Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
nirgendwo anders zu Hause sein, oder?« Peer Nielsen nickte. Hamburg hatte ein sehr maritimes Flair. Der Hafen, die Menschen, der Elbstrand, alles vermittelte einem das Gefühl, als lebe man direkt am Meer. Und obwohl er schon so manches Mal Fernweh verspürt hatte, wenn er die Schiffe aus aller Herren Länder die Elbe hatte hinab schippern sehen, zu Hause war er nur im Norden. »Aber wahrscheinlich sagen das die Bayern von ihren Bergen auch«, sagte Thamsen grinsend und brachte auch Nielsen mit dieser Bemerkung zum Schmunzeln. Irgendwie mochte Dirk den Hamburger Kollegen und fand ihn trotz seiner eher verschlossenen Art sympathisch.
»Und, wie sieht’s aus? Trotz Butterkuchen noch Hunger? Ich kenne da nämlich ein nettes Restaurant in Niebüll«, schlug er deshalb vor.
10. Kapitel
Die Nachricht über Heinrich Matzens Tod breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Solch eine Neuigkeit war eine Sensation in der Gegend und in aller Munde. Als Haie am Montagmorgen den kleinen Supermarkt an der Dorfstraße betrat, war die Gerüchteküche in vollem Gange. Helene sah es wie immer als ihre Pflicht an, ihre Kunden auf den neuesten Stand zu bringen, und stand mit glühenden Wangen hinter dem Verkaufstresen, vor dem sich eine lange Schlange gebildet hatte. Haie schnappte sich einen Einkaufskorb, um vor Arbeitsbeginn ein paar Dinge für das Mittagessen zu besorgen. Tom kümmerte sich darum generell nicht, obwohl der Kleine seine geregelten Mahlzeiten brauchte. Haie packte Butter, Milch und Eier in den Korb und stellte sich an der Fleischtheke an. Vor ihm standen zwei ältere Damen, die sich über Erika Matzens Schicksal unterhielten.
»Was die nun macht. So ganz alleine.«
»Na, die Manuela wird sich um ihre Mutter kümmern, oder?«
»Die? Ach was«, winkte die eine der Frauen ab, »die hat doch wahrlich genug um die Ohren. Mit dem Restaurant und dem Hotel. Hätt’ man lieber ihren Job beim Zahnarzt behalten sollen. Hab’ gehört das läuft nicht so doll.«
»Na, wer soll da draußen auch schon hinkommen? Außerdem gehen in dem Haus immer noch die Geister um.«
Haie griente leicht. Manchen Einheimischen verging die Spökenkiekerei wohl nie. Diese Geschichte von einer erdrosselten Magd, die angeblich durch das alte Landgut geisterte, das Manuela und Jost Groß gekauft und zu einem Restaurant und Hotel umgebaut hatten, hielt sich jedenfalls beharrlich.
»Brauchst gar nicht so ungläubig tun«, giftete ihn eine der beiden an, als sie merkte, dass er sich lustig über die Spukgeschichten machte. »Manuela hat selbst vertellt, dass es in dem Haus unheimlich ist.«
»Kein Wunder, dass die fast pleite sind. Gäste kommen so gut wie keine«, bemerkte nun die andere Frau.
»So schlimm?« Haie hätte nicht gedacht, dass es finanziell so schlecht um Heinrich Matzens Tochter stand. Immerhin fuhr der Schwiegersohn mit einem dicken Mercedes durchs Dorf. Doch der Umbau des Gebäudes hatte sicherlich eine Menge Geld gekostet. Und wie sollte das alles bezahlt werden, wenn keine Gäste kamen?
»Und, was kriegst du, Haie?« Er hatte nicht bemerkt, wie die Frauen weitergegangen waren. »Ein Kilo gemischtes Hack!«
Peer Nielsen war an diesem Montagmorgen als Erster im Besprechungsraum. Er hatte die Versammlung für acht Uhr angesetzt, um die bisherigen Ergebnisse sowie die weiteren Schritte mit seinem Team zu besprechen. Er setzte sich an den langen Tisch und stellte seine Kaffeetasse ab. Erstaunlicherweise fühlte er sich ausgeschlafen, obwohl er gestern Abend erst spät zu Hause gewesen war. Zusammen mit Thamsen hatte er in einem kleinen Bistro in Niebüll gegessen und über den Fall gesprochen. Dabei hatten sie sich das eine oder andere Bier gegönnt und beschlossen, sich zu duzen. Sie waren schließlich Kollegen und ermittelten im selben Fall. Da konnten sie das alberne Gesieze auch weglassen, hatte Thamsen gemeint und ihm zugeprostet. Langsam trudelten seine Mitarbeiter ein und er eröffnete die Besprechung mit einer kurzen Zusammenfassung über den Toten.
»Habt ihr schon Ergebnisse aus den Taxizentralen?«
»Nee«, entgegnete sein Gegenüber. »Da war am Wochenende auch ständig Schichtwechsel, und bisher haben wir den Fahrer nicht ausfindig machen können. Aber wir sind dran.«
»Gut«, nickte Peer und wies dann einen anderen Mitarbeiter an, die Kollegen aus Bahrenfeld bei der Zeugenbefragung im Volkspark zu unterstützen. »Wann erscheint der Presseaufruf?«
»Heute.«
Peer war zufrieden. Auch wenn sie noch keine
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