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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Gespräch, »und melde mich, wenn ich die Uhrzeiten habe«. »Tun Sie das«, sagt sie gnädig und hängt ein.
     
    Ich beichte der Redaktion die Sache mit dem Frankfurter Hof. »Du weißt doch, dass wir den nicht zahlen können«, zischt mich Tim an. »Buch sie ins Interconti, da kriegen wir Spezialtarif«, befiehlt er in strengem Redaktionsleiterton. Fein, dann ist der Frankfurter Hof eben ausgebucht. Für Frau Mock jedenfalls. Und die Tritsch. Ich mache alles fertig und faxe der Tritsch die Daten. Für einen weiteren Anruf bin ich heute nicht in der richtigen Verfassung. Wer weiß, was der Tritsch an Sonderwünschen noch einfällt. Außerdem habe ich Hunger. Ein kleines Kindergartenbrot mit Äpfelchen ist ja auch kaum die ausreichende Nahrungsmenge
für eine erwachsene Frau wie mich. Vor allem für eine, die solche Telefonate wie ich führen muss. Sandra will auch in die Kantine. Ein Glücksfall. Sandra ist der lebende Beweis dafür, dass es auch nette Menschen bei Sendern gibt. Okay, sie ist erst ein halbes Jahr hier und hat früher in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Vielleicht schult das und schafft eine Art Hornhaut auf der Psyche.
     
    Das Cordon Bleu ist lecker, aber ziemlich fettig. Na ja, man kann ja schlecht erwarten, dass einem die Kantinenbesatzung die Brigitte Diät kocht. Aber warum eigentlich nicht? Wäre doch mal was. Beschließe, den Personalrat um eine Petition zu bitten. Oder gleich die Gewerkschaft. Wenigstens die berühmte Magic-Kohl-Soup müsste ja drin sein.
    Sandra und ich entscheiden, nach diesem Vormittag zur mentalen Stärkung auch den Schokopudding zu essen. Er ist beim Menü inklusive, und auch so ein Schokopudding leidet darunter, abgewiesen und stehen gelassen zu werden. Hat Sandra gesagt. Und Sandra sollte es wissen, denn Sandra hat Psychologie studiert.
     
    Karina von der Kultur sitzt uns am nächsten Tisch schräg gegenüber. Karina heißt bei uns nur »die stumme Zwinkerin«. Sie zwinkert ständig mit den Augen. Weil sie, so Insiderinformationen, ihre Kontaktlinsen nicht verträgt, aber zu eitel ist, eine Brille zu tragen. Stumm heißt sie, weil sie nie grüßt. Jedenfalls nicht Menschen aus der Unterhaltungsabteilung. Karina ist eine Fernsehadelige. Weil sie eben bei der Kultur arbeitet, und die sind bekanntlich was Besseres. Obwohl sie sogar schlechtere Quoten als wir haben. Aber für die Kulturellis ist das noch eine Auszeichnung.
Hätten sie Quote, würden sie ja gesehen. Ein Albtraum für diese Typen. Denn Kultur ist selbstredend nur für die kleine und feine Elite der Menschheit. Menschen, die in der Lage sind zu verstehen, was ihnen die selbst ernannten Hüter des Kulturgutes vermitteln. Quote würde Karina verschrecken. Sie liebt es, zur Minderheit der Intellektuellen zu gehören. Unterhaltung ist für sie ein Grund für den Untergang des Abendlandes. Getoppt wird die Unterhaltung nur noch vom Sport, auf den selbst die Unterhaltungsleute wie wir herabsehen dürfen. Das nur zu den internen Hierarchiestufen in einem normalen Sender voller Neurotiker. Ich habe übrigens auch Kontaktlinsen, aber ich vertrage sie besser und zwinkere nur, wenn ich es will.
    Wir trödeln mit dem Schokopudding rum, um die Zeit bis zu meinem Feierabend zu überbrücken. Am Anfang habe ich wie eine hektische Arbeitsbiene vor mich hin malocht. Das mag in meiner Abteilung keiner. Setzt die anderen unter Druck, macht ihnen ein schlechtes Gewissen. Will ich schuld an so was sein? Nein, natürlich nicht. Deshalb habe ich das Tempo ein bisschen gedrosselt, nur meinen Kollegen zuliebe. Und das Schöne – man kann sich dran gewöhnen.
    Ich ahne es, kaum dass ich wieder am Schreibtisch sitze: Will ist im Anmarsch. Will kommt nicht ins Büro, er erscheint. Hat seinen Auftritt. Auch heute. Gelbes Jackett. Ein ältlicher Zitronenfalter mit starkem Haarausfall und miesepetrigem Gesicht. Will leidet schrecklich unter seinem täglich weniger werdenden Haupthaar. Aber statt es kurz zu schneiden, sprayt und gelt er, was die Tübchen und seine paar Haare hergeben. Und dann trägt er Sonnenbrille. Heute.
Bei dem ekelhaften Wetter. »Bindehautentzündung«, herrscht er mich an, als könne er Gedanken lesen. »Ooch, du Ärmster«, bejammere ich ihn pflichtschuldig. »Noch so ’ne Quote, und ich schmeiß die Sendung, das mach ich nicht mehr mit«, geht es gleich weiter. Jetzt ist der Moment für die aufmunternden Worte gekommen. Bei diesem »Will-Klassiker«-Satz »ich schmeiß die Sendung« heißt es zu reagieren,

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