Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
denn angesprochen?«
»Ist doch egal. Fakt ist, du musst mehr mit deinen Leuten zusammenarbeiten. Was war denn das mit der Beerdigung gestern? Wieso hast du niemanden mitgenommen?«
Peer runzelte die Stirn. »Na, weil der Niebüller Kollege auch vor Ort war. Sollten wir da mit einer ganzen Einheit anrücken?«
»War Thamsen denn alleine da?«
Peer nickte, musste allerdings an Haie denken. Obwohl der Mann kein Polizist war, hatte Dirk sich mit ihm wie mit einem Kollegen ausgetauscht. Die Diskussionen auch mit dem Vater von dem kleinen Jungen waren schon befruchtend gewesen, das musste er zugeben. Aber mit wem aus seinem Team sollte er sich über die Theorien in seinem Kopf unterhalten? Die verstanden ihn doch ohnehin nicht.
»Also, ich möchte, dass du dir am Wochenende Gedanken darüber machst, wie du die Arbeit in dem Fall besser strukturieren kannst. Mach einen Plan, wer wofür zuständig ist – und am Montag verteilst du die Aufgaben. Ihr habt doch noch ein paar Ansätze?« Sein Vorgesetzter schaute ihn erwartungsvoll an, und endlich glaubte Peer einmal punkten zu können.
»Oh ja, in den letzten Tagen hat sich allerhand ergeben. War eben erneut bei diesem Reeder in Blankenese. Ist doch seltsam, dass sein Bruder, der die Geldangelegenheiten des Unternehmens regelt und eine hohe Summe in den Ferienpark in Dagebüll investiert hat, ausgerechnet vorgestern verreist ist, oder?«
»Dann setz’ doch Lukas daran. Der ist gut in diesen Finanzsachen«, schlug sein Chef vor und stand auf. Für ihn war mit dem Wochenendauftrag das Gespräch beendet. Doch als Peer zur Tür ging, hielt er ihn zurück. »Und Peer, geh mal ein wenig raus bei dem schönen Wetter. Siehst aus wie eine Kalkleiste.«
»Wenn ich es Ihnen doch sage«, Harry Leibnitz beugte sich auf dem Stuhl vor. »Gestern habe ich einen Anruf erhalten und jemand sagte, er sei Erbe des Hauses in Dagebüll.«
Dirk kratzte sich am Ohr. Die ganze Geschichte, die der Bauunternehmer plötzlich, nachdem ihm die kriminaltechnischen Untersuchungen den Ernst seiner Lage bewusst gemacht hatten, aus dem Hut gezaubert hatte, hörte sich ziemlich an den Haaren herbei gezogen an. Angeblich hatte sich ein Mann telefonisch bei ihm gemeldet und über den Verkauf des Hauses sprechen wollen. Leibnitz hatte gefragt, wer der Anrufer sei, aber einen Namen wollte der Mann nicht nennen.
»Und warum er erbberechtigt sein will, hat er auch nicht erzählt?«
»Doch, ich habe ihn gefragt. Er hat gesagt, er sei der uneheliche Sohn von Heinrich Matzen.«
Thamsen kratzte sich weiter am Ohr. Das wurde ja immer haarsträubender.
»Und ganz ehrlich«, fügte Leibnitz nun hinzu, »bei Heinrichs windigen Lebenswandel kann ich mir durchaus vorstellen, dass es da den einen oder anderen Balg gibt.«
Das konnte Thamsen allerdings auch, aber dass gerade jetzt ein unehelicher Sohn auftauchte, da Harry Leibnitz verdächtigt wurde, mit den Morden zu tun zu haben, fand er trotzdem höchst seltsam. Und warum meldete er sich ausgerechnet bei dem Bauunternehmer?
»Weiß Manuela Groß von ihrem angeblichen Halbbruder?«
»Nein! Und Jost Groß ist am Telefon auch beinahe ausgeflippt.«
Das konnte Dirk sich gut vorstellen. Die Tochter und ihr Mann benötigten dringend das Geld aus dem Hausverkauf. Da waren sie nicht besonders erfreut über den Familienzuwachs. Der Verkaufserlös würde ohnehin vermutlich kaum für die Schulden des Landhotels reichen. Erst recht nicht, wenn sie teilen mussten.
»Und wie wollte er sich ausweisen? Hat er eine Nummer hinterlassen?«
Leibnitz schüttelte den Kopf. »Nein, hat auch mit unterdrückter Nummer angerufen.« Seltsam, befand Thamsen und überlegte, ob es Sinn machen würde, eine Telefonliste zu beantragen, während sein Gegenüber weitersprach: »Wollte sich wieder bei mir melden, sobald die Formalitäten geklärt sind.« Formalitäten, schoss es Dirk plötzlich durch den Kopf. Das bedeutete doch wahrscheinlich, dass man einen Vaterschaftstest machen würde, oder? Und das ganz sicherlich über das Rechtsmedizinische Institut in Hamburg, denn dort gab es nicht nur ein DNA-Labor, sondern auch die Gewebeproben Heinrich Matzens. Wenn dem so war, konnten Sie sich die Anfrage bei der Telekom sparen. Er musste dringend mit Peer sprechen. Dringender als zuvor.
22. Kapitel
Thamsen deckte den Tisch wie jeden Samstag. Auch wenn die Kinder nicht mit ihm sprachen, das gemeinsame Frühstück würde er nicht ausfallen lassen. Er war ausgeschlafen, da er gestern Abend
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