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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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nur ungern von dem Freund stören lassen. Dennoch versuchte sie, den aufziehenden Streit der beiden im Keim zu ersticken.
      »Wollen wir los? Und wo müssen wir überhaupt hin?«
      Haie beschrieb den Weg zu Barne Christiansen als nicht sonderlich weit. Der ehemalige Schulkollege und Dorfbewohner hatte sich nach dem Tod seiner Frau ein kleines Häuschen direkt in Wyk, dem Hauptort der knapp 83 Quadratkilometer großen Insel, gekauft. Es war schon immer ein Traum von ihm gewesen, ein Haus direkt am Meer, womöglich sogar auf einer der Nordfriesischen Inseln zu besitzen. Durch die Auszahlung von Birthes Lebensversicherung war es ihm möglich gewesen, diesen wahr werden zu lassen. Das schnuckelige Reetdachhaus lag direkt hinter dem Deich ganz in der Nähe des Golfplatzes.
      »Das ist ein netter Spaziergang, und außerdem wollen wir ja auch was von der Insel sehen«, argumentierte Haie. Er drehte sich ohne die Reaktion seiner Freunde abzuwarten um und verließ wortlos das Zimmer.
      Marlene trat hinter Tom und schmiegte sich an ihn. Sie spürte, wie seine Muskeln sich anspannten, und küsste ihn sanft.
      »Komm Schatz, später ist auch noch Zeit, und eine rauschende Liebesnacht mit dir in diesem Hotel lass ich mir unter gar keinen Umständen entgehen.«

    »Und dass ihr mir ja keinen Unsinn macht! Bin gleich wieder da«, sagte Thamsen, bevor er aus dem Wagen stieg. Er hatte an der Straße geparkt und lief das kleine Stück zum Haus zu Fuß. Die Carstensens mussten ja nicht unbedingt mitkriegen, dass er seine Kinder dabeihatte.
      Neben dem schwarzen Klingelknopf hing ein messingfarbenes Schild, auf welchem in verschnörkelten Buchstaben der Name der Familie zu lesen war. Das Metall blinkte, als sei es erst kürzlich frisch poliert worden. Noch ehe er mit seinem Finger die Klingel betätigt hatte, wurde die Tür aufgerissen, und eine Frau attackierte ihn mit gereizten Blicken. Thamsen erschrak.
      »Dass ihr immer am Samstag kommen müsst«, schimpfte die Dame mittleren Alters. »Ich hab euch schon oft gesagt, dass ich eure Erleuchtung nicht brauche!«
      Das Wort Erleuchtung spukte sie ihm förmlich vor die Füße. Dirk Thamsen drehte sich suchend um. Er fühlte sich nicht angesprochen, schließlich war er allein. Doch hinter ihm standen keine weiteren Personen.
      Als er sich der Frau wieder zuwenden wollte, um das Missverständnis aus der Welt zu räumen, knallte sie ihm die Tür vor der Nase zu. Er hatte nicht einmal den Hauch einer Chance gehabt, Luft für eine klarstellende Äußerung zu holen. Mann, dachte er, die hat ja eine Laune. Wenn der Mann genauso gut drauf ist, kann das ja ein lustiges Gespräch werden.
      Er zog seinen Polizeiausweis aus der Hosentasche und hielt ihn auf geschätzte Augenhöhe der Hausbewohnerin. Dann klingelte er.
      »Ich hab doch gesagt …«, ihre Stimme verstummte blitzartig beim Anblick des Legitimationspapiers.
    »Polizei?«
      Er nickte und fragte, ob er vielleicht einen Augenblick ins Haus kommen und mit Friedhelm Carstensen sprechen könne.
      »Mein Mann ist noch nicht zu Hause.«
      »Kann ich vielleicht warten?«
      Es war Thamsen sowieso lieber, zunächst einmal ungestört mit der Schwägerin des Verstorbenen zu sprechen.
      Sie forderte ihn auf, im Wohnzimmer Platz zu nehmen, und bot ihm einen Kaffee an. Dankend nahm er an. Während er sie in der Küche den Kaffee zubereiten hörte, schaute er sich um. Der Raum war mit viel Liebe fürs Detail eingerichtet, das sah er auf den ersten Blick. Die Möbel waren geschickt im Raum verteilt und ließen das Zimmer größer erscheinen, als es eigentlich war. Vor den Fenstern hingen kunstvoll drapierte Gardinen, und zwischen den Grünpflanzen auf dem Fensterbrett tummelten sich kleine Porzellanfiguren in Form von Kindern. Thamsen nahm eine der Figuren in die Hand und las den Schriftzug auf deren Sockel: ›M.I.Hummel‹.
      An der Wand neben einer alten Pendeluhr hingen mehrere Familienbilder. Er trat näher, um die Fotografien besser betrachten zu können.
      »Ist das hier Ihr Mann?«, fragte er Irmtraud Carstensen, als sie mit einem Tablett beladen das Wohnzimmer betrat.
      »Hm.«
      Konzentriert schenkte sie den Kaffee in die zierlichen Porzellantassen. Ihre Hand zitterte leicht.
      »Und ist das hier Kalli?« Er deutete auf eine etwas
    unscharfe Ablichtung, die links neben dem Hochzeitsbild der Carstensens hing.
      »Nein«, antwortete die Schwägerin, ohne ihren Blick zu heben. Sie

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