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Friesenrache

Friesenrache

Titel: Friesenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Badezimmer türmten sich die dreckigen Kleider zu wahren Bergen. Er sortierte rasch die Wäsche nach hell, dunkel und bunt, ehe er es sich zum Feierabend auf dem Sofa gemütlich machte und den Fernseher anschaltete. Der ›NDR‹ zeigte eine Zusammenfassung über das Leben der kürzlich verstorbenen Raissa Gorbatschowa. Er betrachtete die Bilder der charismatischen Frau. Wie glamourös sie als First Lady neben ihrem Mann daherkam. Doch als in der Dokumentation über das Öffnen des Eisernen Vorhangs berichtet wurde, schweiften Thamsens Gedanken mehr und mehr ab.
      Die Fragen seines Sohnes hatten ihm wieder deutlich vor Augen geführt, momentan nichts gegen Ulf Carstensen in der Hand zu haben. Was, wenn sich herausstellte, dass das Geständnis echt war und die DNASpuren nicht miteinander übereinstimmten?
      Hatte sich Sophie Carstensen vielleicht wirklich von den Tyranneien ihrer Ehe befreit? Oder war es doch einer der anderen Verdächtigen gewesen, der den unliebsamen Landwirt beseitigt hatte?
      Wenn das Motiv aber in den Misshandlungen begründet war, und diesen Antrieb hielt er nach wie vor für den stärksten Beweggrund in diesem Fall, dann kam unter Umständen auch der Bruder des Ermordeten als möglicher Täter in Betracht. Vielleicht war der Anlass ihres Streits gar nicht das Erbe der Mutter gewesen. Unter Garantie hatte Friedhelm Carstensen gewusst, dass sein Bruder die eigene Frau misshandelte. Immerhin hatte man im Dorf darüber geredet. Das konnte auch den Familienangehörigen nicht entgangen sein. Möglicherweise hatte er Kalli Carstensen zur Rede gestellt, und als sich ihm dieser widersetzte, ihn anschrie, er solle sich gefälligst um seinen eigenen Kram kümmern, hatte er, Friedhelm Carstensen, der Versager der Familie, die über Jahre aufgestaute Wut nicht mehr zügeln können und Gas gegeben.

    *
    Tom und Marlene wurden von Haie mitten in ihren Hochzeitsplanungen unterbrochen. Der Freund hatte sich aus Angst darüber, ob die beiden wieder zueinanderfinden würden, schreckliche Sorgen gemacht. Er hatte quasi die Minuten von dem Zeitpunkt ab gezählt, an dem er Tom und Marlene allein gelassen hatte. Nach etwas über drei Stunden war er der Ansicht gewesen, es sei genügend Zeit vergangen. Entweder die zwei hatten sich nun getrennt, oder aber beschlossen, es noch einmal miteinander zu versuchen.
      Er konnte gar nicht ausdrücken, wie erleichtert er war, als er die Freunde Händchen haltend am Küchentisch sitzen sah. Verliebt strahlten Tom und Marlene sich an, so als hätte es niemals Probleme zwischen ihnen gegeben.
      »Na, wieder versöhnt?«
      Eigentlich wollten sie dem Freund noch gar nichts von den Hochzeitsplänen erzählen. Sie mussten die Aufregung erst einmal selbst verdauen. Doch als Marlene Haies erleichterten Gesichtsausdruck sah, sprudelte die Neuigkeit, dass Tom ihrem Heiratsantrag zugestimmt hatte, einfach so aus ihr heraus.
      »Na, darauf müssen wir aber anstoßen!«, äußerte Haie freudestrahlend und umarmte die Freunde kräftig. Er freute sich wirklich für die beiden. Sie gehörten nun einmal zusammen, und wenn er ehrlich war, hatte er sich bereits öfters gefragt, warum sie nicht heirateten.
      Die Gläser klirrten, als sie auf das freudige Ereignis anstießen. Anschließend setzten sie sich an den Tisch, und Haie fragte nach ihren Plänen.
      »So weit sind wir noch nicht«, antwortete Tom schnell. »Auf jeden Fall wollen wir erst einmal die Aufklärung des Mordfalls abwarten. Dann sehen wir weiter.«
      Plötzlich ging ihm das Ganze doch ein wenig zu schnell. Nicht dass er sich unsicher war – er liebte Marlene, wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Das war ihm in den letzten Tagen mehr als deutlich geworden. Aber wie viele Fragen solch eine Hochzeit aufwarf und welche Entschlüsse gefasst werden mussten, darüber hatte er sich bisher noch keinerlei Gedanken gemacht. An welchem Datum sollte die Trauung sein, und wollten sie nur standesamtlich oder auch kirchlich heiraten? Wünschten sie sich ein großes Fest anstatt einer kleinen Feier im Kreise der engsten Freunde? Und wohin sollte die Hochzeitsreise gehen?
      »Ja, ich will«, hatte er ihrem Antrag ohne zu zögern zugestimmt, dabei jedoch nicht geahnt, wie viele Fragen im Zuge dieses Heiratsversprechens noch beantwortet werden mussten.
      Nun, da ihm langsam bewusst wurde, dass es mit Liebe allein bei solch einer Hochzeit wohl nicht getan war, kam ihm der Mordfall beinahe

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