Frisch geküsst, ist halb gewonnen
nicht.“
„Du hast einen Grund, warum du den Nervenkitzel suchst. Wovor versteckst du dich?“
„Das ist nichts, was ich mit dir diskutieren würde. Außerdem verstecke ich mich gar nicht.“
„Sieh dir doch an, was du mit deinem Leben machst. Die Extremsportarten. Dein Job.“
„Ich war Schweißerin. Das ist nicht gefährlich.“
„Unterwasserschweißerin.“
„Okay, ja, aber das ist auch nicht groß anders. Und es ist ja nicht so, dass ich ertrunken wäre. Die Explosion war nicht meine Schuld. Ich gebe ja zu, dass es kein ganz alltäglicher Job ist, aber er ist auch nicht total verrückt. Und die Explosion …“ Sie zögerte, nicht sicher, wie sie es sagen sollte. „Ich glaube, sie war beabsichtigt.“
„Was redest du da? Meinst du, jemand hat versucht, der Ölfirma zu schaden?“
„Nicht direkt.“ Sie atmete tief ein. „Es scheint so, dass Jed eine Affäre gehabt hatte, bevor er Lexis Mom heiratete. Er hatte ein Kind – einen Jungen – mit der Frau. Er hat ihr zwar viel Geld gegeben, aber er wollte sie nicht heiraten. Es ist eine alte Geschichte. Fünfunddreißig Jahre vorgespult, ist der fragliche Junge erwachsen und stinkwütend. Seiner Mutter stößt irgendetwas zu. Sie hatte einen Unfall oder ist krank geworden. Wir wissen es nicht, aber sie ist nicht länger auf voller geistiger Höhe. Sie ist süß und reizend, aber anders. Meine Schwestern und ich fragen uns, ob Jed dafür verantwortlich ist. Wir sind uns nicht sicher. Also vielleicht ist es das, vielleicht ist er aber auch nur von Geburt an wütend, aber auf jeden Fall versucht unser Halbbruder Garth Duncan alles, um unsere gesamte Familie zu ruinieren.“
Nick sagte nichts. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte.
Sie runzelte die Stirn. „Langweile ich dich?“
„Nein. Tut mir leid. Ich habe dir zugehört. Was meinst du damit, er versucht, deine Familie zu ruinieren?“
„Er hat schon alles versucht. Er wollte Lexis Firma übernehmen; das hat er zwar auf einem legalen, aber dennoch ziemlich skrupellosen Weg versucht. Wir glauben, dass er verantwortlich dafür ist, dass Jeds Rennpferde gedopt wurden, und auch der falsche Hinweis an den Staatsanwalt, dass Skyes Stiftung der Geldwäsche dient, kam von ihm. Er hat sich in Skyes Computersystem gehackt und ein Programm eingeschleust, das ihre Bücher so aussehen ließ, als wenn die leitenden Angestellten dicke Boni erhielten und Skye sich reichlich an dem Geld der Stiftung bedienen würde. Es war sehr hässlich. Skye zahlt sich nicht einmal ein Gehalt. Und anstatt das Geld dafür zu nutzen, hungrigen Kindern zu einer Mahlzeit zu verhelfen, musste sie es für Anwälte und Gutachter ausgeben. Er hat auch illegale Feuerwaffen auf einer von Jeds internationalen Lieferungen versteckt, sodass gegen Jed jetzt wegen Hochverrats ermittelt wird. Wir nehmen an, dass Garth außerdem hinter den Gerüchten steckt, dass unsere Kühe BSE haben. Ich muss sagen, Garth gehört nicht zu meinen liebsten Menschen auf der Welt.“
„Das ist eine ganz schön lange Liste.“
„Er ist ja auch ein ganz schön schlimmer Mensch. Es gab noch mehr. Er hat bisher jeden in meiner Familie angegriffen, außer meiner Nichte, die ist aber auch erst acht. Hoffentlich fängt er nicht an, sich an kleinen Kindern zu vergreifen. Vor zwei Monaten wäre ich mir sicherer gewesen, aber da hatte es auch noch nicht die Explosion auf der Bohrinsel gegeben. Und ich dachte immer, ich hätte nichts mehr zu verlieren.“
Nick hörte ihre Worte, wollte sie aber nicht glauben. Nicht Garth. Garth war sein Freund. Er hatte gesagt, dass er ein Spiel spiele, dass es ihm nur um Jed ginge. Dass er die Schwestern nur benutze, um die Aufmerksamkeit ihres Vaters zu erregen. Aber was Izzy da beschrieb, war etwas ganz anderes. Eine gefährliche Vendetta, die sie hätte töten können.
Nick hatte die Titan-Schwestern kennengelernt. Lexi war schwanger. Was würde Garth ihr noch antun? Skye hatte eine Tochter. Wer war noch in Gefahr? Er fluchte unterdrückt. War Garth wirklich verantwortlich für die Explosion, die Izzy beinahe blind gemacht hatte? Die sie und jeden anderen auf der Plattform hätte töten können?
Er wollte es abstreiten. Wollte sagen, „nicht mein Freund“. Garth war immer einer der Guten gewesen, war für ihn wie Familie. Aber wie konnte er sich so sicher sein, dass dem immer noch so war? Er und Garth hatten gemeinsam dem Tod ins Auge geblickt, aber das war schon Jahre her. Jahre, in denen Garth seine Wut auf ein einziges
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