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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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als hätte er angekündigt, sich von der nächsten Brücke in eine 400 Meter tiefe Kluft zu stürzen. »Das darfst du nicht, Will. Die Menschen lieben dich. Wir hier brauchen dich … «, ich lasse eine wahre Schleimsalve auf ihn niederprasseln. »Na ja, Andrea, mal schauen«, gibt er sich gnädig, und ich bin ihn los. Jetzt sind die anderen im Nebenraum dran. Tim, Sandra und Co. Meistens muss Sandra die Hauptarbeit in Sachen Aufmunterung erledigen. Weil sie, wie alle immer wieder betonen, »ja vom Fach ist«.
     
    Bis 14 Uhr kann ich den Flug von der Mock noch zweimal umbuchen. Dass die Lufthansa ihre Flugpläne nicht nach Anett Mock richtet, ist aber auch wirklich skandalös. Dann: Endlich Feierabend. Bevor die Mock vielleicht doch noch per Fesselballon einschweben will, mache ich die Flatter.
    Auf dem Heimweg komme ich am Klinikum vorbei. Rechter Hand liegt das hospitaleigene Schwimmbad. Jedes Mal, wenn ich die Schwimmhalle sehe, habe ich eine Art Déjà-vu. Da hilft die beste Verdrängungsstrategie wenig:
    Hier war ich nämlich mal beim Schwimmkurs. Also nicht für mich, sondern wegen Claudia. Schwimmen soll ja irre gut sein für die Babys. Sie mental schulen und ihre Motorik verbessern. Kaum ein Säuglingsratgeber, der Schwimmen
nicht zum absoluten Muss erklärt. Weil’s schlau macht und beweglich.
    Nach diesen Argumenten war mir klar – ich muss zum Baby-Schwimmen. Schon weil ich null Lust habe, mir im Alter anzuhören, dass meine Claudia nur so ungeschickt durchs Leben stolpert, weil ich zu faul fürs Babyschwimmen war. Auf diese Art Vorwürfe kann ich gut verzichten. Man muss vorbeugen, wo man nur kann. Obwohl ich noch nie gerne im Hallenbad war. Allein der Geruch. Diese Chlor-Schweiß-Fußpilzmischung. Und der Gedanke: in einer Brühe zu plantschen, in der Menschen schwimmen, die seit langem das erste Mal wieder Kontakt zu Wasser haben. Außerdem habe ich ja eine gewisse Keimphobie. Da ist Schwimmbad nun wirklich nicht der Top-Platz. Und ein Krankenhausschwimmbad schon gar nicht. Offene Wunden von Rekonvaleszenten nässen in ein Wasser, das beste Bakterienvermehrungstemperatur hat. Richtig sauwarm ist. Pippiwarm. Aber – wer A sagt, muss bekanntlich auch B sagen. Und wer heutzutage Kinder kriegt, kommt ums Hallenbad kaum herum. Also gehe ich zum Babyschwimmen. Ich bin schließlich eine aufopferungsvolle Mutter. Keine Frage.
     
    Mein Gott! Was soll ich bloß anziehen? Im Hallenbad. Meine Bikinis bedecken selbst bei großzügiger Betrachtung höchstens die Hälfte von mir. Es quillt überall raus. Der Bauch hängt so, dass man kaum ahnen kann, dass ich ein Bikiniunterteil trage. Wahnsinn. Bikini scheidet damit definitiv aus. Was nun?
    Ein Badeanzug muss her.
    Was muss, das muss.
    Ab in die Stadt. Shopping. Badeanzug kaufen gehört zu den Dingen, um die sich kaum eine Frau reißt. Allein die grässliche Anprobe.
     
    Ich beschließe, dass Claudia und ich unseren ersten gemeinsamen Stadtbummel unternehmen. Meine Tochter und ich, beim lustigen Weibershoppen. Kreditkarten Gassi führen. Dummerweise weiß Claudia den Spaß noch nicht wirklich zu schätzen. Um nicht zu sagen – sie scheint Einkaufen zu hassen. Kaum habe ich sie, besonders nett zurechtgemacht, natürlich, da man ja nie weiß, wen man trifft, in ihrem Kinderwagen, fängt sie an zu knöddern. Kein richtiges Schreien, aber ein Geräusch, das Unheil ahnen lässt. Egal. Ich kann sie schlecht zu Hause liegen lassen, und da ich leider kein reizendes Personal zur Verfügung habe, muss sie halt mit. Ist schließlich auch ihr Babyschwimmen, und es wäre ihr wohl kaum recht, wenn ihre Mutter nackt antreten würde. Selbst Babys haben ja wohl so was wie Schamgefühl.
    Wir fahren mit der Straßenbahn in die City. Drei Stationen, keine Parkplatzsuche, in der Theorie jedenfalls sind öffentliche Verkehrsmittel eine phantastische Angelegenheit. Praktisch gesehen ist alles doch etwas anders. Als der dritte Kerl an mir vorbeidrängelt, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, mir zu helfen, bin ich kurz davor, die
Bild
-Zeitung anzurufen. Die haben doch so ’ne Rubrik. ›Bild hilft‹ oder so ähnlich. Dann die Rettung: Eine ältere Frau erbarmt sich. »Ach des is ja noch en ganz en frisches«, tätschelt sie an Claudia rum. Eigentlich hasse ich Leute, die ungefragt in den Kinderwagen langen und mein Baby befummeln. Ich sterilisiere jedes Kleinteil, und die
fassen mit ihren ungewaschenen Patschhänden meinem Liebling mitten ins Gesicht. Aber – ich halte mich

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