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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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angestellt.
    »Willst du ein Kind?« habe ich mit echt ernsthaftem Gesicht gefragt. »Na ja, eigentlich schon, irgendwann«, hat er sich durchgerungen. »Irgendwann ist gekommen«, habe ich ihm mitgeteilt und beschlossen: Wir buchen einen Hechelkurs und kaufen ein Vornamenbuch.
    Auch neben mir macht es so komische Hechelgeräusche. Inge und Rudi grunzen und brabbeln der armen Claudia was vor. Endlich haben sie Ersatz für ihren Christoph gefunden. Ein neues Modell zum Betütteln und Behüten. Zwei Stunden lang geht das so. Claudia hinten, Claudia vorne. Sie sind vollkommen hin und weg. Was ich irgendwie sogar verstehen kann. Mir gefällt sie auch von Minute zu Minute besser. Ich muß mich sogar zusammenreißen, nicht eifersüchtig zu werden. Auf Rudi und Inge. Weil sie jetzt schon den ganzen Nachmittag an meinem Kind rummachen. Daß ich auf die beiden je so was wie eifersüchtig sein könnte, hätte ich noch vor einem halben Jahr für ausgeschlossen gehalten. So kann man sich täuschen.
    Nach fast 3 Stunden – zwischendrin haben meine Schwester, mein Bruder, mein Vater und Sabine angerufen – beschließen die beiden der Welt mittlerweile total Entrückten den Rückzug aus dem Krankenhaus. Natürlich wollen sie ab jetzt täglich kurz mal eben vorbeischauen. War das heute etwa auch einer ihrer kurzen Besuche? Na denn, Vorfreude komme über mich. Soll das zu Hause so weitergehen?
    Christoph beruhigt mich. »Das mußt du doch verstehen, sie sind so irre stolz, es ist ihr erstes Enkelkind und sieht mir auch noch so ähnlich, das ist selbstverständlich was ganz Tolles für sie.« Daß sie, also Claudia, ihm angeblich so was von ähnlich sieht, habe mittlerweile auch ich mitbekommen. Inge hat es ja mindestens 97mal in den letzten dreieinhalb Stunden erwähnt. Nach dem Motto: Mehr Glück hätte dieses Kind gar nicht haben können. Angeblich soll die Natur das ja bewußt machen. Daß Babies ihren Vätern ähneln. Nicht für die Schwiegereltern, sondern für die Erzeuger. Um ihnen noch mal deutlich vor Augen zu führen, daß sie die Väter sind. Um jede Unsicherheit aus dem Weg zu räumen. Jeden klitzekleinen Zweifel.
    Mütter haben da logischerweise selten Probleme. Viel Ähnlichkeit kann ich bis jetzt nicht feststellen. Bis auf die Nase, die nun eindeutig von meiner Mutter ist. Auch wenn sie diese Tatsache vehement bestreitet.
    Langsam beginnt mich der Besucherschwarm anzustrengen. Weniger höflich gesagt: er nervt. Mein Schnitt brennt höllisch, die Giga-Binden rutschen in den Nilpferdunterhosen, und meine Brüste ziehen, weil sie nicht sollen, wie sie wollen. Ich fühle mich mies. Emotional aufgeheizt und körperlich in drittklassiger Verfassung. Schrottig. Christoph, der manchmal erstaunlich lichte Momente hat, erkennt augenblicklich den Ernst der Lage und zerrt seine Eltern aus dem Raum. Seine gute Tat des Tages. Wir genießen immerhin 10 Minuten ganz für uns. Die Kleinfamilie. Mama, Papa und das Kind. Christoph und ich vereint in dem Bewußtsein, daß zwei doch so relativ ungeschickte Menschen, wie wir es sind, so was auf den ersten Blick ziemlich Perfektes hinbekommen haben.
    Ein Blitzlicht schreckt uns aus unserer selbstgebastelten Idylle auf. Meine Schwester. »So etwas muß der Nachwelt erhalten bleiben«, frotzelt sie gleich los. Was hat die denn da an ihrem Kleid hängen? Es ist das Kind. Ihr Kind. Oh Gott, Desdemona. Mona ist mit. Das hat mir heute noch gefehlt. Nicht, daß Mona nicht niedlich wäre. Aber sie ist von der Sorte Kind, die es versteht, 4 bis 7 Erwachsene auf Trab zu halten. Im Moment suhlt sie sich allerdings in Schüchternheit, die sonst weniger ihr Problem ist. Meine Schwester hat, immerhin nachdem sie sich davon überzeugt hat, daß ich die Geburt überlebt habe, nur noch Augen für Claudia. »Deins war hübscher«, komme ich ihr entgegen. Ehrlich gesagt, ist es sogar wahr. »Nein, das hier ist das perfekteste Wesen, das ich je gesehen habe«, zeigt sich Birgit von ihrer charmantesten Seite. Großmütig halt. Dummerweise hat Desdemona gehört, was meine Schwester da von sich gegeben hat, und ist total von der Rolle. Kein Wunder, wenn man so unsanft und brutal vom Thron geschubst wird. 5 Jahre lang friedlich und überlegen geherrscht, und das soll durch ein rotgesichtiges Etwas beendet werden. Diese wunderbare Zeit. Noch dazu so abrupt.
    Desdemona tritt energisch an Claudia heran. »Igitt, ist die zerknittert«, plärrt sie mir entgegen. »Eklig«, befindet sie in einer höchst hysterischen

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