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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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in aller Ruhe trinken.«
    Auf einmal richteten sich die Blicke der männlichen Tresengestalten zum Eingang des Tanzcafés, denn offensichtlich hatte sich eine achtköpfige Damenriege entschieden, hier eine spontane Betriebsfeier zu veranstalten. Auf den ersten Blick verursachte das eine gewisse Unruhe am Tresen, denn Tanzlust bei angeschickerten Frauen bildete eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Männer.
    Nöffi übertrieb, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht die sofortige Bezahlung einforderte. »Ich kenne das. Erst hockt ihr durstig am Tresen herum, und dann lauft ihr auf einmal mit den Weibern weg. Bezahlt kurz vorher, dann könnt ihr meinetwegen hinterher den Truthahn stopfen.« Stopfen wollte Olli in diesem Etablissement nichts, aber er entschied sich, für Hans-Harald mitzubezahlen, um vielleicht ein wenig über diesen Immel herauszubekommen.
    Die Art und Weise, wie Nöffi fast atemlos mit hochrotem Kopf unter äußerster Anstrengung den Zwanziger in seiner Geldtasche zwischen den anderen Scheinen versenkte, die war kaum noch mit anzusehen. Als sich Olli von diesem Elend abwendete, nahte schon die erste ernsthafte Bedrohung in Form einer kleinen Brünetten, die ihn zum Tanz bat. Warum sollte er Nein sagen, und so folgte er wie ein gockelnder Hahn ihrem wackelnden Po zur Tanzfläche. War sie schon 40? Nein, sie musste jünger als er sein. Er bemühte sich, als einziger Mann auf der Tanzfläche nicht zu prollig zu wirken. Immerhin küsste ihn seine Tanzpartnerin flüchtig zwischen zwei Tänzen, aber das galt nicht ihm, sondern war mehr an ihre Kolleginnen adressiert.
     
    Die Stimmung steigerte sich bei der Damenriege, als sich aus dem offenen Eingangsportal ein neuer, großgewachsener Gast näherte. Ollis Tanzpartnerin wies mit heftigen Handbewegungen ihre angeheiterten Kolleginnen auf die neu eingetretene Lichterscheinung hin und bat ihn um vorzeitige Beendigung des gemeinsamen Tanzvergnügens, um zu ihren Kolleginnen zum Beratschlagen zurückkehren zu können. Olli nickte notgedrungen freundlich und entschied sich, devot zu seinem Sitznachbarn zurückzukehren.
    Hans-Harald empfing ihn verständnisvoll lächelnd. »Schau mal einer an. Unsere große weiße Hoffnung hat dich soeben aus dem Rennen geworfen. Er ist der Platzhirsch hier, der Patrick. Der legt alles flach.«
    Das war also Patrick Immel. Bevor Olli weiter nachforschen konnte, wandte Hans-Harald seinen Kopf zu dem Wirt. »Nöffi. Gib uns noch einmal zwei Halbe.«
    Selbstverständlich unternahm Nöffi keinerlei Anstalten, sich in Bewegung zu setzen. So hob Olli beide Hände über den Kopf, und sofort beugte Nöffi sich schwitzend vor. »Zwei Halbe, richtig.«
    Olli hob den Daumen zum Einverständnis. Dann schrie er ihn laut an: »Willst du einen mittrinken?«
    Nöffi schüttelte angestrengt den Kopf. »Nee, mittrinken sollte ich besser nicht. Es geht mir gesundheitlich nicht besonders gut, nur so Zwei minus. Wie es eben so ist. Aber die Biere sind in Arbeit.«
    Ollis Sitznachbar näherte sich bedrohlich dicht seinem Ohr. »Du musst wissen, der Nöffi hat Lungenkrebs. Halbwertzeit von vier Wochen. Wenn du Glück hast, fällt der um, bevor du bezahlen musst. Einige hier am Tresen spekulieren bereits darauf. Und den Finger vom Stoff bekommt Nöffi auch nicht. Warte nur ab.«
    Diese Einlassung hatte der Wirt irgendwie mitbekommen, denn Nöffi beugte sich jetzt fast intim zu ihnen über den Tresen. »Ihr habt über mich gesprochen, richtig? Ihr wisst Bescheid?«
    Ollis Sitznachbar nickte stumm.
    Nöffis Blick wurde entspannter. »Ja, es wird wohl nicht mehr lange gut gehen für mich. Ich muss aber auch wirklich kein Weihnachtsfest in meinem Leben mehr überstehen. Ich habe einfach schon zu viel erlebt. Jeden Abend nach der Arbeit ziehe ich mir konsequent die Kirschen zu. Für mich wird es jedenfalls keinen schleichenden Tod geben.«
    Hans-Harald schien mit der Aussage nur schwer umgehen zu können. »Mensch, Alter. Du darfst doch nicht die Tampen einfach schleifen lassen, nur weil du zurzeit ein wenig schwächelst.«
    Jetzt zog Nöffi ein Whiskyglas unter dem Tresen hervor. »Hans-Harald, du bist genau wie ich ein Mann. Ein wenig jünger, und sicher hast du mehr Eleganz als ich. Aber glaube mir, den Laden hier unten im Mondragon habe ich die ganze Zeit nur hochhalten können, weil ich ständig mit den alten Tanzschnepfen ins Bett gekrochen bin.«
    »Und dann hast du es ihnen noch einmal richtig besorgt, oder?«
    Nöffis Nasenlöcher weiteten sich zu

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