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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Geschichte. Wenn eine was dazu sagen kann, dann sie. Schließlich kennt sie meine Familienstrukturen am besten. »Bleib hart«, schlägt sie mir vor. »Du bist kein Kleinkind mehr, irgendwann musst auch du erwachsen werden, und das kann auch bedeuten, dass man mal streng mit seinen Eltern sein muss. Schade übrigens um euren Nachttisch. Der hatte so hübsche Patina. Aber du hast auf jeden Fall Recht.« Dafür hat man Freunde. Damit sie einem uneingeschränkt den Rücken stärken. Jedenfalls manchmal. Rundum-Geschleime und -Genicke braucht niemand. Außer Will vielleicht. Aber Zustimmung in Krisenzeiten ist etwas Feines.
     
    Christoph ist, als er nach Hause kommt, lange nicht so empört, wie ich erwartet habe. »Das Gewackel von dem Ding ging mir eh auf den Wecker. Was soll’s. So müssen wir wenigstens keine Sperrmüllgebühren zahlen, und abgeschleppt habe ich mich auch nicht.« Ich sage es ja immer: Er ist eine durch und durch pragmatische Person. »Aber dieser Nachttisch hat unsere Beziehung von Anfang an begleitet, unsere Nächte und überhaupt«, verteidige ich das unschuldige Möbelstück. »Andrea, es geht um einen Nachttisch, nicht um ein indisches Waisenkind«, versucht
er mich zu trösten. Leider hat er die falsche Schiene gewählt. Ich lasse mich nicht mit jedem Scheiß trösten. Außerdem geht es schon lange nicht mehr um den Nachttisch. Es würde mir schon genügen, er würde ohne Wenn und Aber zu mir halten. Das aber scheint zu viel zu sein. Christoph kann seine Juristenseele eben nicht verleugnen. Alle Seiten werden abgeklopft, jede Partei gehört. »Soll ich mit deiner Mutter sprechen?«, schlägt er mir doch tatsächlich vor. »Wieso denn das?«, fauche ich ihn an. Bin ich so gestört, dass besser ein Vormund meine Verhandlungen übernimmt? Ist es schon so weit? Muss ich mich hier wie eine labile Irre behandeln lassen? Noch zehn Minuten in der Art, und ich habe als einzigen Freund in der Familie nur noch meinen Bruder. Und auch das nur, weil ich ihn nicht gesprochen habe. Ich beschließe, ins Bett zu gehen. Bevor das hier noch in einem waschechten Streit endet, verdrücke ich mich lieber. Nicht ganz die Taktik, die psychologische Beziehungsratgeber vorgeben, aber in meinem Fall ist das jetzt die einzig mögliche Lösung. Jedenfalls für mich und meine Nerven. Rein ins Bett, Decke drüber und auf Wiedersehen.
    Morgen kann Christoph sitten. Samstags, am Sendungstag, ist unser wöchentlicher Vatertag. Wir beginnen mit der Arbeit zwar erst um 14 Uhr, aber ich habe Christoph in zähen Diskussionen verdeutlicht, dass ich an solchen Tagen unbedingt ausgeschlafen sein muss und ein richtiger Vater-Tochter-Tag auch nicht erst nachmittags beginnt. Das überzeugt ihn. Mit seinem samstäglichen Vater-Tochter-Tag gibt er nämlich ganz schön an. Es wäre ihm dann schon peinlich, wenn ich petzen würde, dass seine viel gepriesenen Vater-Tochter-Tage das eine oder andere Mal wegen akuter
Faulheit erst gegen Nachmittag begonnen haben. Und wenn er in großer Runde von seinen Heldentaten erzählt, leuchten vor allem die Frauenaugen: »Nee, was hast du für ein Glück, dass der das macht. Da kannst du aber stolz sein. Toll so was. Spitzenleistung.« Keiner der Anwesenden beglückwünscht mich dazu, dass ich montags bis freitags jeden Nachmittag Mutter-Tochter-Tag habe. Woche für Woche. Es scheint mir doch noch ein langer Weg bis zur viel zitierten Gleichberechtigung.
    Claudia schläft trotz Pocken gut. Immerhin ein familiärer Glücksfall heute Abend. Meine Eltern und Birgit melden sich nicht mehr. »Was die können, kann ich auch«, beschließe ich und schlafe ein.
     
    Ich träume von unserem Urlaub an der Costa de la Luz. Reiner Verdrängungsmechanismus. Typisch für mich, mache ich mir noch vor dem Einschlafen Vorwürfe wegen meiner Mutter. Ich bin nicht schuld, fühle mich aber schuldig. Ich habe eine gewisse Harmonie eben gerne. Streit ist dauerhaft nichts für mich. Ich sehe mich in Gedanken schon nächste Weihnachten ganz allein und als Einzige ohne Geschenke von der Familie. Geächtet. Nur mein Bruder würde todesmutig heimlich ein winziges Präsent vor meine Haustür legen. Ein echtes Horrorszenario für mich. Ich bin ein Familientierchen. Es gibt ja Leute, die seit Jahren keinen Kontakt mit ihrer Familie haben, die voller Pathos sagen, Freunde sucht man sich aus, in eine Familie wird man unfreiwillig geboren. Mag sein, aber meine ist an sich ganz nett. Außerdem: Blut ist dicker als Wasser. Ich bin kurz

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