Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
ich mache das nur, weil ich scharf auf ihn bin.“
Claire rutschte auf die Kante des Stuhls, den sie neben das Krankenbett ihrer Schwester gezogen hatte. „Wäre das denn so schlecht? Ein Arzt. Unsere Eltern wären ja so stolz auf dich.“
Nicole fing an zu lachen, drückte dann aber schnell die Hand auf ihre Körpermitte. „Nicht. Bitte keine Witze. Es tut weh.“
Das wollte Claire gar nicht hören. „Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist? Ist wirklich nichts aufgerissen durch den Sturz?“
Nicole lächelte. „Wenigstens etwas, worüber ich mich freuen kann. Es ist wirklich nichts aufgerissen. Es schmerzt nur etwas, weil sich die neue Haut schon wieder bildet. Die Wunde hat wohl ein wenig gesickert, aber nichts Schlimmes.“
„Ich wollte, es hätte mich getroffen.“
Nicoles Lächeln wurde breiter. „Ich auch.“
Sie sahen sich an. „Es tut mir leid“, sagte Claire.
„Hör auf, dich zu entschuldigen. Wir haben beide gestritten. Wir haben uns beide hochgeschaukelt. Ich hätte dich wegen Jesse nicht angreifen dürfen. Du hast ja recht. Sie ist schließlich auch deine Schwester, und zumindest hätte ich vorher einmal ein Wort darüber verlieren können, dass ich wirklich vorhatte, sie ins Gefängnis zu bringen. Aber trotzdem, ich bin so wütend auf sie.“
„Das ist mir klar, und es ist auch völlig normal. Du hast auch recht, was die Konsequenzen angeht. Das hatte ich nicht ganz durchdacht. Als Jesse mich anrief, habe ich einfach nur reagiert.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich an deiner Stelle anders gehandelt hätte“, räumte Nicole ein.
Claire hoffte, dass das wahr war. Sie wollte nicht, dass ihre Schwester eine zweite Operation über sich ergehen lassen musste, solange sie noch miteinander im Unreinen waren.
„Wahrscheinlich ist es gut, dass du bei allem, was im Augenblick mit Jesse abgeht, hier bist“, gab Nicole zu. „Einer muss schließlich die Stimme der Vernunft abgeben.“
„Davon bin ich weit entfernt“, sagte Claire, „aber ich möchte gern helfen.“ Sie drückte die Hand ihrer Schwester etwas fester. „Es tut mir leid, dass ich gesagt habe, dass du das ewige Opfer wärst. Das stimmt überhaupt nicht. Du hast so viel allein geschafft, ohne dass dich irgendjemand dabei unterstützt hat. Davor habe ich totalen Respekt.“
Nicole musste einige Male blinzeln. „Es ist überhaupt nicht meine Absicht, das Opfer zu spielen. Bloß in letzter Zeit lauert an jeder Ecke eine neue Überraschung, und selten ist es mal etwas Gutes.“
Das ließ Claire an andere Überraschungen denken.
„Was ist los?“, fragte Nicole. „Du denkst doch an irgendwas. Das kann ich dir ansehen.“
Claire wusste nicht, ob es der richtige Zeitpunkt war, darüber zu sprechen. „Es ist nichts.“
„Ich versuche alles, um nicht an die Operation zu denken, die mir jetzt wieder bevorsteht. Erzähl es mir, bitte.“
„Also gut.“ Claire seufzte. „Ich hatte einen heftigen Streit mit Wyatt. Als ich letzte Nacht weg war, war ich mit ihm zusammen.“
„Etwas in der Art habe ich mir schon gedacht.“
„Er ist überhaupt nicht glücklich mit meiner Jungfräulichkeit.“
„Hast du es ihm vorher oder nachher erzählt?“
„Nachher.“
Nicole erschrak. „Ist er ausgenippt?“
„Ziemlich. Ich weiß eigentlich gar nicht so recht, was die ganze Aufregung soll, aber er hatte einen richtigen Wutanfall.“
Nicole lachte. „Ich habe ihn noch nie gesehen, wenn er einen Wutanfall hat. Das hätte mir Spaß gemacht.“
„Wahrscheinlich. Im ersten Moment schien er eigentlich ganz gut damit klarzukommen. Aber seitdem hat er wohl öfter als einmal darüber nachgedacht.“ Sie unterbrach sich und dachte an das, was er gesagt hatte und sie nie in Erwägung gezogen hatte, nämlich dass sie schwanger sein könnte.
„Wir haben keine Verhütungsmittel benutzt, und jetzt hat er Angst, dass ein Baby unterwegs sein könnte.“
Nicole klappte der Mund auf. „Oh, Mann. Er hat kein Kondom benutzt? Ist das dein Ernst? Ich werde ein Wörtchen mit ihm reden müssen, wenn ich hier rauskomme. Schlimm genug, dass er mit meiner Schwester schläft, aber dann auch noch ohne Schutz? Das ist völlig inakzeptabel.“
Nicole wurde ja richtig beschützerisch. Wer hätte das gedacht? Claire lächelte. „Ich würde mich über ein Baby freuen.“
„Bist du sicher?“
„Ja, ich schon, aber Wyatt nicht. Er ist ziemlich sauer. Er sprach davon, dass er keine Verantwortung übernehmen wolle und dass ich ihn nicht in die
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