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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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ältere Mann in Cordhosen und Karohemd kniff die Augen zusammen und fuhr sich nachdenklich mit seiner rechten Hand durch das Gesicht.
      »Also Grund genug hätte sie auf jeden Fall dazu gehabt.«

    Tom war nach einem Geschäftstermin in Husum zur Risumer Grundschule gefahren und hatte Haie wie verabredet abgeholt. Der wartete bereits auf dem Schulhof, da er sich kaum gedulden konnte, dem Kommissar die Neuigkeiten über Sophie Carstensens Misshandlung mitzuteilen.
      »Das wirft doch ein völlig anderes Licht auf die ganze Sache«, hatte er gestern Abend den Selbstmord der Witwe kommentiert.
      In der Polizeidienststelle teilte man ihnen jedoch mit, dass Dirk Thamsen momentan ein Verhör führe, welches sicherlich noch einige Zeit dauern würde.
      »Wer wird denn verhört?«, fragte Haie neugierig den Polizisten in grüner Uniform, der sie auf dem Gang abgefangen hatte.
      Darüber durfte der Beamte keine Auskunft geben. Sie befanden sich schließlich mitten in den Ermittlungen zu einem Mordfall. Er riet ihnen, in der Zwischenzeit das schöne Wetter zu genießen und später noch einmal vorzusprechen.
      Auf dem Rathausplatz tummelten sich jede Menge Leute und genossen den noch angenehm wärmenden Schein der Herbstsonne. Beinahe alle Bänke waren besetzt; und so schlenderten die beiden Freunde hinüber zum ›Haizmann-Museum‹, welches sich seit den 80er-Jahren in dem alten Rathaus der Stadt Niebüll befand. Hier wurden in einer ständigen Ausstellung Malereien, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken des Künstlers gezeigt, der sich 1934 von Hamburg in diesen ruhigen Ort zurückgezogen hatte.
      »Wollen wir uns die Ausstellung ansehen?« Haie hatte zwar erst vor einigen Tagen dem Museum einen Besuch abgestattet, trotzdem wollte er sich gerne noch ein weiteres Mal die Bilder des berühmten Malers anschauen, zumal auch vor wenigen Tagen zusätzlich eine Wechselausstellung eröffnet worden war, die ihn interessierte. Doch Tom verdrehte bei seinem Vorschlag nur die Augen. Er hatte vorläufig genug von Kunst und Kultur.
      »Lass uns lieber ein Eis essen gehen. Komm, ich lad dich ein.«
      Zielstrebig steuerte er auf das Rathauscafé auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes zu, vor dem bei dem schönen Wetter noch einige Tische im Freien aufgebaut waren.
      »Für mich bitte ein Bananensplit«, antwortete Tom auf die Frage des Kellners nach ihrer Bestellung. Der Freund wählte eine Tasse Kaffee und ein Stück Friesentorte.
      »Bin gespannt, wen Thamsen denn da so lange verhört«, bekundete Haie seine Neugierde an dem Vorgehen des Kommissars. »Meinst du, die Polizei hat einen konkreten Verdächtigen?«
      »Wer sollte das denn sein?«
      Haie zuckte mit den Schultern. Bereits vor Sophies Selbstmord hatte es eine Menge Leute gegeben, die als Mörder von Kalli Carstensens in Betracht kamen. Barne, Friedhelm, die Verlierer des Glücksspiels …
      Allerdings verlieh die Tatsache, dass der ermordete Schulfreund seine Frau jahrelang misshandelt haben sollte, dem Mordfall ein weiteres mögliches Motiv: Rache.
      »Also, dass Sophie Kalli umgebracht hat, kann ich mir nicht wirklich vorstellen.«
      »Wieso nicht?« Tom blickte ihn fragend an.
      Er konnte seine Annahme nur gefühlsmäßig damit begründen, dass ein Mord nicht zu der Witwe passte.
      »Bin mal gespannt, was Marlene dazu herausfindet. Sie wollte sich ein wenig über die Thematik informieren.«
      »Marlene?«
      Er hatte dem Freund nichts von seinem Anruf und der Bitte um ihre Hilfe erzählt, was er nun ein klein wenig bereute. Die Tatsache, erneut hinter Toms Rücken mit Marlene gesprochen zu haben, stieß bei dem Freund nicht gerade auf Verständnis. Dabei war es in dem Telefonat überhaupt nicht um die Probleme der beiden gegangen.
      »Ich habe sie gebeten zurückzukommen. Wir brauchen ihre Hilfe. Sie war es doch, die die Möglichkeit der Misshandlung bereits in Betracht gezogen hatte, bevor wir überhaupt etwas davon erfahren haben. Bestimmt hat sie sich in der Zwischenzeit schlaugemacht«, begründete Haie sein Verhalten.
      »Und?«, fragte Tom und versuchte, seine Stimme möglichst gleichgültig klingen zu lassen, obwohl er die Antwort kaum erwarten konnte. »Wird sie kommen?« Er war zwar enttäuscht über das eigenmächtige Handeln des Freundes, und ihm war bewusst, dass, wenn Marlene kommen würde, es nicht seinetwegen war. Trotzdem schlug sein Herz augenblicklich einen Takt schneller, als Haie

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