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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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sind heute verdammt sicher«, wirft Nadine bedeutungsschwanger in den Laden und sieht mich an, als wäre es ihr am liebsten, wenn ich direkt hier im Laden jetzt sofort meine Hormone testen würde. Ich tue reichlich desinteressiert, glaube schon fast selbst meine fein ausgedachte Geschichte mit dem Geschenk und der Hochzeit und nehme dann zwei verschiedene Modelle. Sicher ist sicher. Wenn ich beim ersten danebenpinkle oder irgendein Röhrchen nicht treffe, möchte ich nicht gleich wieder blöd stammelnd in einer Apotheke stehen. Raffiniert, wie ich in seltenen Momenten sein kann, bitte ich Nadine, mir die Tests als Geschenk einzupacken. Ein echt schlauer Einfall, denn wer läßt sich schon seine Einkäufe als Geschenke einwickeln? Sie guckt verdattert. Einpacken ist nicht ihr Spezialgebiet. Aber sie tut’s. Erzählt dabei was von den Venenleiden ihrer Mama und den spektakulären Erfolgen mit einer dubiosen Kräutersalbe, die sie, die treusorgende Tochter, liebevoll bemüht, aus der Apotheke mitgebracht hat. Ich heuchle Begeisterung, lasse mir die Venensalbe auch noch aufschwätzen, »weil deine demnächst schwangere Bekannte es bestimmt mit den Venen kriegt«, wie mir Nadine plastisch erklärt.
    Bis ich endlich aus dem Laden bin, habe ich meine neue Leinenbluse komplett vollgeschwitzt. Trotz Deo. Bei Anstrengungen dieser Art versagen anscheinend selbst die teuersten Antitranspirantmittel. Oder es ist auch schon die Hormonumstellung? Je mehr ich drüber nachdenke, umso schwangerer fühle ich mich. Kaum zu Hause angekommen, bin ich ab ins Bad. Es war zwar kein Morgen mehr und deshalb kann ich auch kaum mit Morgenurin dienen, aber so streng werden so Hormontests schon nicht sein. Waren sie auch nicht. Ich hatte kaum die Flüssigkeit da, wo sie hingehört, da bildete sich bei einem Test ein Ring und der andere verfärbte sich so merkwürdig.
    Mein erster Gedanke ist: Jetzt darf ich endlich soviel essen, wie ich will. Und das ganz ohne Reue. Und der zweite: Mit dem Rauchen hat es sich jetzt. Ärgerlich. Ich rauche eigentlich recht gern. Es ist so eine nette Beschäftigung. Eine ohne Sinn und Zweck, zugegebenermaßen. Doch: »Sie bringt dich langfristig um«, pflegt meine Mutter zu sagen. Christoph leidet mehr für die Wände. »Dieser Gilb, echt eklig«, ist sein Hauptkritikpunkt am Rauchen. Daß ich vielleicht früh und elendig versterbe, macht ihm weniger zu schaffen. So scheint es jedenfalls.
    Aber vielleicht verstellt er sich ja auch. Was ich mir nicht vorstellen kann, denn den meisten Männern merkt man das sofort an. Die besten Schauspieler sind sie selten. Außerdem, um aufs Rauchen zurückzukommen, in ganz besoffenem Zustand plotzt er selbst mal eine. Insofern kann er nicht so militant wie meine Mutter gegen die Raucher und Raucherinnen vorgehen.
    Je länger ich auf die Teströhrchen und Stäbchen stiere, desto verwirrter werde ich.
    Ich, Andrea Schnidt, längst über 30, bin schwanger.
    Oder die Röhrchen- und Stäbchentestindustrie versagt auf der ganzen Linie. Oder meine Hormone spinnen. Wo sollen wir in unserer Wohnung ein Kinderzimmer einrichten? Wer steht nachts auf? Wem wird es ähnlich sehen? Werde ich den Rest meines Lebens mit angesabbertem Hemd in der Ecke irgendeines Sandkastens vor mich hin vegetieren? Wird es ein nettes Kind oder eines der Modelle, bei denen man sicher ist, daß selbst Entführer es nach 20 Minuten freiwillig zurückgeben? Fragen über Fragen. Ich beschließe, mich erst mal zu schonen und auf den freudigen Schreck, oder wie auch immer man meine Verwirrung nennen will, ein ordentliches Mittagsschläfchen zu halten.
    Ich habe schon immer gern lange und ausgiebig geschlafen. Ich brauche viel Schlaf. Das gibt’s nun mal. Leute, die mehr Schlaf brauchen als andere. Vielschläfer werden oft belächelt. Müssen sich rechtfertigen. Coole Menschen protzen im Gegenzug gerne mit ihren »nur 5 Stunden Schlaf pro Nacht«. Daß das schon so was wie vorzeitige senile Bettflucht sein kann, kommt diesen Leuten nicht in den Sinn. Nicht zuletzt macht Schlaf schön. Hat schon meine Mutter immerzu gesagt. So wie wahrscheinlich Millionen andere Mütter auch: »Der Schlaf vor Mitternacht ist der wichtigste.« Als Teenie habe ich das für miese Propaganda gehalten. Jetzt zitiere ich ebendiesen Satz mit Vergnügen immer dann, wenn nachtaktive Kreaturen wie Christoph mein Schlafbedürfnis mit schnöder Faulheit verwechseln. Das kränkt einen schon. Er ist ja nicht allein dadurch ein fleißigerer Mensch, daß

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