Frisch geküsst, ist halb gewonnen
„Wo ist Nick? Er weiß, wie ich über Pünktlichkeit beim Essen denke.“
„Ich bin hier.“
Izzy drehte sich in die Richtung, aus der seine Stimme ertönte. Normalerweise hatte sie seinen Umriss sehen können, aber jetzt war da nichts.
„Wie geht es dir?“, fragte er und berührte sie sanft an der Schulter.
„Gut.“
„Ich hab sie dabei erwischt, wie sie mit sich selbst gesprochen hat“, sagte Aaron. „Das ist kein gutes Zeichen.“
„Zumindest kann ich mir so sicher sein, dass es eine angenehme Unterhaltung wird“, gab Izzy zurück.
„Diesen Kommentar ignoriere ich jetzt mal“, erwiderte Aaron.
Sie hörte, dass ein Stuhl nach hinten gezogen wurde, dann das Geräusch von Flüssigkeit, die in ihr Glas floss.
„Was kann ich dir geben?“, fragte Aaron. „Denn ich lebe, um zu dienen.“
„Für den Anfang vielleicht erst einmal ein halbes Sandwich.“ Sie könnte es in die Hand nehmen und so die Kontrolle darüber behalten. Besser, als irgendwelches Essen mit der Gabel auf dem Teller zu suchen.
„Glaub ja nicht, dass du drum herumkommst, den Pudding zu essen“, murmelte er ihr ins Ohr. „Der Eistee steht rechts von dir.“
Sie streckte die Hand in die Richtung aus, stieß aber auf warme Finger statt auf ein kaltes Glas.
„Hier“, sagte Nick und führte ihre Hand.
Das Essen schien sich stundenlang hinzuziehen. Izzy schaffte es, einen Teil ihres Sandwiches zu essen, aber sie hatte Probleme mit dem Tee. Aaron und Nick unterhielten sich, was eine nette Ablenkung hätte sein sollen. Stattdessen fürchtete sie die ganze Zeit, dass die beiden sie beobachteten und sich nicht entscheiden konnten, ob sie ihr helfen sollten oder nicht. Sie fühlte sich unbeholfen und verwirrt und hatte Angst, etwas zu verschütten oder ihren Mund zu verfehlen und sich das Sandwich in die Wange zu rammen.
„Vielleicht kann ich ab jetzt ein Tablett auf mein Zimmer bekommen“, sagte sie abrupt.
„Wenn sie Zimmerservice kriegt, will ich auch welchen“, sagte Aaron mit weinerlicher Stimme.
Trotz ihrer inneren Anspannung lächelte sie. „Du benimmst dich, als wärst du zwei.“
„Ach. Und was machst du?“
Sie brachte ein Lachen zustande. „Okay, der Punkt geht an dich.“
„Es ist alles gut, Izzy“, sagte Nick. „Das ist dein erster Tag. Du wirst dich daran gewöhnen.“
„Ich will mich nicht daran gewöhnen“, gab sie schnippisch zurück. Ihre gute Laune war mit einem Mal verflogen. Sie stand auf und merkte dann, dass sie keine Ahnung hatte, in welche Richtung sie sich wenden musste. Verzweiflung brandete in ihr auf und ließ sie bereuen, überhaupt etwas gegessen zu haben. Sie war gefangen.
Nein, sagte sie sich und atmete tief durch. Nicht gefangen. Ihr ging es gut. Alles war in Ordnung. Sie war hart im Nehmen. Verglichen mit dem, was Heidi durchgemacht hatte, war das hier gar nichts.
Jemand anders stand auf und nahm ihren Arm. Sie wusste instinktiv, dass es Nick war.
„Du vermasselst mir gerade meinen großen Abgang“, sagte sie.
„Du bist schon so weit, alleine hier rauszustolzieren?“
„Eher nicht.“
Er führte sie aus dem Esszimmer in Richtung Treppe. Langsam nahmen sie eine Stufe nach der anderen. Als sie schließlich in ihrem Zimmer ankamen, zitterte sie.
„Ich versuche es“, sagte sie, als sie auf dem Bett sitzend darauf wartete, dass das Zittern nachließ. „Ich habe nur solche verdammte Angst.“
„Ich weiß.“
Sie hörte, dass er sich bewegte, dann nahm er ihre Hände in seine. Vom Winkel und der Art, wie seine Unterarme auf ihren Oberschenkeln ruhten, nahm sie an, dass er vor ihr kniete.
„Wenn Männer diese Position einnehmen, wollen sie normalerweise einen Antrag machen“, zog sie ihn auf. „Aber, Nick. Das kommt so plötzlich.“
„Nicht schlecht. Du hast es gepackt.“
„Nein, hab ich nicht“, gestand sie. „Jede zweite Sekunde überfällt mich wieder die Panik. Ich kann so nicht leben. Ich kann es einfach nicht.“
„Doch, das kannst du. Du bist stark, Izzy. Stärker, als du weißt. Es ist erst der erste Tag. Versuch, dich zu entspannen. Ich will, dass du dich hinlegst. Ich werde dir ein paar Atemtechniken beibringen. Und sobald du dich besser fühlst, kannst du deine Schwestern anrufen.“
Sie glaubte nicht, dass Atmen ihr viel helfen würde. „Wir könnten auch einfach nur Sex haben.“
Nick hielt inne. „So verlockend der Vorschlag auch ist, ich glaube, du musst erst noch ein bisschen mehr genesen.“
„Versuchst du, das Richtige zu sagen
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