Frisch geküsst, ist halb gewonnen

Titel: Frisch geküsst, ist halb gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery

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wollte. Einige Menschen fingen an zu trinken, andere spielten. Sie schwamm mit Haien. Denn während sie ihr Leben aufs Spiel setzte, musste sie nicht darüber nachdenken, dass keiner ihrer Eltern sich je für sie interessiert hatte.
    „Ist das dein Ernst?“, fragte sie sich laut.
    Normalerweise gönnte Izzy sich keine Zeit für eine ausführliche Nabelschau. Das lag ihr nicht. Aber hier, schwitzend in dem stillen Studio an einer Wand hängend, der es egal war, ob sie sehen konnte oder nicht, wurde ihr plötzlich einiges klar.
    Pru, ihre Mutter, schien nie bemerkt zu haben, dass sie noch eine zweite Tochter hatte. Izzy hatte immer das Gefühl gehabt, dass Pru direkt durch sie hindurchschaute. Für Jed waren seine Töchter Mittel zum Zweck, nicht mehr. Sie hatte viel Zeit mit dem Versuch verbracht, der Sohn zu sein, den er nie gehabt hatte. Doch das hatte auch nichts genützt. Und so hatte sie sich in einer Welt todesverachtender Sportarten verloren.
    „Was für eine Einsicht“, murmelte sie. „Wer hätte das gedacht.“
    Jetzt, wo sie sich mit diesen Erkenntnissen auseinandersetzte, fand sie sie gar nicht so schlimm. Okay, sie war noch nicht bereit, mit Meditation anzufangen oder ein Traumtagebuch zu führen, aber trotzdem war es gut zu wissen, warum sie ihr Leben riskierte. Es war sogar wichtig zu wissen. Aber es bedeutete nicht, dass sie damit aufhören musste. Es gab …
    „Was zum Teufel glaubst du da zu tun?“
    Die Stimme kam aus dem Nichts und ließ sie zusammenzucken. Keine gute Idee, wenn man auf halber Höhe einer Kletterwand steckte. Ihre Finger glitten ab, ihre Füße verloren den Halt, und sie fiel zu Boden.
    Sie hatte nur eine Sekunde, um sich zu sagen, dass sie sich entspannen sollte. Wenn sie sich anspannte, würde sie sich mehr verletzen. Sie atmete tief ein und …
    Starke Arme fingen sie auf. Sie erkannte Nick sofort und öffnete die Augen.
    Sein Gesicht war ein verschwommener Fleck, und auch seinen Körper konnte sie nicht scharf sehen. Sie rappelte sich auf und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    „Bist du absichtlich so dumm?“, wollte sie wissen. „Du kommst aus dem Nichts und schreist mich an. Ich hätte sterben können.“
    „Wo wir gerade beim Thema Dummheit sind, wie kommst du dazu, alleine zu klettern?“, fragte er. Seine Stimme klang genauso aufgewühlt wie ihre. „Das ist gefährlich. Es ist verantwortungslos. Weißt du, was alles hätte passieren können?“
    „Nichts. Alles war gut, bis du gedacht hast, es wäre lustig, mich zu erschrecken.“
    „Du hättest dir den Hals brechen und langsam ersticken können. Nicht die Art, die jemand freiwillig für seinen Tod wählen würde.“
    Das war eine Vorstellung, die ihr nicht sehr behagte. Unbewusst rieb Izzy sich über die Kehle. „Du übersiehst die Tatsache, dass du hier reingestampft bist und mich erschreckt hast. Bis dahin war ich ziemlich sicher. Nur weil ich nicht sehen kann, heißt das nicht, dass ich alles verlernt habe.“
    „Glaubst du, ich weiß das nicht? Ich bin derjenige, der die ganze Zeit versucht, dir das beizubringen.“
    Sie konnte die Frustration in seiner Stimme hören und die Wut, die er zu zügeln versuchte. Kurz kam ihr der Gedanke, dass es interessant wäre zu beobachten, wie er die Kontrolle verlor.
    „Gib mir nicht die Schuld“, gab sie zurück. „Du hast es vermasselt.“
    „Du bist allein geklettert.“
    „Du wiederholst dich. Übernimm die Verantwortung dafür, dass du es versaut hast, dann tue ich das Gleiche.“
    „Wie alt sind wir? Fünf?“
    „Du benimmst dich zumindest so.“
    Er gab ein kleines Knurren von sich und streckte die Hand nach ihr aus. Sie konnte die Bewegung nicht richtig sehen, aber sie war nicht überrascht, als er sie an den Oberarmen packte und an sich zog.
    „Du machst mich wahnsinnig“, murmelte er.
    „Dann ist meine Arbeit hier ja getan.“
    Er lachte kurz auf, stieß dann einen unterdrückten Fluch aus und drückte seine Lippen auf ihre.
    Der Kuss war so heiß, wie er unerwartet war. Seine Lippen schienen ihre zu versengen, aber auf eine gute Art.
    Er hielt sie fest, aber sie war auch gar nicht daran interessiert, irgendwo hinzugehen.
    Anfangs bewegte er sich kaum. Da war nur sein Mund auf ihrem, als wenn er überrascht wäre, sich in dieser Position wiederzufinden. Dann verlagerte er sein Gewicht, fing an, sie zu erforschen, zu entdecken. Überall, wo seine Lippen sie berührten, hatte sie das Gefühl, Funken sprühen zu sehen. Wie flüssige Lava schoss das