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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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zaubern. Selbst in den billigsten Fummeln von H & M, Hasi und Mausi genannt, sieht sie aus wie in Designerklamotten gewandet. Toll, gell. Meine Mutter ist irre stolz auf sie. »Wie die ihr Leben meistert, da kannst du dir wirklich mal was abgucken, Andrea«; dieser Satz fehlt in ihrem wöchentlichen Vortrag nie. Die Frau weiß echt, wie man Geschwisterliebe fördert. Das mittlere Kind zu sein ist eh kein Glücksfall. Das erste bekommt die Riesenaufmerksamkeit, jeder Schritt und Pups wird begeistert begleitet, und die nächsten müssen sehen, wie sie zurechtkommen. Dürfen sich bei den wundervollen Größeren alles abgucken. »Ach die zweiten, die laufen einfach so mit, machen überhaupt kaum Arbeit«, hat meine Mutter immer betont. Das finde ich die größte Unverschämtheit. Erst kaum was investieren und dann dasselbe Ergebnis wie bei den gepäppelten und verzogenen Erstgeborenen erwarten. Schlauer sollen die ersten ja auch sein. Ehrgeiziger und verantwortungsbewußter. Da hat Mutti ja auch noch stundenlang Lego gespielt und mit Engelsgeduld immer wieder »Das ist ein Auto« vorgesprochen. Nesthäkchen sind dann wieder besser dran. Niedliche Nachzügler, die letzte Chance für Mütter, ein Kleinkind zu betütteln. Nach diesem Baby ist Schluß, das wissen sie und legen sich noch mal richtig ins Zeug. Das ganze große Programm. Wenn’s dann noch ein Junge ist, so wie bei uns, wird’s behandelt wie ein Prinz. Es ist wie immer, Mitte ist Mist. In der Familienabfolge und im Krankenhaus.
    So, die Wohnung ist oberflächlich vorzeigbar. Jetzt geht’s an die Menüfolge. An dem doofen Spruch: »Liebe geht durch den Magen« ist schon was dran. Ein kleines Problem für mich, denn, wie gesagt, meine Kochkünste halten sich in Grenzen. Spaghetti und Spiegelei sind meine absoluten Renommiergerichte. Nicht gerade beeindruckend, zumal heutzutage selbst die bescheuertsten Trullas auf diesem Planeten mit minimalem Aufwand und freudiger Leichtigkeit mehrgängige Diners zaubern. Gerne mit Rucola und frischgehobeltem Parmesan. Natürlich erst nach dem Amuse-Gueule und einem frischen Süppchen mit Crème fraîche und Gartenkräutern verziert. Soufflé, fangfrischer Meerfisch und selbstgemachtes Konfekt inklusive. Alles selbstverständlich apart dekoriert und zur rechten Zeit fertig. Kein Wunder, daß die Kerle so verwöhnt sind. Mit solchen Frauen will und kann ich nicht konkurrieren. Unmöglich. Aber total abstinken will ich natürlich auch nicht. Also arbeite ich mit Tricks. Als Hauptgericht gibt’s bei mir zum ersten Date immer Lasagne. Nudeln ißt jeder, und Lasagne wirkt so schön aufwendig. Besser als schnöde Spaghetti. Ist sie aber gar nicht. Jedenfalls für mich nicht. Ich nehme eine Auflaufform und bringe sie zum Italiener. Dann lasse ich mir 3–4 Portionen, je nach Größe der Form, einfüllen und backe sie zu Hause fertig. Kostet etwas mehr als der selbstgemachte Kram, aber gelingt wenigstens garantiert. Mit dem Tiramisu ist es genauso. Schüssel mitbringen, der nette Italiener am Eck macht’s passend. Tiramisu ist an sich out. Achtziger-Jahre-Nachtisch. Aber die meisten Männer haben davon keine Ahnung. Und schmecken tut’s ja gut. Und welcher Mann weiß schon, daß in Tiramisu Mascarpone ist? Mascarpone-Verzehr gehört zu den Todsünden aller diätgläubigen Frauen. Eine Portion Tiramisu hat soviel Kalorien, daß es diesen Frauen beim Essen die Schamesröte ins Gesicht treibt und sie sich schwören, die nächsten 10 Jahre 3mal wöchentlich im Fitneßstudio zu leiden. Wir Frauen wissen schon, wie man sich Genuß richtig schön vermiest. Wer Spaß hat, muß dafür zahlen. Traumatische Angelegenheit. Ich bin in dieser Hinsicht, jedenfalls was die Tiramisu angeht, ein bißchen pragmatischer. Keine Arbeit, guter Eindruck und dazu lecker steht auf der Habenseite. Was machen da die fiesen Kalorien. Die sind halt nun mal drin. Nicht zu ändern. Also werden sie mitgegessen. Man kann ja am nächsten Tag bei Knäckebrot und Mohrrübchen Buße tun. Kann man aber auch lassen. Oder auf den übernächsten Tag verschieben. Mein Spezialgebiet. Ab morgen hat die Fresserei ein Ende. Mit Sicherheit.
    Vor Lasagne und Tiramisu gibt’s ein Blatt Salat. Ich kaufe diesen fertigen Beutelsalat. Der angeblich sogar schon gewaschen ist. Steht auf der Packung. Ich habe beschlossen, das zu glauben. Drüber kommen ein paar Putenbrustscheiben, selbst gebraten, und fertig ist die Vorspeise. Putenbrust zu braten ist nicht besonders kompliziert. Pfanne

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