Frisch gepresst: Roman (German Edition)
Tüten in den Kleiderschrank. Hoffentlich miefen sie mir nicht alles voll. Einen Abend wird es mal gehen. Ansonsten alles einigermaßen okay im Bad. Noch schnell mal das Klo geputzt, schadet ja nie. Verräterische Cremes, wie Hornhautpeeling und Pickelmasken lasse ich im geschmackvollen Alibert verschwinden. Haarfärbemittel und Cellulitiscreme natürlich auch. Aliberts sind wirklich grauenvoll häßlich. Aber praktisch. Also habe ich dieses ästhetische Nichts vom Vormieter behalten. Aliberts sind für die meisten Menschen eine natürliche Barriere. Ein Mann wie Christoph schnüffelt nicht in den Aliberts fremder Frauen rum. Da habe ich einen Blick für. Bei mir ist das was anderes. Ich bin leider relativ neugierig. Es gibt kaum was Interessanteres, als nachzusehen, was andere Leute sich so ins Gesicht und sonstwohin schmieren. Bei Lars habe ich damals Hämorrhoidensalbe entdeckt. Hat den Sex mit ihm nicht gerade aufregender gemacht. Manchmal ist Unwissen doch ein Vorteil. In bezug auf Männer jedenfalls. Wenn man erst mal gehört hat, wie sie sich morgens ins Waschbecken schneuzen oder ihre eingewachsenen Fußnägel schneiden, ohne Unterlage mitten im Badezimmer, legt sich die Aufregung schnell. Oder macht einer anderen Art von Aufregung Platz.
Jetzt noch die Küche und das Schlafzimmer. Frische Bettwäsche kommt immer gut. Nach einer Viertelstunde entscheide ich mich gegen den schwarzen Satinbezug. Wirkt entschieden zu verrucht. Anzüglich. Lasterhöhlenmäßig. So, als würde man es drauf anlegen. Als hätte man geahnt und gewollt, daß der Abend im Bett endet. Biberbettwäsche erscheint mir auch nicht geeignet. Obwohl sie wirklich kuschelig ist. Gerade im Winter. So warm und mollig. Aber leicht omamäßig. Biberbettwäschebenutzerinnen trinken auch Blasentee und tragen Flanellnachthemden, und welchen Mann das reizt, ist fraglich. Man möchte ja schließlich nicht, daß er im Halbschlaf nach einem greift und Mama murmelt. Jetzt bleibt nur noch das karierte Seersucker. Das ist diese leicht knitterige Bettwäsche, die ich schon deshalb sehr liebe, weil man sie nicht bügeln muß. Wirkt außerdem nett. Gemütlich im Landhausschick. Da ich sowieso sonst keine mehr zur Auswahl habe, kommt die drauf. Bett frisch beziehen gehört auch nicht direkt zu meinen Hobbies. Aber nachdem ich in einer Zeitschrift mal Aufnahmen von Bettwäsche nach 1 Woche unter dem Mikroskop gesehen habe, leuchtet mir die Notwendigkeit des regelmäßigen Wechselns ein. Was da ein Krabbelgetier zu sehen war. Eklig. Mein Hormonspiegel sagt mir außerdem, daß da heute abend bös was abgeht in meinem Seersucker. Es ist einfach mal wieder an der Zeit. Nicht, daß ich ein sexbesessenes Etwas bin, das jeden einigermaßen brauchbaren Kerl zielstrebig am ersten Abend in die Kiste zerrt, aber ab und an ein nettes Nümmerchen ist schon eine feine Sache. Schon, damit man es nicht verlernt. Soll ja auch prima Kalorien verbrennen. Und angenehmer als Joggen ist es allemal. Meistens jedenfalls. Ich meine, es gibt Sex, da würde man, nachträglich betrachtet, lieber stundenlang aufs Laufband oder zum High Impact Aerobic. Was Sex angeht, kann man bös reinfallen. Lars, der mit der Hämorrhoidensalbe war so einer. Die lebende sexuelle Enttäuschung. Dabei sah der Kerl aus wie die Versuchung schlechthin. Männlich, durchtrainiert, mit dunkler Stimme und ordentlicher Brustbehaarung. Ich mag Brustbehaarung. Die meisten Frauen gruselts ja beim Anblick von zuviel Fell. »Da kann ich es ja auch mit einem Gorilla treiben«, meint meine Freundin Sabine, die mit dem Waschlappen für oben- und untenrum. »Lieber die Brustbehaarung eines Gorillas als das Hirn«, habe ich ihr geantwortet, denn Sabines Freunde haben oft einen IQ , der dem eines untrainierten Zwergkaninchens verdächtig nahe kommt. Ich finde üppiges Brusthaar verführerisch. Selbst eine leichte Behaarung auf dem Rücken und den Schulterblättern, für viele Frauen das Allerletzte, kann ich so schlimm nicht finden. Also bei Lars war optisch alles perfekt. Haarig an den richtigen Stellen, gepflegt, ohne lackelig zu sein, ein Mann, der eine solche sexuelle Aura hatte, daß ich mich kaum beherrschen konnte. Hätte ich doch bloß. Lars war die schlimmste Mogelpackung, die ich je erwischt habe. Ungeschickt, verzweifelt bemüht und hygieneversessen. Außerdem hat er wohl zu lange irgendwelche Heftchen studiert: »Wie verwöhne ich eine Frau«. Der hat mich von oben bis unten abgeschlabbert, und das mit einer
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