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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Haustür geschenkt hat, nagt an ihm die schreckliche Angst, ich könnte den Schlüssel verschlampen oder noch tragischer, die Haustür nicht ordnungsgemäß verschließen. Das liebste wäre ihm, ich würde den Schlüssel an einem stabilen Lederband um den Hals tragen. Sicherheit ist halt sein Schönstes. Das Schöne für mich: Seit diesem Tag, dem Flokati Day, verbindet meinen Fast-Schwiegervater und mich etwas ganz Besonderes. Wir mögen uns.
    Aber zurück zur Schwangerschaft. Vielmehr den ersten Anzeichen. Den Teststäbchen. Die große Frage war nun: »Wie sage ich es meinem Mann?« Der, strenggenommen, nicht mal mein Mann ist. Also meinem Kerl. Dem Erzeuger. Christoph eben. In Elternzeitschriften liest man immer wieder so witzige kleinen Gags, mit denen Frauen, originelle Frauen, ihrem Mann die frohe Botschaft überbringen. Kleine Strampler zwischen seinen Anzügen oder saure Gurken am Frühstückstisch oder das erste Ultraschallbild per Fax ins Büro. Mit Aufschrift: »Papi, ich wollte dich kennenlernen.« Alles ganz, ganz rührend. Nicht daß Christoph nicht eventuell empfänglich für diese Art der Nachrichtenübermittlung gewesen wäre, aber mir ist so recht nichts eingefallen. Und das mit dem Fax finde ich schon reichlich gewagt. Es muß ja nicht das gesamte Gericht vor dem Kindsvater wissen, was los ist. Männer wie Christoph brauchen bei so wichtigen Botschaften ein bißchen Zeit. Und noch dazu hatte ich überhaupt kein Ultraschallbild. Also habe ich erst mal Heike angerufen, um mich zu beratschlagen.
    Die war so platt, daß von ihr wenig Ratschlag kam. Um nicht zu sagen: null. Mehr als »Oh Gott, ach du, nee, du jetzt auch, muß das sein« und »na denn, meinen Glückwunsch« kam nicht aus München. Die war völlig von der Rolle. So, als hätte sie verdrängt, daß bei Hetero-Sex eben Babies entstehen können. »Gib mir ’ne halbe Stunde Zeit zum Verdauen, dann rufe ich dich noch mal an«, fertigt sie mich relativ schnell ab. Aber zuverlässig ist meine Heike schon. Da kann man sich nicht beschweren. 35 Minuten später, relativ gefaßt, war sie wieder dran am Telefon.
    »Kopier ihm die Alimentegesetze und schieb sie zwischen seine Akten, dann wird’s ihm schon dämmern«, hat sie vorgeschlagen. Gar nicht übel, die Idee. Viel mehr als Gesetzestexte liest Christoph sowieso nicht. Je mehr ich darüber nachdenke, umso besser gefällt mir Heikes Vorschlag. Auch so berufsspezifisch. Kein bißchen 08/15. Ich finde nach stundenlangem Suchen in Christophs Arbeitszimmer alles mögliche übers Familienrecht. Wer wem und warum in welchen Situationen Unterhalt zu gewähren hat. Jedenfalls glaube ich, daß es darum geht. Äußerst komplizierter Kram. Gut, daß die Buchhandlung um die Ecke einen Kopierdienst hat. Kopierdienst hört sich doll an, heißt allerdings nichts weiter, als daß man gegen 1,– DM pro Stück selber eine Kopie machen darf. Soviel zum Thema Dienst. Zehn Seiten Familienrecht müssen bei den Preisen hier reichen. Ich will nicht am falschen Ende sparen und investiere noch mal 3,50 in einen gefütterten großen Umschlag. Schlicht weiß. Abends bin ich gespannt wie Bolle. Wie wird er reagieren? Den Umschlag deponiere ich unter seinem Teller. Erst das Essen und dann die Überraschung. Zur Feier des Tages habe ich ihm Schnitzel gemacht. Er liebt Schnitzel. Der schön gedeckte Tisch und besonders das Schnitzel stimmen ihn mißtrauisch. Soviel Service gehören bei mir nicht zum Alltagsprogramm, und Christoph hat eine feine Antenne dafür, wenn etwas nicht so ist wie immer. Auch daß ich partout nichts essen will, und das bei einem Abendessen wie Schnitzel, ist ihm suspekt. Noch kann ich ihm von der ständigen Übelkeit nichts erzählen. Also heuchle ich was von Diät und vegetarischer Ernährung. Mit seinem typischen Christoph-Charme antwortet er: »Keine schlechte Idee, besonders für deine Schenkelchen!« Ich überlege sekundenlang, ob ich mich und den verheißungsvollen Umschlag einfach diskret entferne, und das möglichst für immer. Vielleicht ist es meine letzte Möglichkeit. Er würde nie etwas von dem Kind erfahren und sich seinen Lebtag lang nach einer Frau wie mir verzehren und seinen dummen Ausspruch ewig bereuen. Obwohl er wie die meisten Kerle wahrscheinlich gar nicht in der Lage wäre, die Verbindung zwischen einer solchen Handlung, meinem Weglaufen und seinem doofen Kommentar, zu sehen. Christoph hat da eindeutig so was wie ein Wahrnehmungsproblem. Schlichte Handlungsketten, absolut

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