Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Friesenkinder

Friesenkinder

Titel: Friesenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
Vom Netzwerk:
wirklich wieder eine Beziehung gehabt. Es wurde in den Augen der anderen Dorfbewohner wahrscheinlich langsam Zeit für eine dauerhaftere Partnerschaft und auch Lore Jensen war ja auf der Suche. Das spürte er ganz genau. Aber irgendwie war sie so gar nicht sein Typ, obwohl er nicht genau sagen konnte, wie eigentlich die Frau, der er wieder vertrauen, mit der er sich wieder eine ernsthafte Beziehung vorstellen konnte, aussehen sollte.
    Er grüßte kurz und fragte, ob sie noch einmal ein paar Minuten Zeit für ihn habe. Sie nickte eifrig und führte ihn wie bei seinem letzten Besuch in die Küche. »Sag mal«, begann er daher auch beinahe sofort, nachdem sie sich wieder an den Tisch gesetzt und Lore einen Schnaps eingegossen hatte, »kennst du eigentlich Birgit Giesler oder Sonja Andersen?« Er hatte sich die Namen auf einem Zettel notiert, den er aus seiner Hosentasche gezogen hatte.
    Lore Jensen wiegte den Kopf hin und her. »Was sind das für Frauen?«
    »Patientinnen von Dr. Merizadi.«
    »Da darf ich sowieso nichts zu sagen. Jedenfalls keine Namen. Ist verboten.«
    Haie nickte verständnisvoll. »Aber ob dieser Ole Lenhardt öfter da war, weißt du doch vielleicht. Und der war ja kein Patient.«
    Der Name des Anführers war spätestens seit dem letzten Bericht des Nordfriesland Tageblatts allen Bewohnern geläufig. »Er war zumindest öfters in der Praxis«, konnte Lore nun doch bestätigen. »Aber meistens abends und dann ganz lang.«
    »Wie lang?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn ich gegangen bin, waren die für gewöhnlich immer noch da.«
    »Seltsam«, murmelte Haie und kratzte sich am Kopf. »Und sonst ist dir in der letzten Zeit nichts aufgefallen?« Haie legte unbewusst immer mehr polizeiliches Verhalten an den Tag, das er sich bei Dirk abgeschaut hatte.
    »Na ja, ich habe seit deinem letzten Besuch nachgedacht.« Sie lächelte zweideutig, als sie noch einmal die Gläser einschenkte. »Und mir ist da tatsächlich etwas eingefallen.«
     
    Marlene wiegte Niklas in ihren Armen, der heute irgendwie gar nicht zufrieden wirkte. Er wollte nicht recht trinken und schlafen wollte er auch nicht.
    »Vielleicht hat er Blähungen? Was hast du denn gegessen?« Tom hielt einen Ratgeber in den Händen und suchte nach einer Erklärung für das Verhalten seines Sohnes.
    Marlene überlegte. »Ein bisschen Gemüse und Fisch.«
    »Was für ein Gemüse?«
    »Gemischt.«
    »Waren Erbsen, Bohnen oder Kohl dabei?«
    »Was weiß ich.« Marlene war genervt. Das Schreien ging an die Substanz und dazu führte Tom dieses alberne Verhör. Sie stand auf und wollte ins Kinderzimmer, als Haie plötzlich in der Küchentür stand.
    »Habt ihr eine Ahnung, wo Dirk steckt?«
    »Na, der wird auf dem Revier oder vielleicht zu Befragungen unterwegs sein, geht er denn nicht ans Handy?«
    Der Freund schüttelte den Kopf.
    »Hast du eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ja.«
    »Dann wird er sich schon melden«, beruhigte ihn Marlene und zwängte sich an Haie vorbei.
    »Was hat sie denn?«, fragte der Tom, als sie weg war.
    Der winkte ab. »Ist nicht gut drauf. Komm, setz dich. Willst du was trinken?«
    »Ein Wasser wäre nicht schlecht.« Ihm war von den Schnäpsen bei Lore Jensen leicht schwindelig und er war froh, hier etwas ohne Alkohol zu bekommen.
    »Wieso willst du ihn denn so dringend sprechen?«, forschte Tom, nachdem er sich wieder zu Haie an den Tisch gesetzt hatte.
    »Ich war noch einmal bei Lore Jensen«, begann Haie, von seinem Besuch bei der Putzfrau zu berichten. Die hatte ihm erzählt, es hätte vor gut drei Wochen einen merkwürdigen Vorfall in der Praxis gegeben. Als sie zur Arbeit gekommen war, hatte quasi noch Hochbetrieb dort geherrscht. Das kam zwar ab und zu vor, aber an diesem Tag waren drei hochschwangere Frauen in Begleitung von etwa zehn Männern in der Praxis gewesen. Dem Aussehen nach alle aus der rechten Szene. Sie hatte dann angefangen, den Aufenthaltsraum der Helferinnen zu reinigen, denn die waren seltsamerweise bereits in Feierabend gegangen. Als sie plötzlich am Empfang einen Schrei gehört hatte. »Ist hier denn keiner? Ich brauche Hilfe!«
    Lore Jensen hatte den Kopf zur Tür hinausgestreckt und eine Frau gesehen, die anscheinend Wehen hatte. Sie hielt sich den Bauch und rief um Hilfe.
    Sie hatte der Frau auf einen Stuhl geholfen und dann an die Tür des Behandlungsraumes geklopft. »Sie müssen kommen, hier ist ein Notfall!«, hatte sie durch die geschlossene Tür gerufen.
    Dr. Merizadi hatte nur kurz die Tür

Weitere Kostenlose Bücher