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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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antworte ich dem blondgelockten Etwas. Haare hat die, das würde jeden Rauschgoldengel in Neidzustände versetzen. Ist sie die Krankenhausfriseurin? Unwahrscheinlich. Die meisten Angestellten in Friseursalons haben selbst Frisuren, daß man am liebsten wieder flüchten würde. Komisch, daß die da nicht mehr drauf achten. Macht keinen guten Eindruck, wenn einem jemand die Haare bearbeitet, der selbst aussieht, als wäre sein dürres Haar von einem Blinden mit dem Brotmesser geschnitten worden. Nein, Frau Krutznel kann keine Friseurin sein. Oder sagt man Friseuse? Eines von beiden ist despektierlich. Ich glaube die Friseuse. Man sagt ja auch nicht Masseuse, sondern Masseurin. Die eine macht nämlich versauten Kram, und die andere arbeitet sich an kranken Rücken ab.
    Frau Krutznel möchte weder meine Haare noch meinen Rücken: Wochenbettgymnastik steht auf dem Plan. »Die Gebärmutter will in ihrem Schrumpfprozeß unterstützt werden«, klärt sie mich auf, »und ein bißchen Bauchmuskeltraining würde Ihnen auch guttun«, schiebt sie noch hinterher. Ich hoffe, es ist überhaupt noch so was wie Bauchmuskulatur vorhanden. Man sieht jedenfalls nichts. Die können sich 1a verstecken, diese Muskeln. Nach den ersten Übungen unter Frau Krutznels Aufsicht bin ich mir ihrer Existenz wieder bewußt. Was weh tun kann, ist auf jeden Fall noch da. Ich fühle mich zwar angestrengt, aber gut. Wie ein Star. In Amerika. Mit Personal Trainer. Kostet normal mindestens einen Hunderter die Stunde. Hier zahlt’s die Kasse. Ist doch mal was. Mein Bauch sieht wirklich erschütternd aus. Wie welkes Wellfleisch. Daddelig. Einfach scheußlich. Eine Freundin von mir hat mal voll frustriert gesagt, ihr Bauch hätte danach ausgesehen »wie eine matschige überreife Birne«. Ich wäre beglückt, wenn meiner irgendeinem Obst ähneln würde. Aber letztlich: was soll’s? Aus dem Bauchfrei-Shirt-Alter bin ich sowieso raus.
    Frau Krutznel scheint mir eine aufmerksame Person zu sein. Obwohl ich nur in mich rein gejammert habe, still gelitten sozusagen, versucht sie, mich zu trösten. »Da habe ich schon andere Bäuche gesehen. Vor 3 Wochen war eine hier, die hatte Drillinge und der Bauch, der war wie ein riesiger, ausgeleierter Scheuerlappen, hügelig und gestreift. Schwangerschaftsstreifen vom Schamhaar bis unter die Rippen. Hammerhart.« Na immerhin. Welch ein tröstender Gedanke. Es existiert eine Frau, deren Bauch schlimmer als meiner war. Ob die bei mir vielleicht auch das ein oder andere Kind vergessen haben? Bin ich eventuell eine verkannte Drillingsmutter und dafür sogar eigentlich in Höchstform? Weiteres Sinnieren über meinen Bauch oder das, was mal mein Bauch war, wird von der kleinen freundlichen Frau Krutznel unterbrochen. »Beckenbodenübungen müssen Sie jetzt unbedingt in Ihr tägliches Gymnastikprogramm aufnehmen«, grinst sie mich vielversprechend an und fährt fort: »Es geht ja nicht nur darum, äußerlich wieder in Form zu kommen. Auch innen soll ja alles wieder straff werden, nicht, Frau Schnidt?« Kegelbodenübungen soll ich machen. Mehrmals täglich. Einfach so zwischendrin. Ob beim Kochen, im Bett oder einfach auf dem Klo. »Liftfahren mit der Scheide«, nennt es meine Krankengymnastin. Mir graut es schon vor normalem Aufzugfahren. »Kann man da auch steckenbleiben?« frage ich etwas leiser, um meinen Bettnachbarinnen keinen Grund für Heiterkeitsausbrüche zu liefern. »Sie kennen keine Kegelübungen, Liftfahren ist Ihnen fremd?« kommt es leicht irritiert von Frau Krutznel. »Eigentlich machen die meisten Frauen diese Übungen schon während der Schwangerschaft«, weiß sie. Für Einsteiger gibt es kleine Tricks. »Beim Pinkeln einen Zwischenstop einlegen«, rät sie mir, »anhalten und laufen lassen und das im Wechsel. Und wenn Sie das gecheckt haben, dann den Muskel anspannen und in kleinen Schritten nach oben ziehen und dann nach und nach wieder runterlassen.« Hört sich merkwürdig, aber nicht sehr schwer an. Für den nächsten Klogang verspreche ich ausgiebige Liftfahrten. Ich soll viel rumlaufen, Thrombosegefahr damit verbannen, und ansonsten die gemeinsam eingeübten Übungen für die Schrumpfgebärmutter täglich mindestens einmal durchführen. Weil sie sympathisch ist, verspreche ich alles.
    Sie zieht ein Bett weiter zur Müller-Wurz. Die hat natürlich erst mal nichts Besseres zu tun, als mächtig anzugeben. Mit ihrem Liftfahren. »5 Stockwerke mache ich jetzt locker«, röstet es aus dem Waschbeckenbett. »Ich

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