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Frisch getraut: Roman (German Edition)

Frisch getraut: Roman (German Edition)

Titel: Frisch getraut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Glas an die Lippen und kippte seinen Scotch. »Als Kind hab ich mich das oft gefragt.«
    »Ob ich wusste, dass Leo nicht mein Vater war?« Sie lachte, ein hauchiger, belustigter Laut, und trat einen Schritt auf ihn zu. »Ja. Das wusste ich. Der Begriff ›Serienbetrüger‹ wurde speziell für meinen Vater geprägt. Jedes Mal, wenn ich ihn besucht habe, hatte er eine andere Frau. Jetzt immer noch, dabei ist er schon siebzig.« Ein Lichtstrahl schnitt durch die Dunkelheit und beleuchtete Clares Dekolletee, ließ jedoch ihr Gesicht in tintenschwarzem Schatten.
    Die Erinnerung an die Nacht, als sie, abgesehen von einem knappen pinkfarbenen Tanga, splitternackt gewesen war, blitzte in seinem Kopf auf und vermischte und vermengte sich mit der Frau, die jetzt vor ihm stand. Verlangen kroch seinen Unterleib hinab. Er riss den Blick von ihrem Dekolletee los und schaute sich verstohlen um. Das Allerletzte, was er brauchte, um sein Leben noch komplizierter zu machen, war Clare Wingate.
    »Er hält sich immer noch für einen echten Herzensbrecher«, bemerkte sie mit einem kehligen Lachen.
    Sebastian drehte sich auf dem Absatz um und ging ein paar Meter zu einer schmiedeeisernen Bank unter einem zurechtgestutzten Hartriegelbaum, die ohne den weißen Anstrich in der Dunkelheit nicht zu erkennen gewesen wäre. »Ich weiß nicht mal, ob mein Vater eine Freundin oder eine besondere Frau in seinem Leben hat.« Er setzte sich und lehnte sich an das kühle Metall.
    »Er hatte ein paar. Nicht viele.« Dustys gefühlvolle Stimme wehte in der warmen Abendbrise.
    »Ich hab mich immer gefragt, ob zwischen deiner Mutter und meinem Dad was läuft.«
    Wieder stieß sie das kehlige Lachen aus. »Jedenfalls nichts Romantisches.«
    »Weil er der Gärtner ist?«
    »Weil sie frigide ist.«
    Das glaubte er glatt. Eine Sache mehr, die Mutter und Tochter nicht gemeinsam hatten.
    »Willst du nicht zurück zur Party?«, fragte sie.
    »Noch nicht. Wenn ich Lorna Devers noch eine Sekunde zuhören muss, schnappe ich mir eine Fackel und stecke mich selbst in Brand.« Mrs. Devers war jedoch nur ein Grund, warum er nicht vorhatte, in absehbarer Zeit zur Party zurückzukehren. Der andere Grund trug ein blau-weißes Kleid und verfolgte ihn auf Schritt und Tritt.
    »Autsch.« Clare lachte und stellte sich vor ihn.
    »Glaub mir, das ist weniger schmerzhaft, als ihren albernen Geschichten über Fiffi und Püppi zuzuhören.«
    »Ich weiß nicht, wer schlimmer ist, Lorna oder Rich.«
    »Ihr Sohn ist ein Idiot.«
    »Rich ist nicht ihr Sohn.« Sie setzte sich neben ihn auf die Bank, und Sebastian gab auf und fügte sich in sein Schicksal. »Er ist ihr fünfter Ehemann.«
    »Nein.«
    »Doch.« Sie lehnte sich ebenfalls zurück; die Nacht verschluckte sie fast. »Wenn ich noch einmal höre, dass meine Mutter sagt, ich schreibe Frauenliteratur, schnappe ich mir eine Fackel und stecke sie in Brand.«
    »Was ist falsch daran, wenn sie sagt, dass du Frauenliteratur schreibst?« Das Mondlicht schimmerte durch den Hartriegel
und fiel ihr über Nase und Mund. Ihre Fantasie von einem Mund, bei dessen Anblick er sich fragte, ob sie so gut schmeckte, wie sie aussah.
    »Es liegt an dem Grund, warum sie es sagt. Sie schämt sich für mich.« Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Wen wollen wir sonst noch auf den Scheiterhaufen werfen? Außer Lorna und meine Mutter?«
    Sebastian beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf die Knie. Er stellte sein Glas auf den Boden und spähte angestrengt durch die Dunkelheit. Mit Mühe konnte er den Umriss des Kutschenhauses und das Verandalicht über der roten Tür erkennen. »Alle, die sich die Zeit genommen haben, mich darauf hinzuweisen, dass meine Beziehung zu meinem Vater verdammt im Eimer ist.«
    »Deine Beziehung zu deinem Vater ist verdammt im Eimer. Du solltest versuchen, daran zu arbeiten. Er wird auch nicht jünger.«
    Er warf einen Blick auf die Scheinheilige neben ihm auf der Bank. »Hallo, Esel? Hier spricht Langohr.«
    »Was soll denn das wieder heißen?«
    »Dass du dir, bevor du mir gute Ratschläge erteilst, erst mal deine Beziehung zu deiner Mutter anschauen solltest.«
    Clare verschränkte die Arme unter den Brüsten und schaute zu dem Mann neben ihr, an dem die weißen Hemdstreifen noch am besten zu erkennen waren. »Meine Mutter ist unmöglich.«
    »Unmöglich? Wenn es eins gibt, das ich in den vergangenen Tagen gelernt habe, dann, dass Kompromisse immer möglich sind.«
    Sie machte den Mund auf, um

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