Frisch geküsst, ist halb gewonnen
Garth zugegeben hatte. Vorerst würde er tun, worum ihn sein Freund gebeten hatte. Weil er es ihm schuldig war. Weil sie beide die gleichen Narben trugen. Weil keiner von ihnen im Dunkeln schlafen konnte.
Izzy starrte auf den verschwommenen Umriss, der Aaron war, und versuchte ihr Bestes, um den Mund nicht offen stehen zu lassen. „Ist das dein Ernst? Sie haben dich angegriffen?“
Nick war an dem Nachmittag verschwunden und auch zum Dinner nicht wieder aufgetaucht. Norma hatte entschieden, dass es sich nicht lohnte, für nur zwei Leute zu kochen, und war nach Hause gegangen. Sie mussten sich selber was zu essen aus dem vollgepackten Kühlschrank holen.
Aaron rumorte in der Küche, warf ein paar Dinge in eine Schüssel und stellte diese in die Mikrowelle.
„Ich bin aus New York. Ich bin unübersehbar schwul. Ich war in einer Cowboy-Bar in Texas. So was passiert.“
Nicht in ihrer Welt. Da wurden Menschen nicht einfach zusammengeschlagen, weil sie anders waren. „Ich hoffe, du hast sie angezeigt.“
Aaron klopfte ihr auf die Schulter, als er an ihr vorbeiging. „Du bist überraschend naiv, aber sehr süß, was einer der Gründe ist, weshalb ich dich so mag. Das Einzige, worüber ich mir Gedanken gemacht habe, war, lebend da rauszukommen. Wenn Nick mir nicht zu Hilfe gekommen wäre, wäre ich jetzt tot.“ Er seufzte. „Er war großartig. Er hat es den Jungs wirklich gezeigt. Im Film hätte er schon lange bemerkt, dass er die ganze Zeit für das falsche Team gespielt hatte, und hätte sich unsterblich in mich verliebt.“
Izzy verbarg ein Lächeln. „Vielleicht nächstes Mal.“
„Hör auf, mich aufzuziehen. Egal, er hat mich hierher mitgenommen, damit ich mich erholen konnte. Norma hat mich gemästet, bis ich um Gnade gefleht habe. Und das ist die Geschichte, wie Nick und ich uns kennengelernt haben.“
„Was hatte er denn in einer Cowboy-Bar zu suchen?“
„Eine interessante Frage. Aber die wirst du ihm selber stellen müssen.“
„Und was hast du da verloren gehabt?“
Am Klang seiner Stimme erkannte sie, dass er grinste. „Ich habe die Hüte gesehen. Ich dachte, es wäre eine schwule Cowboy-Bar. Mein Fehler.“ Er nahm Teller aus dem Regal. „Mach dich mal nützlich und deck den Tisch, ja?“
Sie nahm ihm die Teller ab.
„Ich hatte keine Lust mehr auf New York“, fuhr er fort. „Immer die gleichen Typen, immer die gleiche Arbeit.“
„Was hast du da gemacht?“
„Ich hab Partys organisiert. Es hat Spaß gemacht, und ich habe eine Menge Geld verdient, aber irgendwie passte es nicht zu mir. Eines Tages ertappte ich mich dabei, wie ich, anstatt durch die Kontaktanzeigen zu blättern, nach gebrauchten Autos suchte. Ich habe eins gekauft, bin losgefahren und hier gelandet. Ich mag Texas. Wenn ich jetzt bloß noch einen süßen Kerl finden würde.“
„Ja, das würde ich auch gern.“
„Du hast Nick.“
Wenn dem doch nur so wäre.
Izzy stand am Tisch und erwog den Gedanken. Wenn dem doch nur so wäre? Wollte sie Nick etwa? Wollte sie Sex mit ihm? Hatten blinde Mädchen Sex? Dumme Frage, natürlich. Aber sie auch? Wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wie sollte sie dann herausfinden, was er dachte? Oder wissen, dass er sie wirklich wollte?
„Izzy, ich rede mit dir“, unterbrach Aaron ihre Gedanken. „Tu wenigstens so, als würdest du mir zuhören.“
„Oh, tut mir leid. Ich habe nur …“
„An Nick gedacht.“
„Vielleicht.“
„Oh-oh.“
Sie lächelte. „Zurück zu dir.“
„Na endlich.“
„Du hast ein Auto gekauft und bist nach Texas gefahren, wo Nick dich gerettet hat.“
„Vor dem sicheren Tod.“ Er stieß einen dramatischen Seufzer aus. „Während meiner Genesung habe ich von seinem Geschäft erfahren. Oder von dem, was er sein Geschäft nannte. Er hat nicht wirklich die richtige Persönlichkeit, um sich bei den Firmentypen einzuschleimen, also bekam er nicht so viele Buchungen, wie er brauchte. Sobald ich also wieder ein Telefon halten konnte, habe ich die Dinge in die Hand genommen. In den ersten sechs Monaten haben wir unser Einkommen verdoppelt. Inzwischen haben wir einen sehr guten Ruf, und ich werde von Millionen angebetet. Es funktioniert.“
„Ist es nicht einfach toll, wenn das Universum alles zusammenfügt?“
„Ja, das ist toll. Wir haben eine perfekte Beziehung. Nick konzentriert sich auf die Kinder, und ich kümmere mich um den Rest.“
Sie hatte schon vorher von den Kindern gehört. „Was für Kinder? Wie findet er sie? Und warum
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