Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
nennenswerten Ergebnisse vorweisen konnten, die Zusammenarbeit im Team klappte. »Ich fahre gleich in die Rechtsmedizin. Falls etwas ist, gebt mir sofort Bescheid.«
Die anderen am Tisch nickten und erhoben sich. Peer Nielsen sammelte seine Unterlagen zusammen und ging hinüber ins Büro. Schnell checkte er seine Mails, aber Neues aus Niebüll gab es nicht. »Er wird sich schon melden«, murmelte er vor sich hin. Thamsen wollte heute noch einmal die Witwe besuchen. Vielleicht hatte sie doch eine Ahnung, was ihr Mann im Volkspark gewollt haben könnte. Mittlerweile dürfte sie sich von dem Schock erholt haben und konnte wahrscheinlich auch wieder klarer denken. Außerdem war interessant, was sie zu den Aussagen von Lina Umbrecht in Bezug auf den Hausverkauf zu sagen hatte. Angeblich hatte der Baulöwe den Matzens gedroht. Er griff nach den Autoschlüsseln und fuhr mit dem Aufzug hinunter in die Tiefgarage. Den Weg nach Eppendorf kannte er mittlerweile auswendig, und diesmal regte er sich kaum über die zahlreichen roten Ampeln auf. Dr. Choui empfing ihn heute in seinem Büro, was Peer mehr als recht war. Doch ganz verschont vom Leichenanblick blieb er trotzdem nicht.
»Sehen Sie hier?« Der Rechtsmediziner hielt ihm ein Foto unter die Nase. Doch außer einem blassen Oberschenkel konnte er wenig erkennen. »Na hier!« Dr. Choui tippte mit dem Zeigefinger auf das Bild. Peer Nielsen beugte sich ein wenig vor, hielt das Foto leicht ins Licht. Auf der mit schwarzen Härchen bevölkerten Haut zeichneten sich zwei kleine Punkte ab.
»Was ist das?«
»Winzige Einstichstellen.«
Nielsen hob die Augenbraue. »Gift?«
»Jein«, druckste der Mediziner herum und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Mir hat das keine Ruhe gelassen mit der Kopfwunde, die nicht tödlich gewesen sein kann«, holte er dann aus und griff hinter sich nach einem Stück Papier, das auf einem der zahlreichen Stapel lag, die sich auf jeder verfügbaren Ablagefläche in diesem Büro befanden. »Ich habe den Leichnam mit einer Lupe Zentimeter für Zentimeter untersucht und bin dabei auf diese Einstichverletzungen gestoßen. Sie sind winzig. Eine normale Spritze kann das nicht gewesen sein.«
»Sondern?« Wieder machte es den Anschein, als wolle Dr. Choui seine Entdeckung nicht preisgeben. Peer hatte den Mediziner so noch nie erlebt und fragte sich, was bei den Untersuchungen herausgekommen war.
»Haben Sie schon einmal vom perfekten Mord gehört?«
»Dem Film?« Nielsen verstand den Rechtsmediziner wirklich nicht.
»Nein, es gibt durchaus Möglichkeiten, einen Menschen umzubringen, ohne dass es uns Rechtsmedizinern auffällt.« Daher weht also der Wind, schoss es Peer durch den Kopf und nickte stumm. »Also es gibt Substanzen, die in unseren Standardtests nicht berücksichtigt werden und die eine ganz natürlich wirkende Todesursache vortäuschen können.«
»Und an solch einer Substanz ist Heinrich Matzen gestorben?«
»Mir ist es gelungen, in dem Gewebe rund um die Einstichstellen dieses Mittel zu extrahieren und analytisch nachzuweisen.«
»Und woran ist das Opfer gestorben?« Peer war gespannt, welche Todesursache der Rechtsmediziner ans Licht gebracht hatte.
»Heinrich Matzen ist an einer Hypoglykämie gestorben.«
»Hypoglykämie?«
Dr. Choui nickte. »Dem Mann wurde eine Überdosis Insulin gespritzt.«
Haie hatte einen herzhaften Hackfleischtopf aufgesetzt, der in der Küche vor sich hin blubberte, während er durch das Fenster im Büro Ausschau nach Tom und Niklas hielt. Eigentlich müssten die beiden jeden Augenblick da sein, dachte er, denn Tom hatte nur kurz etwas im Dagebüller Büro abholen wollen. Viel Zeit blieb ohnehin nicht, denn Haie musste nach dem Mittagessen wieder zur Arbeit und war daher ein wenig in Eile. Doch auf der Straße tat sich so gut wie gar nichts. Nur vereinzelt fuhr dann und wann ein Auto oder Trecker vorbei, ansonsten war es eher ruhig. Haie ging zurück in die Küche und rührte seinen Eintopf um. Ob er Manuela Groß anrufen sollte? Helene hatte ihm bestätigt, dass es finanziell um Heinrichs Tochter schlecht stand und sie daher nun zusätzlich als Tagesmutter arbeitete, da der Zahnarzt sie wohl nicht wieder hatte einstellen wollen. Vielleicht konnte sie Niklas betreuen. Zumindest stundenweise. Eigentlich war es ihm unangenehm, in dieser Situation bei der Tochter des Ermordeten anzurufen, aber er konnte ja erst einmal kondolieren. Das gehörte sich schließlich.
»Ja, moin, hier ist Haie Ketelsen«,
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