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Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Frisch gepresst: Roman (German Edition)

Titel: Frisch gepresst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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denke, ihr geht alles zu Fuß«, mische ich mich schnell ein. Die hat ja auch zu allem einen Kommentar. Ätschi, Müller-Wurz. Wer anderen Frauen den Spinat verhunzt. Kommt davon. Doch so beschäftigt, wie die Müller-Wurz mit der Krutznel ist, überhört sie die Bemerkung glatt. Auch noch ignorant. Von anderen erwarten, daß sie jeden Pieps registrieren und abspeichern, und selbst wie eine Diva nur nach dem Lust-und-Laune-Prinzip zuhören.
    Während ich noch schmachtend an den schönen Spinat von heute mittag denke, kommt schon das Abendessen. 17.00 Uhr. Früher als im Altenheim. Geflügelsalat mit Brot. Gewürzgurke und ein Stückchen abgepackter Käse. Aber der Clou ist das Getränk. Fencheltee. »Sie können auch Hagebutte bekommen«, erfahre ich von meiner Lieblingsschwester, der blöden Denunziantin Schwester Christel. Die mit dem Salzteig-Tick. »Na toll«, bedanke ich mich und frage noch schnell, ob auch das Alternativgetränk im Pauschalsatz der Kasse enthalten ist. Sie guckt mich entgeistert an. »Wie bitte?« kommt es aus ihrem rosa Mäulchen. Was die einen Lipglossverschleiß haben muß, unfaßbar. Aber dieses leicht glitschige Aussehen kommt ja angeblich bei Männern 1a an. Ist schließlich ein Flirtsignal. Das laszive Mit-der-Zunge-über-die-Oberlippe-Gehen. Resultat: eine nasse Lippe. Und so wirkt ja nun auch Lipgloss. Feucht. Klebrig. Sexy. Aber so unpraktisch. Im täglichen Leben. Beim Trinken. Die Tassen mit diesen verpappten Rändern. Ekelig. Auch Rauchen. Mit so einer Pampe auf den Lippen. Aber die Petzliesel raucht nicht. Habe ich letzte Nacht ja eindrücklich bewiesen bekommen. Was rege ich mich eigentlich immer noch über solche Tussen auf? Zeitverschwendung. Ich entschließe mich, unser einseitiges Wortgefecht zu beenden. Den Hagebuttentee gibt’s auf dem Gang. Immerhin. Kamille wäre schlimmer gewesen. Laut Frau Krutznel soll ich ja viel laufen. Ich schwinge mich aus dem Bett und mache mich auf die Suche nach dem trinkbaren Tee. Weit ist der Weg nicht. Auf dem Flur steht, wie meistens im Krankenhaus, ein Teewagen, und es gibt sogar schwarzen Tee. Teebeutel. Selbstverständlich keinen frisch aufgebrühten, losen Tee. Aber immerhin. Schwarzen. Hat mir die Lipgloss-Christel doch einfach verschwiegen. »Nicht ärgern, Schnidt, freuen über den Tee, das ist die Devise«, rede ich mir gut zu. Das Abendessen verläuft relativ friedlich. Leichte Konversation über Frau Tratschners Verdauung und die Hoffnung auf die Backpflaumen ihrer Kusine väterlicherseits. Wir beteuern, ihr die Daumen zu drücken. Die Müller-Wurz hofft, morgen endlich heim in ihre WG zu dürfen. Sie kann sich kaum vorstellen, wie doll ich ihr dafür die Daumen drücke. Der Geflügelsalat ist besser, als er aussieht, und die Tratschner schenkt mir ihren. Feiner Zug. Ich wünsche ihr nichts mehr als Verdauung. Mich selbst zieht es nicht so sehr zur Toilette. Der Gedanke, mit diesem gräßlichen Schnitt in meinem Unterleib so was wie Pressen auch nur in Erwägung zu ziehen, ist eine Horrorvision. Braucht kein Mensch.
    Aber bei dem, was ich in mich reinschaufele, wird mir der Gang zum Klo nicht erspart bleiben. »Keine Panik, Schnidt«, beruhige ich mich. Immer erst dann aufregen, wenn es soweit ist. Sonst kann man im Leben ja nichts richtig genießen. Diese Vorab-Hysteriker sind doch nervig. Die, die immer schon warnend Panik verbreiten. Beruflicher Erfolg: Oh je, Achtung, von oben geht’s nur noch abwärts. Da kann man tief fallen. Nur nie zu früh freuen. Am besten gar nicht freuen, dann kann man auch nicht so enttäuscht werden. Ätzend, diese Pessimisten.
    Meinem Appetit hat die Entbindung nicht geschadet. Die zwei Portionen Geflügelsalat verschwinden wie von Geisterhand. Morgen werde ich dafür die doppelte Menge an Bauch- und Beckenbodenübungen machen. Ich nehme es mir jedenfalls ganz fest vor. Ich mag kein schlechtes Gewissen beim Essen und bin Meisterin in Kalorienrechtfertigungen jeder Art. Zum Nachtisch gibt’s mal wieder Kinder. Als würden sie das Essen riechen und hätten Angst, zu kurz zu kommen. Danach muß ich wickeln. Selbst mein »Ach-was-bin-ich-doch-so-erschöpft-Blick« bringt mir keine Rettung. Mein Frisch-Entbunden-Bonus ist verspielt. Vorbei. Gnadenlos abgelaufen.
    Im Wickelkurs habe ich, in aller Bescheidenheit, zu den Besten gehört. Allerdings waren es auch nur Puppen, die wir da frisch gemacht haben. Puppen haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber realen Kindern. Sie halten still und nehmen auch

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