse zu freuen, störte ihn plötzlich ihre Beharrlichkeit, und er spürte, er brauchte dringend etwas Zeit für sich, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Vielleicht konnte er sich heute mal einen ruhigen Abend auf dem Sofa gönnen, wenn die Kinder im Bett waren, und bei einem guten Glas Rotwein in sich hineinhorchen.
    Sein Handy piepste erneut und er vermutete, Dörte hatte eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Doch er irrte. Es war eine SMS von Haie. Er sollte sich so schnell wie möglich melden. Thamsen runzelte die Stirn. Er hatte noch nie eine SMS von Haie bekommen. Es musste also wirklich dringend sein. Er wollte gerade die Rückruftaste drücken, als er einen Wagen vor dem Haus von Sonja Andersen vorfahren sah. Zwei glatzköpfige Typen stiegen aus und er verfolgte voller Unruhe das Geschehen. Wahrscheinlich würde nun die gleiche Prozedur wie bei seinem letzten Besuch folgen. Besser, er rief gleich Verstärkung. Doch noch während er die Nummer der Dienststelle wählte, sah er Sonja Andersen mit einer Reisetasche aus dem Haus kommen. Hinter ihr trottete einer der Typen mit dem Maxi-Cosi. Der andere wartete vor der Tür.
    Thamsen wusste nicht so recht, ob er eingreifen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Er legte auf und stieg wieder in seinen Wagen. Als der weiße Mercedes an ihm vorbeifuhr, startete er den Motor und gab Gas.
    In sicherem Abstand folgte er dem Fahrzeug. Zum Glück fuhr er einen Zivilwagen und keinen offiziellen Peterwagen. So jedenfalls schienen sie zumindest bisher keinen Verdacht zu schöpfen, zumal außer ihm auch noch andere Autos auf der Straße unterwegs waren. In Westrefeld bog der Mercedes von der Betonstraße in eine kleinere Nebenstraße ab.
    Thamsen stoppte und wartete, bis er den weißen Wagen nicht mehr sehen konnte. Auf diesem schmalen Weg würde er den Kerlen

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