Frisch geküsst, ist halb gewonnen
selber gerettet.“
„Rechnest du dir deine Verdienste immer noch nicht an?“, fragte sie. „Vielleicht sollte ich doch zur Psychologie wechseln und herausfinden, wieso.“
„Nein danke.“
„Typisch Mann.“ Sie trat einen Schritt vor und umarmte ihn.
Er erwiderte die Umarmung. „Du hast das toll gemacht, Kleine. Du hast es verdient, einen Weg aus der Hölle zu finden. Schau nie mehr zurück, okay?“
„Das werde ich nicht. Ich wollte dir nur danken. Für die Chance. Dafür, mich hierher verschleppt zu haben. Du hast so viel bei mir bewirkt. Aaron sagte mir, dass du immer noch Kinder hier aufnimmst. Hör nicht auf damit. Du weißt nie, wen du damit rettest.“
Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
Denise kicherte. „Wenn du dein Gesicht sehen könntest.“
Er wünschte sich verzweifelt, sich einfach umdrehen und weglaufen zu können. „Das ist wirklich, äh, süß von dir. Brauchst du irgendwas? Kann ich helfen, für dein Studium zu bezahlen?“
„Danke, es ist alles gut. Ich bekomme Zuschüsse und Stipendien, und wenn alles gut geht, brauche ich nicht einmal ein Studentendarlehen.“
„Bevor du so etwas beantragst, komm bitte zu mir. Ich werde dir helfen.“
„Ich weiß. Deshalb bist du ja einer der Guten.“ Sie warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss mich bald wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Ich mache eine Tagestour und besuche ein paar Freunde. Und dabei konnte ich nicht aufhören, an dich zu denken.“
Sie umarmten sich noch einmal, dann stieg sie ins Auto, winkte und fuhr davon. Nick schaute ihr lange hinterher. Als er zum Picknick zurückkehrte, sah er, dass Aaron mit Izzy und ihren Schwestern sprach. Skye und Lexi schauten ihn mit identischem „Oh, ist das süß“-Ausdruck im Gesicht an. Izzy lächelte nur.
Er wusste, was sie dachten, aber das würde sich in dem Moment ändern, wo er Izzy von Garth erzählte. Er hatte es bereits zu lange vor sich hergeschoben, das wusste er. Aber er hatte bis nach der Operation warten wollen. Sobald der Verband abkam, würde er es ihr erzählen. Besser, sie erfuhr es von ihm als von Garth. Denn wenn der Mann, den er einst für seinen Freund gehalten hatte, dachte, dass es seinen Plänen helfen würde, würde er es Izzy selber erzählen, frühere Freundschaft hin oder her.
Aber wie auch immer sie davon erfahren würde, es würde sie am Boden zerstören. Und nicht nur sie. Aaron, der ein besserer Freund war, als Nick es verdient hatte, und Izzys Familie würden ebenfalls verletzt werden. Die Information wäre schmerzhaft für sie alle, und es gab nichts, das er tun konnte, um es ihnen leichter zu machen.
Izzy gab sich größte Mühe, still zu sitzen, aber es fiel ihr unglaublich schwer. „Werde ich es sofort wissen? Wird es wehtun? Muss ich eine Sonnenbrille tragen?“
Vorsichtig entfernte Dr. Greenspoon den Verband um ihren Kopf. „Wir haben das Licht gedimmt, also machen Sie sich keine Sorgen, wenn nicht alles so hell ist, wie Sie es sich wünschen. Ihre Augen werden ein paar Minuten brauchen, um zu fokussieren. Versuchen Sie einfach, sich zu entspannen.“
„Sie sagen mir ja gar nicht, dass ich aufhören soll zu reden.“
„Nun, ich wollte nichts Unmögliches von Ihnen verlangen.“
Izzy versuchte, über die Bemerkung zu lachen, aber sie hatte zu viel Angst. Die Woche war vorüber, der Moment war da. In ein paar Sekunden würde sie wissen, ob sie wieder sehen konnte oder nicht. Die Entwicklung ihres gesamten weiteren Lebens hing davon ab, wie die Operation verlaufen war.
„Ich muss mich übergeben“, flüsterte sie.
„Nein, das müssen Sie nicht.“
Die letzte Binde fiel, und mit ihr die Pads, die auf ihren Augen gelegen hatten.
Sie saß in dem Untersuchungszimmer und war starr vor Angst, die Augen zu öffnen, um die Wahrheit herauszufinden – dass sie für immer erblindet war. Dass sie würde lernen müssen, auf eine Art stark zu sein, die sie sich nicht vorstellen konnte.
Diese Art von Stärke besaß sie nicht. Sie war …
Izzy bemerkte, dass sie sich nicht mehr in totaler Dunkelheit befand. Da war der Hauch von Licht. Langsam öffnete sie die Augen und blinzelte ein paarmal. Eine Sekunde lang war alles verschwommen, dann wurde ihr Blick klar. Sie konnte Dr. Greenspoon sehen, seine medizinischen Gerätschaften, und direkt dahinter Lexi und Skye, die nebeneinanderstanden, sich fest an den Händen hielten und auf ihren Gesichtern den gleichen Ausdruck von Hoffnung und Grauen trugen.
Izzys Blick fiel auf die
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