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Frisch gemacht!

Frisch gemacht!

Titel: Frisch gemacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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beschleicht das Gefühl, dass wir schon jetzt im Zentrum des Interesses stehen. Aber ich bilde mir so was auch schnell mal ein. So gelassen wie möglich entsteige ich mit meiner Tochter auf dem Arm dem Pool. Als wäre es das Normalste der Welt, werfe ich Christoph ein Handtuch ins Wasser. Ein »Toi, toi, toi« kann ich dann aber doch nicht unterdrücken. Wie gebannt verfolge ich das Schauspiel vom Beckenrand. Christoph macht die Sache nicht schlecht. Tauchen konnte der schon immer. Leider können andere das auch recht gut, denn just in dem Moment, als er das Häufchen zu packen bekommt, taucht eine etwa 12 -Jährige, mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen perfekt ausgerüstet, direkt neben ihm. Der Schrei, den sie beim Auftauchen ausstößt, hört man wahrscheinlich bis ins Nachbarhotel. »Muddi«, sächselt sie brüllend, »Muddi, der Mann hat ins Wassär geschisse. Der holt seine Scheiße grad raus.« Ich liebe Teenager. Christoph seit heute auch. Es gibt einen enormen Aufruhr am Pool. Der Bademeister, sonst nur lässig mit Sonnenbrille am Beckenrand sitzend, ist in Windeseile da. »Qué pasa?«, ist alles, was ich verstehe. Christoph, mittlerweile an Land, hat das Corpus Delicti immer noch in der Hand. Der Bademeister nimmt für das Großereignis sogar seine Sonnenbrille ab.
    Ich dachte, sie wäre mit seinem Gesicht verschweißt. »Scheiße, der hat Scheiße aus dem Pool geholt, er war es, ich habe es genau gesehen«, plärrt das grässliche Mädchen weiter. Kann der nicht mal jemand den Mund stopfen? Im Gegenteil. Sie bekommt Verstärkung von ihrer Mutter, kaum weniger schrecklich als der Sprössling. »Das ist ja wohl das Allerletzte, ein erwachsener Mann kackt ins Becken. Schämen Sie sich denn gar nicht?«, fragt sie Christoph. Und wie der sich schämt. Er hat einen turboroten Kopf bekommen. Zusätzlich zum Sonnenbrand. Im Mittelpunkt zu stehen ist nicht sein Liebstes. Bei einer öffentlichen Belobigung oder Preisverleihung könnte er es gerade noch ertragen, aber hier im Kreuzfeuer der internationalen Anklage sieht er aus, als würde er gleich umfallen. Und das ist der Mann, der sonst große Plädoyers in Gerichtssälen hält. »Andrea, jetzt komm doch mal her«, schreit er schon um Hilfe. Das fehlt mir noch. Ich habe gehofft, das Gezeter hier in sicherer Entfernung von der Liege aus aussitzen zu können. Pustekuchen. Ich bin letztlich doch eine treue Gefährtin und stelle mich neben meinen Kerl.
     
    Die Wellen der Empörung schlagen von Minute zu Minute höher. »Hygieneskandal« ist noch einer der geringsten Anklagepunkte. Christoph muss am Ende vor dem fast komplett versammelten Hotel erklären, dass es sich keineswegs um seine Hinterlassenschaften handelt, sondern um die seiner Tochter. Das macht die Sache zwar besser, aber nichtsdestotrotz beschließen Bademeister und das mittlerweile vollständig anwesende Management, das Wasser abzulassen und den Pool total zu reinigen. »Langt es nicht, die Stelle nochmal zu schrubben, ich meine im Meer
schwimmt doch auch so einiges, und die Poolwasserzusätze haben doch antibakterielle Kräfte«, schlage ich vorsichtig vor. Eine wahre Keimphobikerin in lachsfarbenem Stringtanga, die ich noch nie im Wasser gesehen habe, weil sie festverschweißt auf ihrer Liege die Sonne anbetet, kreischt mich an: »Sind Sie wahnsinnig? Ich fahre doch nicht in ein Vier-Sterne-Hotel, um in Kacke zu schwimmen. In Kloake! Da kann ich ja gleich drei Wochen Kläranlage buchen. Billiger wäre das alle Mal.« Es entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Die meisten schlagen sich auf die Seite der Keimphobikerin. Die Ersten drohen mit Regressansprüchen. »Ich habe ein Hotel mit Pool gebucht, weil ich Salzwasser nicht vertrage, wenn heute der Pool nicht zur Verfügung steht, werde ich Sie dafür haftbar machen«, droht ein kleines Männchen mit geschmacklosen Schwimmshorts. Die Spanier sind gelassener. Vielleicht hört sich alles auch nur besser an, weil man es nicht versteht. Nach und nach verlassen alle das Wasser. Eltern zerren panisch ihre Kinder raus, manche fast so, als wäre der weiße Hai im Anmarsch.
    Dann stürzen alle, Handtücher und Sonnencreme raffend, Richtung Meer. Wissend, dass die Menge an Liegen dort niemals ausreichen wird. Ein Gutes hat der Vorfall dennoch: Es gibt Hotelgäste, die noch nicht einmal am Strand waren und durch Claudia jetzt endlich mal neue Erfahrungen machen.
     
    Die Hotelleitung bittet uns zum Gespräch. Die stellvertretende Geschäftsführerin kann

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