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Friesenschnee

Friesenschnee

Titel: Friesenschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Aber Herr Stuhr, genau von dort komme ich. Ihre reizende Bekannte hat mir die Tür geöffnet. Ich habe ihr kurz mein Anliegen geschildert, und daraufhin hat sie mir Ihren Trainingsweg beschrieben.«
    ›Das Anliegen geschildert‹. In Stuhr schrillten alle Alarmglocken. »Sie haben mit Frau Muschelfang über die Föhrer Angelegenheit gesprochen?«
    Trutz antwortete erstaunlich offen. »Ja, sicherlich. Die Dame zeigte sich sogar ausgesprochen interessiert an allen Hintergründen. Wenn Sie nur einmal wie Frau Muschelfang über Ihren Schatten springen könnten, dann hätten wir beide einen Vorteil davon. Aber Sie steigen ja nicht einmal für mich von Ihrem Rad herunter.«
    Stuhr machte jetzt seinem Namen alle Ehre. »Ich muss nicht gut davon haben. Im Gegensatz zu Ihnen muss ich schon jetzt nicht mehr arbeiten, Dr. Trutz.«
    Der Whiskyfahne folgte die Replik. »Ich arbeite eigentlich gerne. Man muss schließlich Vorsorge treffen für das Alter.«
    Bei seinem Whiskykonsum würde Trutz sicherlich nicht alt werden. Stuhr war stinksauer auf ihn, dennoch musste er vorsichtig nachbohren, um die aktuelle Seelenlage von Jenny zu erkunden. »Sagen Sie, Dr. Trutz, was hat Frau Muschelfang denn genau gesagt?«
    Trutz gab bereitwillig Auskunft. »Dass sie Sie auf der Insel Föhr unerwartet getroffen hat, in einer Kneipe in Wyk auf Föhr. Das mit Frau Dr. Rieder hatte sie bis dahin nicht gewusst.«
    Das brachte Stuhr auf die Palme. »Das geht Frau Muschelfang auch nichts an, Dr. Trutz. Das ist ausschließlich meine Angelegenheit. Das sollten Sie als Advokat eigentlich wissen, Trutz.«
    »Dr. Trutz, bitte. Soviel Zeit muss sein. Rechtsanwalt bin ich, das ist richtig. Aber ich bin nicht Ihr Rechtsbeistand, Herr Stuhr, sondern der von Frau Dr. Rieder. Ich vertrete ausschließlich ihre Interessen. In diesem Fall hätten wir beide allerdings einen gewaltigen Vorteil davon. Das hat selbst Ihre Lebensgefährtin Frau Muschelfang sofort erkannt.«
    Ungläubig fragte Stuhr nach. »Frau Muschelfang findet den Erpressungsversuch von Frau Rieder gut? Das können Sie mir nicht ernsthaft verkaufen.«
    Nun geriet Dr. Trutz doch ins Stocken. »Nun ja, das mit der Anerkenntnis der Tochter schien sie schon ein wenig mitzunehmen und kam vermutlich unerwartet. Sprechen Sie sich denn nie miteinander aus?«
     
    Stuhr war stinksauer. Was ging das diesen Idioten an, der plötzlich wieder auf seinen Titel bestand?
    Trutz hatte anscheinend bei Jenny tatsächlich reinen Tisch gemacht. Kannte seine Geldgier keine Gnade? Wie würde Jenny reagieren, wenn er nach Hause käme?
    Der Rechtsanwalt bemerkte Stuhrs Sorgenfalten auf der Stirn und besserte nach. »Frau Muschelfang schien zu gefallen, dass Sie dadurch die Tür zu echtem Reichtum aufstoßen könnten, zumal meine Klientin außer der Anerkenntnis der Vaterschaft keinerlei weitere Bedingungen an Sie gestellt hat. Ich kann Ihnen versichern, Herr Stuhr, dass es sich bei dem Vermögen meiner Mandantin nicht nur um den Runghof und ein paar Wertpapiere handelt. Mein im Erfolgsfall vereinbartes Honorar von fünf Prozent betrüge abzüglich Steuern eine viertel Million Euro. Sie können sich ausrechnen, welcher Schatz bei Frau Dr. Rieder zu heben ist. Nicht nur materiell.«
    In diesem Moment wurde Stuhr schlagartig die Hatz auf ihn klar. Angelika schoss nicht nur mit Giftpfeilen, sondern mit Atomraketen auf ihn. Sie wollte die Anerkennung der Vaterschaft ihrer Tochter mit aller Gewalt erzwingen. 2,5 Millionen Euro für zwei geschriebene Wörter von ihm, das hatte selbst Jenny verblendet.
    Jeder einzelne Buchstabe seiner Unterschrift würde Trutz nach Steuern 25.000 Euro in die Tasche zaubern. Klar, dafür musste man schon manchmal jemanden von der Platte schieben oder unsanft in die Förde befördern.
     
    Doch käuflich war Stuhr noch nie gewesen. Im Dienst sowieso nicht, und im Privatleben hatte er immer alles beendet, bevor es ihm zu eng oder zu teuer wurde. Stuhr setzte ein Gesicht auf, das er früher immer in Verhandlungen getragen hatte. Er offenbarte keinerlei Gemütsregung mehr.
    Trutz bemerkte das und wurde daraufhin förmlich. »Herr Stuhr, ich muss jetzt zu meinem eigentlichen Auftrag kommen, denn ich habe heute noch einen Anschlusstermin. Frau Dr. Rieder räumt Ihnen großzügigerweise eine letzte Frist bis morgen 24 Uhr ein. Wenn Sie bis dahin unterschreiben, sind Sie ein gemachter Mann. Wenn nicht, dann wird sie übermorgen Kindesunterhaltsklage einreichen. Alles, was dann folgt, geht zu Lasten Ihrer

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