Frisch verliebt - Mallery, S: Frisch verliebt
beiden hat denn das Problem? Möchtest du mir dafür die Schuld geben? Oder vielleicht doch eher Drew? Ich denke auch, dass es zum großen Teil seine Schuld ist. An dir kann es ja mit Sicherheit nicht liegen.“
Einen Moment lang funkelte Nicole sie nur wütend an. Dann drehte sie sich um. „Das brauche ich nicht, und dich ebenso wenig. Geh. Verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen.“
Sie wollte an Claire vorbei. Die aber wollte nicht zulassen, dass sie das Gespräch einfach so abbrach, und hielt sie am Arm fest. „Nicht so schnell.“
Nicole versuchte sich loszureißen, aber Claire ließ nicht locker, und zusammen bewegten sie sich langsam auf das große Teigfass zu. Dann bemerkte Claire etwas auf dem Zementfußboden, das aussah wie eine Ölpfütze, aber es war eine Sekunde zu spät.
Im selben Augenblick traten sie auch schon mitten hinein und rutschten zusammen aus. Dabei ließ Claire ihre Schwester los, aber es war zu spät. Sie fielen und schlugen hart auf den Boden.
Claire landete mit dem Hintern zuerst auf dem Zement. Ihr schmerzten die Zähne von dem harten Aufprall. Eine Sekunde lang blieb sie so sitzen, rollte sich dann auf die Knie und wollte aufstehen.
Dabei drehte sie auch den Kopf und sah Nicole, die auf der Seite lag. Ihre Augen waren geschlossen und sie bewegte sich nicht.
Nicole weigerte sich, die Augen aufzumachen. Sie wollte auch gar nicht wissen, wo sie sich befand, doch es war unmöglich, die Sanitäter zu überhören, die sich um sie bemühten. Worte wie Transport und Krankenhaus schreckten sie dann auf.
Widerwillig öffnete sie die Augen und sah zwei Kerle, die sich über sie beugten.
„Da sind Sie ja wieder“, sagte einer von ihnen. „Wissen Sie, wo Sie sind?“
Sie wünschte, sie wüsste es nicht. „Auf dem Fußboden in meiner Bäckerei. Ich kenne den Wochentag und weiß, wer der Präsident ist, falls Sie diese Information brauchen.“
„Den Kopf haben Sie sich also nicht angeschlagen.“
„Jedenfalls nicht mit Absicht.“
An zwei Stellen im Körper fühlte sie einen quälenden Schmerz. Es war ihre Operationswunde und ein Knie.
„Vor zwei Wochen erst ist sie operiert worden.“ Claires Stimme kam von irgendwo her, wo Nicole sie nicht sehen konnte. „Sie dürfte gar nicht hier sein. Es ist alles meine Schuld.“
Ihre Stimme war voller Tränen und Angst.
„Wir hatten uns gestritten. Sie wollte weg, und ich wollte das nicht zulassen. Dann ist sie auf dem Öl ausgerutscht.“
„Beruhigen Sie sich“, sagte einer der Sanitäter. „Ihrer Schwester wird es bald wieder gut gehen. Die Operationsnarbe ist nicht aufgerissen, jedenfalls nicht, soweit man das von außen beurteilen kann. Im Krankenhaus werden sie noch überprüfen, wie es innen aussieht. Ihr Knie macht zwar einen ziemlich üblen Eindruck, aber daran stirbt sie nicht.“
Er sah wieder Nicole an. „Bereit für einen kleinen Aus-Äug?“
„Nicht wirklich.“
„Ich wollte auch nur höflich sein.“
Sie legten sie auf eine Krankentrage, und dabei schoss ihr ein stechender Schmerz durchs Bein, der so heftig war, dass ihr die Luft wegblieb. An ihrem Arm hing eine Infusion, und sie fühlte sich, als wäre sie überfahren worden.
Als sie auf den Krankenwagen zugingen, eilte Claire herbei und nahm ihre Hand.
Zumindest sah sie schon mal so schlecht aus wie Nicole sich fühlte. Claire weinte, und das nicht auf die hübsche Weise. Sie hatte rote Augen und einen ganz geschwollenen Mund.
„Es tut mir so leid“, wiederholte sie ständig. „Es tut mir so leid. Ich wollte doch nicht, dass etwas passiert. Ich hasse es doch nur, wenn du so wütend auf mich bist. Ich liebe dich. Du bist meine Schwester. Du sollst nicht sterben.“
Das war zwar etwas dramatisch, aber doch irgendwie auch wieder nett, wenn auch leicht übertrieben. Nicole konnte sich nicht daran erinnern, wann zuletzt jemand ein solches Aufheben um sie gemacht hatte. Nein, warte. Das konnte sie schon. Es war, als sie aus dem Krankenhaus heimgekommen war und Claire sie erwartete, um für sie zu sorgen. Claire, die sich von ihrem Herzen leiten ließ, nicht vom Kopf. Claire, die ihre Hand festhielt, als wollte sie sie nie wieder loslassen.
„Ich werde nicht sterben“, beruhigte Nicole sie. „Und ich hasse dich auch nicht. Nur manchmal bringst du mich wirklich total auf die Palme.“
„Ich weiß. Du bist auch nicht gerade einfach.“
„Nicht einfach zu sein ist meine beste Eigenschaft.“ Sie luden sie in den Krankenwagen. Claire winkte ihr noch
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