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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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hormonell aus dem Ruder läuft. Anders ist. Als dann mein Gesicht morgens grüner aussah als eine durchschnittliche Erbsensuppe, war mir eigentlich alles klar. Aber wozu gibt’s Apotheken und sogenannte Schwangerschaftstests? Nachdem meine Tage vier Tage überfällig waren, bin ich hin. Extra in eine Apotheke zwei Stadtteile weiter. Ich hatte einfach keine Lust, alle Bekannten beim Kauf eines Schwangerschaftstests zu treffen. Die weitere Anfahrt hat sich kein bißchen gelohnt. Als ich an der Reihe war, erschien aus dem Hinterraum der Apotheke die Tochter der Nachbarn meiner Eltern. In dem Moment ist es mir auch wieder eingefallen. Die hysterische und vertratschte Nadine, die immer noch daheim wohnt, lernt PTA . Pharmazeutisch-technische Assistentin. Mußte die Zimtzicke ausgerechnet in dieser Apotheke ihre Ausbildung machen? Als gäbe es keine anderen. Mit einem feisten Grinsen auf ihrem immer noch ziemlich verpickelten Gesicht begrüßt sie mich. Erst überlege ich mir, ob ich ein paar Scheineinkäufe tätige. Aspirin und so ein Zeug kann man ja nie genug haben. Andererseits, nur wegen der nervigen Nadine noch mal eine weitere Apotheke anzusteuern, das geht eigentlich auch zu weit. Haben so Apotheker denn Schweigepflicht? Wie Ärzte? Keinen Schimmer. Andererseits ist Nadine keine Apothekerin. Und die Klappe halten konnte sie noch nie. Nadine ist so ein Typ Kind gewesen, das Erwachsene mögen und Gleichaltrige hassen. Richtiggehend unbeliebt. Eine Petze und Schleimerin vor dem Herrn. Trotzdem oder gerade deswegen: Ich lasse mich doch nicht von einer Tussi wie Nadine in eine weitere Apotheke treiben, noch dazu in meinem eventuellen Zustand. Kommt überhaupt nicht in Frage.
    »Habt ihr Schwangerschaftstests?« frage ich so normal wie möglich. Was ist schon dabei. Millionen Menschen kaufen täglich solche Tests. »Klar«, grinst sie mich frech an, »was wären wir denn sonst für eine Apotheke?« Nein, was für ein ungewohnt scharfsinniger Konter von Nadine. Statt mich kühl und distanziert mit der Aura einer unangreifbaren Dame zu präsentieren, fange ich an, irgendwas von einem Hochzeitsgeschenk für ein befreundetes Pärchen zu stammeln. »Die zwei wünschen sich nichts mehr als Nachwuchs«, plappere ich plump-vertraulich, »und deswegen dachte ich, so ein, zwei Schwangerschaftstests als Dekoration zum Geschenk dazu, wäre doch irgendwie voll lustig.« Nadine kichert: »Ja, Wahnsinn wie lustig. Wer heiratet denn?« Meine Mutter hat schon recht. Eine Lüge zieht die nächste nach sich. Diese Nadine ist vielleicht eine gräßlich neugierige Qualle. Ich winde mich wie ein Aal mit Blähungen und teile ihr recht knapp mit, daß sie das Paar nicht kennt. »Gehen deine Eltern auch zu dieser Hochzeit der großen Unbekannten«, fragt sie ungeniert weiter. Ich könnte ihr über die Ladentheke weg ein paar scheuern. »Nee, meine Eltern kennen nicht alle meine Freunde. Das ist ein bißchen anders als bei dir. Ich wohne ja nun seit Ewigkeiten nicht mehr daheim. Außerdem sind die beiden Glücklichen ganz neue Freunde.« Endlich ist sie zufrieden. Oder wenigstens still. Immerhin habe ich ihr mal wieder unter die Nase gerieben, daß sie den Absprung von Mama und Papa noch nicht geschafft hat. Sie kramt diverse Schwangerschaftstests hervor. »Und welcher soll’s denn sein, Andrea?« fragt sie mich, mittlerweile einigermaßen freundlich. Guckt die mir permanent auf den Bauch, oder bilde ich mir das nur ein? Ich habe schon die ersten Schwangerschaftsneurosen. »Ruhig bleiben, Schnidt«, ermahne ich mich. »Ich versteh von den Dingern nix, empfiehl mir einen«, gebe ich als Antwort. Auch in versöhnlichem Tonfall. Soll sie doch mal ihr Fachwissen demonstrieren können. Man darf den Leuten ja nicht jede Freude nehmen.
    Was es eine Menge an Schwangerschaftstest gibt. Unglaublich. Ich hatte bis dahin nur den Namen B-Test gehört. Und teuer sind die Dinger. So um die 20 Mark. Als wären die Betroffenen mit der Schwangerschaft und den Folgekosten nicht schon gebeutelt genug. Nadine erklärt mir umständlich die Arbeitsweise der Tests. Kurzgefaßt: Man pinkelt, möglichst mit frischem Morgenurin, weil der die höchste Konzentration des nachzuweisenden Hormons hat, auf ein Stäbchen oder in ein Röhrchen, und wenn es sich wenige Minuten später verfärbt oder sich ein Ring bildet, dann ist man schwanger. Mit dem Farbstoff signalisiert der Test, daß dieses bestimmte Hormon, das nur bei Schwangeren vorkommt, eindeutig da ist. »Die Tests

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