Frisch gemacht!
natürlich keinesfalls schreiben. Auch nicht, dass es Fernbedienungen gibt, mit denen man umschalten und im Extremfall sogar ausschalten kann. Wurscht, was muss, das muss, Schnidt, jetzt nicht verzagen, sondern arbeiten:
Lieber Herr Kümmerlich,
Sie haben ja so Recht. Unser Moderator stellt schon seit Jahren keine gescheite Frage, und unser Studiogast Rainer Sauterfluss hatte mehr Promille im Blut, als Mascarpone Kalorien hat. Ich verstehe Sie nur zu gut und empfehle Ihnen, unseren Sender von Ihrer Fernbedienung zu tilgen.
Herzliche Grüsse von einer, die voll und ganz Ihrer Meinung ist,
Andrea Schnidt – Redaktion »Raten mit Promis«
Das wäre so in etwa die Antwort, die ich gerne geben würde. Dann könnte ich anschließend allerdings direkt beim Personalchef vorbeischauen und meine Papiere abholen. Also schreibe ich:
Sehr geehrter Herr Kümmerlich,
es ist wirklich äußerst schade, dass Ihnen unsere letzte Sendung nicht so recht Spaß bereiten konnte. Dass Sie den Eindruck hatten, Herr Sauterfluss, der berühmte und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Schauspieler, sei betrunken, ist nicht korrekt. Herr Sauterfluss ist Künstler, und das Kreative in ihm wirkt eventuell auf manche Zuschauer ein wenig befremdlich.
Wir hoffen, Sie geben uns eine weitere Chance, und wären sehr froh, auf Sie auch am nächsten Samstag als Zuschauer zählen zu können.
Herzliche Grüße
Andrea Schnidt – Redaktion »Raten mit Promis«
PS . Die virtuelle Autogrammkarte unseres Moderators soll Sie ein wenig versöhnlicher stimmen.
O Mann, was für ein verlogener Scheiß. Klar war der Sauterfluss besoffen. Und das nicht zu knapp. Der war kaum in der Lage, seinen Kopf in der Maske noch gerade zu halten, und die Maskenbildnerin Billie war allein durch das Ausatmen von Herrn Sauterfluss kurz vor einer Alkoholvergiftung. Schlimmer aber traf es die Aufnahmeleiterin. Die hatte richtig Mühe, den Alten und seine Tatschfinger loszuwerden. Sauterfluss war entsetzt und beleidigt darüber, dass ihm eine Frau widerstehen kann. Tatjana, die Aufnahmeleiterin, etwa 30 Jahre jünger als Rainer Sauterfluss, hat ihm in ihrer Not dann erzählt, dass sie leider nur auf Frauen steht. Erst dann hat der sich hormonell etwas beruhigt, ihr aber sofort vorgeschlagen, oder besser vorgelallt, dass sie, falls sie es mal richtig besorgt haben will, jederzeit Bescheid geben kann. Wörtlich klang das so:
»Wenn du mal mit mir gefickt hast, dann weißt du, wo der Hammer hängt, und kannst deine Weiber vergessen.« Tatjana hätte fast in ihr Walkie-Talkie gekotzt und kurz überlegt, ob sie wirklich ins lesbische Lager wechseln soll. Will, der dabeistand, hat gelacht und dem Sauterfluss kollegial auf die Schulter gehauen. Will liebt nämlich Prominente. Er lebt in dem Glauben, der Umgang mit so genannten Promis würde ihn auch noch prominenter machen. Nach dem Motto: »Gott, was muss der berühmt sein, wenn der solche Freunde hat … «
Die nächste Mail ist kaum besser:
Sehr geehrte Senderverantwortliche,
wer soll Sendungen wie die Ihre am vergangenen Samstag eigentlich schauen? Menschen mit dem IQ einer Rindswurst oder dem Intellekt eines südargentinischen Hamsters?
Bitte ersparen Sie uns und unseren Gebühren in Zukunft eine solche Scheiße.
Ohne jede Hochachtung
Ralf Gunstmann
Das wird ja immer schöner. Im Vergleich mit Herrn Gunstmann war die Mail von Herrn Kümmerlich ja geradezu Fanpost. Ich kopiere die Antwort an Kümmerlich, tausche die Namen aus, und ab geht die Post. Nur die Autogrammkarte von Will schenke ich mir diesmal. Nicht dass der Gunstmann noch komplett ausrastet.
Im Stil zwischen Kümmerlich und Gunstmann geht es weiter. Sehr viel hoffnungsvolle elektronische Post ist nicht dabei. Zwischendrin tut mir Will sogar Leid. Man muss als Moderator schon ein ziemlich dickes Fell haben. Aber bei seinem Einkommen fällt die Fellpflege sicherlich um einiges leichter. Will verdient pro Sendung mehr als ich im Quartal. Als ich darüber nachdenke, sinkt mein Mitleid sofort wieder. Noch eine Viertelstunde, dann ist Redaktionssitzung. Immer morgens um 11 . 00 Uhr. Und dann nochmal nachmittags, wenn Ihre Hoheit Will den Sender beehrt. Oft habe ich Glück und bin dann längst auf dem Heimweg. Hole meine persönliche Hoheit aus dem Kindergarten ab.
»Andrea, telefonier doch noch mal mit der Mock, und kläre alles wegen der Anreise. Spätestens um 16 . 00 Uhr muss die am Samstag hier sein«, brüllt mir Tim
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